BAT betreibt geheime Zigarettenfabrik in Nord Korea
[03.11.2005/ls]
Nach einem Bericht der Londoner Tageszeitung "The Guardian" betreibt der
weltweit zweitgrößte Tabakdrogenproduzent British American Tobacco (BAT) seit
vier Jahren eine geheime Zigarettenfabrik in Nord Korea. Im September 2001
gründete BAT zusammen mit der nordkoreanischen staatseigenen Korea Sogyong
Handelsgesellschaft ein Joint-Venture namens Taesong BAT. Zu Beginn wurden
die niedrigpreisigen Kumgangsan-Zigaretten produziert, inzwischen hat sich
der Schwerpunkt auf die hochwertigen Marken "Craven A" und "Viceroy" verlagert,
die angeblich ausschließlich für den nordkoreanischen Markt bestimmt sind.
Die Gesellschaft, an der BAT nach Angaben des Guardian 60 Prozent hält,
beschäftigt etwa 200 nordkoreanische Mitarbeiter. Der jährliche Ausstoß an
Zigaretten beträgt über zwei Milliarden Stück. Die Beteiligung erschien
jedoch in keinem Jahresbericht der BAT, wodurch der Verdacht nach einer
Verschleierung dieses zweifelhaften Engagements aufkeimte. In der
Anfangsphase steckte BAT 7,1 Millionen US-Dollar in das Joint-Venture,
stockte die Investitionen nach dem Zeitungsbericht jedoch weiter auf. Die
Gesellschaft hüllt sich jedoch über die Höhe der Kapitalveränderung in
Schweigen.
Eine Firmensprecherin wiegelte die kritische Anfrage des Guardian ab, dass
es sich bei besagter Beteiligung nur um einen winzigen Teil innerhalb der
BAT-Gruppe handeln würde, der überhaupt nicht erwähnenswert wäre. Die Firma
sei zudem in keiner Weise verpflichtet, ihre Investoren über eine Beteiligung
dieser Größenordnung zu informieren.
Die Kritik an diesen geschäftlichen Aktivitäten in Nord Korea bezieht sich
nicht einmal darauf, dass BAT dort eine höchst gefährliche und
gesundheitsschädliche Droge herstellt. Nord Korea gilt als Land, in dem die
Menschenrechte permanent auf brutale Weise missachtet werden. 200.000 Menschen
werden in Gefangenenlagern im Norden festgehalten. Die
UN-Menschenrechtskommission berichtet von Folter und Ermordungen politischer
Gefangener, Zwangsarbeit, Unterdrückung von Meinungs-, Religions- und
Versammlungsfreiheit, sowie der Einschränkung des freien Informationszugangs.
Amnesty International prangerte öffentliche Hinrichtungen und die Ermordung
von Christen wegen ihres Glaubens an, Millionen Menschen leiden in Nord Korea
unter Hunger und Unterernährung. BAT behauptet nun, so der Artikel des
Guardian, in diesem extrem armen Land jährlich zwei Milliarden Luxuszigaretten
verkaufen zu können.
Die Zeitung zitiert sogar einen japanischen PR-Vertreter, der sich über das
Konzern-Engagement in Nord Korea schockiert zeigte: "Geschäfte mit Nord Korea?
Wo es keine Menschenrechte gibt?" Die britische Organisation ASH (Action on
Smoking and Health) kommentierte, kein Regime könne zu grausam und die
Unterdrückung in keinem Land zu groß sein, um BAT an einem geschäftlichen
Engagement zu hindern.
Die Firmensprecherin äußerte zu diesen Vorwürfen nur lapidar, BAT würde sich
"nicht in die Regierungsangelegenheiten anderer Länder einzumischen". Nach
Angaben der Firma seien bereits die Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten in
Pyöngyang verbessert worden, sie erhalten kostenlose Mahlzeiten und eine gute
Bezahlung. Der Guardian berichtet weiter, dass BAT auf die Anfrage nach der
Gehaltshöhe mitteilte, darüber keine Information zu besitzen, nicht einmal
die Höhe des Verkaufspreises sei ihnen bekannt, da der nordkoreanische Markt
von der Niederlassung in Singapur geleitet werde.
BAT musste bereits vor zwei Jahren eine Fabrik in Myanmar (ehemals Burma) auf
Drängen der britischen Regierung und von Menschenrechtsorganisationen
schließen, nachdem das unter brutaler Militärdiktatur stehende Land massiver
Menschenrechtsverletzungen für schuldig befunden worden war. Die britische
Regierung unterstützt keine Investitionen in Nord Korea.
Der Tabakmulti war in diesem Jahr bereits im Zusammenhang mit Ken Clarke, der
bereits als Gesundheitsminister und Finanzminister in der britischen Regierung
tätig war, in die Schlagzeilen geraten. Als stellvertretender Direktor ist
Clarke nach den offiziellen Angaben der BAT für die Einhaltung der
Menschenrechte in den Ländern zuständig, mit denen die Firma
Geschäftsbeziehungen unterhält.