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Fotodokumentationen

Die "Munich Young Leaders" im Dienste der Tabaklobby

Körber-Stiftung akquiriert Mitwirkende für globales Netzwerk des Tabak-Marketings

[13.02.2010/pk] Die Münchner Sicherheitskonferenz vom 5. bis 7. Februar 2010 löste ein großes Medienecho und viele Kontroversen aus. Tausende Menschen demonstrierten gegen die im Bayerischen Hof tagenden "Waffen-Lobbyisten" und "Kriegstreiber", zu deren Sicherheit große Teile der Münchener Innenstadt durch Tausende Polizisten eingekesselt wurden. Ein nur vordergründig unverfängliches Detail ist jedoch selbst vielen Gegnern nicht bekannt: die Körber-Stiftung lud zum "Munich Young Leaders Round Table 2010" am Rande der Sicherheitskonferenz ein, um Mitwirkende für das globale Netzwerk des Tabak-Marketings zu akquirieren. Die geladenen Gäste waren 25 "zukünftige Entscheidungsträger", so die Körber-Stiftung, die "das Potential haben, in einigen Jahren die Geschicke der Welt mitzubestimmen".

Die "Munich Young Leaders" sind Parlamentarier und Strategen, Journalisten und Manager aus NATO-Staaten, Osteuropa, dem Kaukasus, Nordafrika und dem Nahen Osten. Solche wichtigen Persönlichkeiten in strategischen Positionen braucht die Tabakindustrie, um auch in Zukunft ihre tödlichen Produkte gegen den weltweit wachsenden Widerstand von Medizinern, sozialen Einrichtungen sowie Kinder- und Jugendschützern in den Markt zu drücken. Die Körber-Stiftung spielt hier eine zentrale Rolle bei der Akquisition von Mitwirkenden für das globale Netzwerk des Tabak-Marketings.

Das ZDF schreibt zur Motivation der "Munich Young Leaders": "Hunger, Umweltzerstörung, Ressourcenkonflikte und Terrorismus - die Probleme sind gewaltig und verlangen frisches Denken". Paradoxerweise ist jedoch ausgerechnet die Tabakindustrie, mit der die Körber-Stiftung einen beachtlichen Teil ihrer Einnahmen generiert, gerade in den Bereichen "Hunger, Umweltzerstörung, Ressourcenkonflikte" (siehe DKFZ-Publikation "Tabak - Risiko für Umwelt und Schaden für die Volkswirtschaft") Antreiber und Komplize der zerstörerischen Kräfte. Vor allem in Osteuropa, aber auch Afrika und anderen wirtschaftlich aufstrebenden Regionen ist die Tabakindustrie auf dem Vormarsch und will ihre Position noch deutlich verbessern. Insbesondere in denjenigen Staaten, die noch nicht über eine fortschrittliche Politik und Gesetzgebung zur Tabakkontrolle verfügen, haben die Nikotindrogenhersteller ein massives Interesse, deren Entstehung zu bekämpfen und zu verhindern.

Erfahrungsgemäß schreien spätestens an dieser Stelle die Raucherlobbyisten laut auf, das sei alles doch ein rechter Blödsinn, und beim "Munich Young Leaders Round Table" wäre doch sowieso nicht über Zigaretten, das Rauchen oder die Tabakindustrie im Allgemeinen gesprochen worden. Die Antwort darauf ist sehr einfach: eben weil dies nicht öffentlich diskutiert wird hat die Tabaklobby damit das erste ihrer Ziele bereits erreicht. Fünf Millionen Tote weltweit jedes Jahr und verwüstete Landschaften durch die Tabakdroge sind ebenso wie ausgebeutete Tabakbauern keine Themen, die bei wichtigen Diskussionen über Hunger, Umweltzerstörung und Ressourcenkonflikte einfach ausgeklammert werden dürfen.

Somit wird die Rolle klar, die der Vorsitzende des "Munich Young Leaders Round Table" bei der Veranstaltung zu spielen hat. Dr. Klaus Wehmeier, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Körber-Stiftung, bewahrt die "Hoffnungsträger von Morgen" bei diesen wichtigen Themen wieder einmal ganz subtil davor, zu viel über die Beteiligung der Tabakindustrie an Umweltzerstörung und Ausbeutung zu erfahren, und lenkt die Diskussion auf unverfänglichere Themen. Unter der Leitung der Körber-Stiftung werden die "jungen Politiker und Wirtschaftsvertreter" ganz dezent auf "neue Wege" geleitet, die nicht mit den Interessen der Tabakindustrie kollidieren.

