Langer Atem gegen das Zwangsmitrauchen erforderlich
Erfolgsmeldungen aus Rothenburg
[02.09.2004/pk]
In der Ausgabe 12 seines Newsletter vom 1.6.2004 berichtete der
Pro Rauchfrei e.V. unter der Überschrift "Krimi um Umfrageergebnisse zu
Rauchverboten in der Gastronomie" von Unregelmäßigkeiten beim Fränkischen
Anzeiger in Bezug auf die Berichterstattung über das Rauchen.
Insbesondere gab es Merkwürdigkeiten bei einer Umfrage des Fränkischen
Anzeigers, die dieser in Verbindung mit dem Artikel "Keiner wagt den
Alleingang"
auf seiner Webseite präsentierte. Bei dieser Umfrage sprach sich eine
absolute Mehrheit für ein Rauchverbot in Restaurants und Cafés aus, das
letzte bekannte Ergebnis ermittelte hierfür einen Stimmenanteil von
53,8% aller Teilnehmer.
Dieses Ergebnis verschwand jedoch plötzlich von der Webseite des
Fränkischen Anzeigers, und wurde mit keiner Silbe mehr erwähnt. Auf
Nachfragen kam nur die kurz angebundene Antwort, dass
dieses Ergebnis offensichtlich manipuliert worden sei. Weitere
Nachfragen konnten dem Fränkischen Anzeiger schließlich noch die
Aussage entlocken, dass die Sache überprüft werde und wir über das
Ergebnis informiert werden sollten. Dieses Versprechen hielt der
Fränkische Anzeiger jedoch trotz mehrerer Nachfragen
nicht ein. Die einzige Reaktion auf alle weiteren Anschreiben war
absolutes Schweigen.
Inzwischen zeigte jedoch der Artikel "Rothenburger Hotels und Gasthöfe
machen gute Angebote - Nichtraucher-Zonen nehmen zu"
des Fränkischen Anzeigers, dass unsere Bemühungen zwar ohne Rückmeldung
blieben, was zumindest ziemlich unfreundlich und unhöflich ist. Aber
immerhin verhallte unser Protest doch nicht ungehört.
So schreibt der Fränkische Anzeiger nun: "Unser vor Wochen
zum Thema Nichtraucher-Eisdielen veröffentlichter Beitrag hat das in
einigen anderen Ländern schon weiter fortgeschrittene Thema verstärkt
ins Gespräch gebracht". Auf eine Befragungsaktion haben sich nicht
nur etwa zwanzig Häuser gemeldet, die über rauchfreie Angebote
verfügen, es konnten sogar schon erste weitere Fortschritte erzielt
werden. Die Rothenburger Pizzeria "Roma" wandelte einen Raum, der zuvor
als Imbiss betrieben wurde, in einen rauchfreien Bereich um.
Der mit 15 Plätzen ausgestattete Raum stößt jetzt schon an seine
Kapazitätsgrenzen, da die Nachfrage nach einer rauchfreien Mahlzeit
deutlich größer ist. Das Angebot wird vor allem von Italienern und
Amerikanern gerne genutzt, die in dieser Beziehung schon von zu Hause
verwöhnt sind. Der Wirt äußerte gegenüber dem Fränkischen Anzeiger,
dass in seinem Heimatland Italien das gesetzliche Rauchverbot nicht nur
zwangsläufig praktiziert, sondern überraschend gut angenommen wird.
Seine Erfahrung in Rothenburg spricht die gleiche Sprache: Viele
Gäste sind nur mittags gekommen, weil abends die Räume immer total
verraucht waren - jetzt kommen solche Leute auch zur späteren Stunde.
Auch in Rothenburg setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass der
Tabakqualm nicht vor imaginären Grenzen halt macht: "Mit
sogenannten 'rauchfreien Zonen' in Form einer Ecke im Raucherraum ist
es freilich nicht getan, denn da werden die Nichtraucher weiter zum
Mitqualmen gezwungen".
Deshalb berichtete der Fränkische Anzeiger exemplarisch über das Hotel
"Reichsküchenmeister", das schon seit über zwanzig Jahren ein
rauchfreies Speisezimmer anbietet. Dieses wird ebenfalls besonders von
amerikanischen Gästen bevorzugt, aber auch besonders gerne von Familien
mit Kindern genutzt. Nach Aussage der Juniorchefin werden zum Frühstück
im Hotel bereits keine Aschenbecher mehr eingedeckt, und für das
Personal gilt während der gesamten Arbeitszeit ein striktes
Rauchverbot. Dreizehn der insgesamt 45 Übernachtungs-Zimmer unterliegen
ebenfalls einem Rauchverbot. Nach Aussage des Fränkischen Anzeigers
wird dies auch von den Gästen honoriert: "Bei
Häusern, die Fragebögen zur Zufriedenheit an ihre Gäste ausgeben taucht
immer öfter ein Lob für genügend 'rauchfreie Zonen' auf. Der Trend
scheint dorthin zu gehen."
