Politik an der Mehrheit vorbei?
[03.02.2005/pk]
Wahlen werden bekanntermaßen durch Mehrheiten gewonnen. Die Mehrheiten
bestimmen also üblicherweise die daraus resultierende Politik der
Gewinnerparteien. Es scheint jedoch ein Gegenmittel gegen Mehrheiten
zu geben: Geld.
Die Tabakindustrie verdient sich dumm und dämlich an der Dummheit des
Volkes, für krank machende Nikotindrogen auch noch eine Unmenge Geld
auszugeben. In Deutschland werden jährlich etwa 150 Milliarden
Zigaretten verkauft. Die Tabakmittel hat also Geld, viel Geld.
In den letzten Jahrzehnten waren unzählige Forderungen nach einer
effektiveren Tabakdrogenpolitik immer wieder torpediert und
verhindert worden. So langsam scheint zwar bei einigen Politikern
eine gewisse Zunahme an Verantwortungsbewusstsein bemerkbar zu sein.
Andererseits ist die Bundesdrogenbeauftragte so bescheiden, für
Dreiviertel der Bevölkerung, also eine deutliche absolute Mehrheit,
nicht einmal vierzig Prozent der Gastronomie mit so genannten
Nichtraucherplätzen auszustatten.
Einmal davon abgesehen, dass diese so genannten Nichtraucherplätze in
der Regel nicht im Geringsten als rauchfrei zu bezeichnen sind, ist
das eine eklatante Diskriminierung der nicht rauchenden
Bevölkerungsmehrheit. Ginge es nach dem Willen von Frau Caspers-Merk,
so müsste sich eine vernünftige Bevölkerungsmehrheit weiterhin dem
egoistischen Diktat einer nikotindrogensüchtigen Minderheit beugen.
Dabei sprechen die Ergebnisse einer Vielzahl aktueller Umfragen eine
deutliche Sprache. In einer Umfrage unter den tagesschau.de-Besuchern
sprachen sich mehr als 68 Prozent für ein rigoroses Rauchverbot in
deutschen Gaststätten aus. Bei einer Umfrage auf heute.de sprachen
sich sich 77 Prozent der Besucher für ähnliche Rauchverbote in
Deutschlands öffentlichen Gebäuden aus, 54 Prozent wollen dies auch
auf Restaurants und Kneipen ausdehnen. Das sind nur zwei Beispiele
von vielen, die alle eindeutig in die gleiche Richtung weisen:
Rauchen ist nicht länger gesellschaftsfähig.
Sind diese Ergebnisse nicht ein Grund für alle Politiker, sich
langsam wieder einmal der Mehrheit zuzuwenden?