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Fotodokumentationen

Täglich weltweit fast 100.000 Kinder zum Rauchen verführt

Teenager in Sozialen Netzen zunehmend mit Tabakwerbung konfrontiert

[20.02.2010/pk] Treuherzig versichern die weltweit agierenden Tabakkonzerne immer wieder, wie sehr ihnen doch der Schutz Minderjähriger vor Tabakprodukten am Herzen läge. Wie sehr diese Selbstdarstellung der Nikotindrogenhersteller und die Realität auseinander klaffen verdeutlicht eine aktuelle Bekanntmachung der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Den Autoren zu Folge, alle sind Mitglieder der "American Academy of Pediatrics Tobacco Consortium", werden weltweit täglich zwischen 82.000 und 99.000 Kinder zum Rauchen verführt. Viele dieser von der Tabakindustrie angefixten Kinder sind nicht einmal zehn Jahre alt. Laut WHO wird Tabak gezielt an Kinder vermarktet. Die Tabakindustrie sei sich im Klaren darüber, dass sie neue Raucher rekrutieren müsse, um die Aussteiger und Opfer tabakbedingter Todesfälle zu ersetzen, die ihnen als Kunden verloren gehen.

Kinder sind bevorzugte Opfer des Tabakmarketings, denn sie sind in der Entwicklungsphase besonders empfänglich gegenüber den Verführungen und Versprechungen der Werbekampagnen. Und sind sie erst einmal der Nikotindroge verfallen, dann bleiben sie es meist ein Leben lang.

Nicht nur in den reichen Industriestaaten, in denen der mediale Einfluss der Tabakindustrie bisher am besten erforscht wurde, ist die Beeinflussung von Kindern durch Tabakwerbung nachweisbar. Die Verteilung von Gratiszigaretten und eine umfassende Wahrnehmung von Tabakwerbung unter den Kindern in Afrika konnte ebenfalls aufgezeigt werden. Zudem ist dem WHO-Bericht zu Folge die Hälfte aller Kinder, die selbst noch nie aktiv geraucht haben, zu Hause und anderenorts Passivrauch ausgesetzt.

Die Verfasser des Berichts weisen weiter darauf hin, dass Kinder nicht nur durch die offensichtlichen und weitestgegehend anerkannten Gefahren des Rauchens und des Passivrauchens geschädigt werden. Die Tabakdroge beeinträchtigt die Kleinsten auch in nicht unmittelbar auf der Hand liegender Weise. Gerade in weniger begüterten Familien leiden Kinder unter Hunger und Mangelernährung, weil die knappen Mittel für Tabakprodukte statt lebenswichtige Nahrungsmittel aufgewendet werden. Kinder werden als Arbeitssklaven im Tabakanbau ausgebeutet. Kinder werden zum Opfer schmerzhafter oder sogar tödlicher Verletzungen durch Brände, die von Zigaretten verursacht werden. Insbesondere bei Kleinkindern treten Vergiftungen durch verschluckte Kippen auf, die immer wieder tödlich enden.

Die WHO hat diejenigen Länder ermittelt, in denen Kinder am meisten an den direkten und indirekten Folgen der Tabakdroge leiden. Darunter befinden sich die bevölkerungsreichen Staaten China, Brasilien und Indien, deren aufstebende Wirtschaften die Nikotindrogenprofiteure besonders anziehen. In diesen drei Staaten bemüht sich die Weltgesundheitsorganisation um eine vorrangige Umsetzung des IPA-AAP-Globale-Tabakpräventionsprogramms in Zusammenarbeit mit den nationalen pädiatrischen Gesellschaften.

In den wohlhabenderen Ländern übt die Darstellung des Rauchens in Film und Fernsehen einen besonders schädlichen Einfluss auf die Kinder aus, wie seit Jahrzehnten erforscht wird. Die Tabakindustrie und ihre Lobby sind jedoch auch im Internet bereits auf dem Vormarsch, wie eine im August 2009 veröffentlichte Studie der AAP zeigt. Noch hat sich die Tabakdrogenindustrie im Netz nicht so eingenistet, wie in den konventionellen Medien. Man kann jedoch davon ausgehen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sich dieses Verhältnis umgekehrt hat.

Die Studie "Exposure to Tobacco on the Internet: Content Analysis of Adolescents' Internet Use" hat die Internet-Nutzung von 346 Teenagern zwischen 14 und 17 Jahren untersucht. Während der einmonatigen Datenerhebung steuerten die Probanden 1,2 Millionen Internet-Seiten an. Dabei stießen sie bei etwas weniger als einem Prozent der aufgerufenen Seiten auf das Thema Tabak und Rauchen. Tabakkritische Inhalte fanden sich auf 1.572 Seiten. Deutlich höher lag die Zahl von Pro-Tabak-Seiten. Auf 5.055 Seiten fanden sich Inhalte, die zu komplex oder unklar waren, um sie eindeutig zuordnen zu können.

Diese Zahlen sagen allerdings noch nichts über der Nutzungshäufigkeit aus, die für die Wirkung von Werbung besonders bedeutsam ist. Denn überdurchschnittlich viel Zigarettenwerbung fand sich auf den Seiten der Sozialen Netze (Social Networking Sites). Alleine bei MySpace fanden sich 53 Prozent aller tabakbezogenen Inhalte. Wie bereits gut erforscht und bekannt ist, übt die Tabakwerbung in Film und Fernsehen einen schädlichen Einfluss auf das Rauchverhalten von Jugendlichen aus. Somit sehen die Autoren der Studie die große Gefahr, dass mit zunehmender Nutzung der Kommunikation in den Sozialen Netzen die Jugendlichen stärker dem dort auftretenden schädlichen Einfluss von Tabakwerbung ausgesetzt sein werden.

Bereits in der Vergangenheit versuchte die Tabakindustrie, die Verbreitung des Rauchens über den Aufbau sozialen Drucks zu fördern. Wer nicht als Außenseiter dastehen wollte, musste sich diesem Druck beugen, und sei es nur als duldsamer Passivraucher. Die Tabaklobby wendet also offensichtlich die gleichen Strickmuster wie in den letzten Jahrzehnten an, um Kinder und Jugendliche in die Nikotinabhängigkeit zu verführen. Die althergebrachten Methoden zum Aufbau von Gruppenzwang als Marketinginstrument zur Förderung des Rauchens werden nun einfach auf die neuen Medien übertragen.

Die Werbestrategen der Tabakindustrie konzentrieren sich dabei ausgerechnet auf diejenigen Webseiten, die bevorzugt von Heranwachsenden frequentiert werden. Was von den treuherzigen Beteuerungen der Tabakindustrie "wir wollen nicht dass Kinder rauchen" zu halten ist, wird durch dieses Beispiel deutlich vor Augen geführt.


Quellen und weitere Informationen

Beschwerdeautomat
Petition zum Erlass eines generellen Rauchverbots an Schulen
Petition für ein Verbot von Tabakautomaten zur Durchsetzung des Jugendschutzes
Beschwerde über illegale Tabakwarenautomaten in Schulnähe
Beschwerde über BDTA wegen Nichtentfernens von Tabakwarenautomaten in Schulnähe
Anzeige wegen jugendgefährdender Tabakwerbung
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