Praktische Umsetzung am Bahnhof weiterhin unbefriedigend
[22.09.2007/pk]
Seit dem 1. September gilt ein gesetzliches Rauchverbot in allen öffentlichen Verkehrsmitteln, also auch in den Fernzügen. Nicht nur die Fahrgäste von ICE, Intercity und Eurocity können endlich aufatmen, auch im DB Autozug, DB Nachtzug und CityNightLine bleibt die Kippe aus. Ein Sprecher der Bahn weist darauf hin, dass das Verbot "auch in den Abteilen, wo eine Umbeschilderung noch nicht stattgefunden hat" gültig ist. Die Bahn will entsprechende Hinweise in den bisherigen Raucherabteilen nach und nach anbringen.
Fahrgäste hatten immer wieder beklagt, dass die Rauchschwaden auch in den von Raucherwägen weit entfernten Abteilen eine spürbare Belästigung darstellten. In manchen Wagentypen, die vor allem bei den Intercity- und Eurocity-Zügen zum Einsatz kamen, gab es nicht einmal eine räumliche Trennung zwischen Raucher- und Nichtraucherabteilen. Nahverkehrszüge sind bereits seit dem 1. Juli bundesweit rauchfrei.
Rücksichtslose Qualmer sollen in Zukunft nicht mehr mit einer bloßen Ermahnung davonkommen. Verstöße gegen das Rauchverbot sollen auch im Bistrobereich geahndet werden. Das Fachmagazin "Der Mobilitätsmanager" stellt dazu fest: "Europaweit ist die Deutsche Bahn eines der letzten Bahnunternehmen, die bisher großzügig über die gesundheitliche Beeinträchtigung ihrer Fahrgäste hinweggeschaut haben."
Auch wenn nun wenigstens in den Zügen die lang ersehnte Verbesserung der Atemluftqualität kommt, so ist die Belästigung der Bahnkunden damit noch lange nicht beseitigt. Sorgenkind sind weiterhin die Bahnhöfe. Die von der Bahn bereits seit geraumer Zeit als "rauchfrei" bezeichneten Einrichtungen werden zwar etwas rauchfreier als bisher, denn die Raucherbereiche aus den Empfangsgebäuden und Unterführungen sollen entfernt werden.
Die Belastung und die Belästigung durch Tabakqualm auf Bahnsteigen bleibt jedoch weiterhin ein Ärgernis für viele Fahrgäste. In etwa 330 Bahnhöfen mit einem Aufkommen von mehr als 10.000 Reisenden pro Tag sollen die Raucherbereiche auch in Zukunft bestehen bleiben. Neu ist nur, dass die Bereiche nun zusätzlich mit gelben Bodenmarkierungen und Rauchersymbolen gekennzeichnet sind. Zu bemängeln ist daran, dass sich der Tabakqualm bekanntermaßen nicht an Markierungen und andere imaginäre Grenzen hält.
Auch so manchem Raucher ist der Raucherbereich völlig schnuppe, egal ob mit oder ohne bunte Markierungen, Aufkleber und andere leicht zu ignorierende Hinweise. Diejenigen rücksichtslosen Raucher, die all diese harmlosen Appelle zur Rücksichtnahme bisher missachtet haben, nehmen sich auch jetzt die Freiheit heraus, ihre Mitmenschen mit ihrem giftigen und stinkenden Qualm zu belästigen.
Entgegen ihren vollmundigen Ankündigungen setzt die Bahn leider auch weiterhin die Einhaltung des Rauchverbots nicht durch, wie sich drei Wochen nach Inkrafttreten an vielen Großstadtbahnhöfen problemlos feststellen lässt. Die Berichte diverser Zeitungen aus dem gesamten Bundesgebiet zeugen ebenfalls von der mangelnden Durchsetzung des Rauchverbots am Bahnhof. Die unzähligen Zigarettenstummel sind stumme Zeugen jeder einzelnen Übertretung; mit der Beseitigung der Kippenreste kommen die Reinigungskräfte der Bahn kaum nach.
Das Rauchverbot ist in den Köpfen vieler Raucher noch nicht angekommen, wie sowohl die immer noch häufig anzutreffenden Übertretungen zeigen, wie auch die rüden Reaktionen der Qualmer auf entsprechende Hinweise. Auf das Rauchverbot angesprochen reagieren die meisten Raucher mit Unverständnis, manche werden sogar frech, so der Kommentar eines Saubermanns am rauchfreien Dinslakener Bahnhof. Schlagzeilen machte der Fall eines Berliner S-Bahn-Triebwagenführers, der nach einem Hinweis auf das Rauchverbot vom angesprochenen Raucher verfolgt und brutal zusammengeschlagen wurde.
Fazit: Die Bahn hat einen weiteren Schritt in die richtige Richtung vollzogen, sie erfüllt damit jedoch nur das Mindestmaß der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die sogenannten "rauchfreien Bahnhöfe" bleiben weiterhin Etikettenschwindel, solange die offenen Raucherinseln von dort noch nicht verschwunden sind. Selbst ohne kontraproduktive Raucherbereiche lässt sich in der Praxis feststellen, dass rücksichtslose Qualmer die Bahnhöfe auch künftig vollqualmen werden, solange sie nicht durch wirksame Kontrollen und empfindliche Bußgelder daran gehindert werden.