Ein zweites Ziel der Tabaklobby ist eine langfristige Bindung der "zukünftigen Entscheidungsträger". Wer in seiner Karriere von der Körber-Stiftung gefördert wird, wichtige Kontakte vermittelt bekommt und an einer so bedeutenden Veranstaltung wie der Münchner Sicherheitskonferenz teilnehmen darf, der stellt später keine Fragen, woher denn die Körber-Stiftung ihre Einnahmen bezieht und welche unethische Geschäftspolitik sie unterstützt.

Hier muss auch auf die Parallele zum "edlen" Stifter Kurt Adolf Körber hingewiesen werden, der bei der NSDAP Mitglied geworden war, nur um seine persönliche Karriereziele zu verfolgen. Dabei war im Jahr 1940, als Körber in die NSDAP eintrat, bereits einiges über deren Repressalien gegenüber jüdischen Mitbürgern bekannt (beispielsweise die Reichspogromnacht 1938), ganz zu schweigen von einem wahnsinnigen Krieg, in den die Nationalsozialisten Europa hineingezogen hatten.

Zu guter Letzt verfolgt die Körber-Stiftung mit ihrem Engagement, wobei die Unterstützung der "Munich Young Leaders" nur ein Projekt von vielen ist, noch ein weiteres Ziel. Durch soziales Engagement, die Förderung von Kunst, Kultur und Völkerverständigung will die Tabakindustrie davon ablenken, dass sie Produkte verkauft, die bei bestimmungsmäßigem Gebrauch jeden zweiten Konsumenten vorzeitig und oft qualvoll töten. Klangvolle Namen von wichtigen Persönlichkeiten in strategischen Positionen sollen dabei helfen, das angekratzte Image der Tabakdrogenhersteller wieder aufzupolieren.

Indem die "Munich Young Leaders" der Körber-Stiftung ihren guten Namen zur Verfügung stellen, helfen sie ihr bei der Förderung und Vertuschung einer todbringenden Geschäftspolitik. Sie stellen sich selbst damit auf eine Stufe mit einer Industrie, die einer Begutachtung nach ethischen Kriterien nicht Stand hält. Zudem verstoßen sie gegen die Leitlinien zum Umgang mit der Tabakindustrie des WHO-Tabakrahmenübereinkommens (Artikel 5.3), das von mehr als 160 Staaten unterzeichnet, und auch durch die Bundesrepublik Deutschland formal ratifiziert wurde.

Für die Gegner sind die Bezeichnungen Waffen-Lobbyisten und Kriegstreiber Synonyme der Sicherheitskonferenz. Ein gründlicher Blick in die Biografie des "edlen" Stifters Kurt Adolf Körber offenbart, dass diese Bezeichnungen auch auf ihn recht gut zutreffen, trotz all seiner Bemühungen zu Lebzeiten, sich ein soziales Mäntelchen umzuhängen. Körber entwickelte und baute in jungen Jahren mit größtem Eifer Waffen für den mörderischen Krieg der Nazis, wofür unter seiner technischen Leitung auch 3.000 Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Selbst zu seinem 80. Geburtstag äußerte er ohne Bedauern "Ich wollte den Krieg gewinnen, dafür habe ich gearbeitet. Tag und Nacht."

Die Körber-Stiftung pflegt anscheinend dieses mörderische Erbe weiter. Tabakdrogen und Kriegsgerät sind doch, was die Wirkung betrifft, recht eng verwandt. Das Geschäft mit dem Tod, egal ob durch Drogen oder Waffen, ist eine üppig sprudelnde Geldquelle. Mit den richtigen Kontakten in höchsten Kreisen werden die Mordsgeschäfte durchgeboxt, über Grundgesetz, Menschenrechte und ethische Bedenken hinweg.

Abschließend noch einige Beispiele, welche Personen sich von der Körber-Stiftung als "Munich Young Leader" vereinnahmen ließen (vollständige Liste (Quelle: Körber-Stiftung)):
  • Wawrzyniec Smoczynski, Stellvertretender Chefredakteur Auslandsnachrichten, Polityka, Warschau
  • Dr. Ronen Bergman, Senior Security and Intelligence Correspondent and Analyst, Yedioth Ahronot, Tel Aviv
  • Olaf Böhnke, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Büro Dietmar Nietan, MdB, Deutscher Bundestag
  • Barbara Meincke, Wissenschaftliche Koordinatorin Arbeitskreis 4 Internationale Politik und Menschenrechte, Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Berlin
  • Dr. Hartmut Philippe, Referent für Außen-, Sicherheits- und Europapolitik, CDU/CSU-Fraktion, Deutscher Bundestag, Berlin


Quellen und weitere Informationen

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