Schier Unglaubliches berichtet die Zeitung vom örtlichen Hotel- und
Gaststättenverband, der zu einem "kleinen Überblick zur Situation in
Rothenburger Betrieben" verhalf: "Vorsitzender
Manfred Meinold leitete unsere Anfrage an die Rothenburger Hotels,
Gasthäuser und Restaurants weiter. Acht Gasthöfe und zwölf Hotels
meldeten Positives, sie hatten Nichtraucher-Gästezimmer oder/und
Nichtraucherräume zu bieten. Viele die kein separates
Nichtraucherzimmer haben erklären den Frühstücksraum zur qualmfreien
Zone."
Von diesem echten Beispiel von Kundenfreundlichkeit könnte sich der
DEHOGA mehr als nur eine Scheibe abschneiden. Denn die weit über
hundert Teilnehmer unserer ersten DEHOGA-Aktion erhielten keinerlei
Auskünfte oder Hilfestellung in Bezug auf rauchfreie Gastronomie in
ihrer gewünschten Umgebung. Alle Anfragen wurden nur mit nichts
sagenden und inhaltsleeren Standardbriefen abgespeist. Vielleicht
raffen sich auch die deutschen Gastronomen endlich einmal zum
Widerstand gegen die geschäftsschädigende Politik des DEHOGA auf, die
rein von den Interessen der Tabaklobby gesteuert ist, und keinerlei
Rücksicht auf die Probleme des "kleinen Gastwirtes" nimmt?
Als Ergebnis der zuvor genannten Aktion konnte festgestellt werden,
dass eine rauchfreie Unterkunft schon relativ häufig angeboten wird -
ganz im Gegensatz zu rauchfreien Speisezimmern. Dennoch stellt auch der
Fränkische Anzeiger fest: "Trotz
allem handelt es sich bei der großen Zahl von Beherbergungsbetrieben
und Speisegaststätten bislang nur um bescheidene Nichtraucher-Anfänge.
Noch immer fehlen konsequente Betriebe mit einem generellen Rauchverbot."
Neben der ausführlichen Berichterstattung über den Fortschritt bei
rauchfreien Angeboten in der Gastronomie wird der Artikel des
Fränkischen Anzeigers durch umfangreiche Zusatzinformationen ergänzt.
Erwähnt werden die Bemühungen der WHO um eine rauchfreie Atemluft, auch
das diesjährige Motto des Weltnichtrauchertages "Armut und Tabak – ein
Teufelskreis" der Weltgesundheitsorganisation wird angesprochen.
Auch die gesundheitlichen Konsequenzen werden kurz aber eindrucksvoll
angeschnitten: "Vor
allem Lunge, Mundhöhle, Kehlkopf, Luftröhre, Brust, Magen, Harnblase,
Darm und Gebärmutterhals sind durch den Tabakkonsum vom Krebs
gefährdet. Wobei 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle auf das Qualmen
zurückzuführen sind. Insgesamt werden fast fünf Millionen Menschen im
Jahr zu Tabak-Opfern erklärt. In der Bundesrepublik sind es rund 140.000."
Als eine der wenigen deutschen Zeitungen berichtete der Fränkische
Anzeiger sogar über die positiven Folgen des Rauchverbots in New York,
wie beispielsweise die Abnahme der Raucherzahlen durch das Rauchverbot
(zum Vergleich siehe Artikel "Was ist aus den New Yorker Kneipen geworden?
Eine Bilanz", "Erfolgsmeldung: 100.000 New Yorker gaben das Rauchen auf" und
"Das Märchen vom Kneipensterben in New York").
Der interessante und umfangreiche Artikel des Fränkischen Anzeiger endet
mit den optimistischen Worten: "Nun
ist nur noch zu hoffen, dass die vielgerühmte Fremdenverkehrsstadt
Rothenburg bald zu den Vorreitern der Gesundheitsentwicklung gehört und
bald die ersten Hotels, Gasthäuser, Restaurants und Eisdielen damit
werben, dass bei ihnen totales Rauchverbot herrscht. Das würde
möglicherweise mehr neue Gäste anziehen, als dass Raucher wegblieben."
Fazit: Dieser Bericht des Fränkischen Anzeigers zeigt deutlich, dass
wir mit unserer Vorgehensweise auf dem richtigen Weg sind. Wir müssen
weiterhin unsere vielen kleinen Nadelstiche setzen wo es erforderlich
ist, aber auch immer wieder unser Lob für die Errungenschaften um einen
rauchfreien Lebensraum aussprechen. Auch wenn eine Vielzahl einzelner
Anfragen und Beschwerden nicht einzeln beantwortet werden, so kann
deren Häufung letztendlich doch das Blatt zum Guten wenden.