[16.05.2005/pk]
Ein Forschungsprojekt der Universität Würzburg
ermittelte eklatante Bildungslücken deutscher Schüler in Bezug auf den
Tabakkonsum und seine Folgen. Professor Pauli vom Institut für
Psychologie und seine Mitarbeiter untersuchten, wie sich das
Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und Schulen wirksam kontrollieren
lassen könnte.
Die Studie ergab, dass bei den befragten Gymnasiasten zwar ein
einigermaßen akzeptables Allgemeinwissen über Tabakdrogen vorhanden
ist. Dennoch gibt es bei ihnen auch gravierende Wissenslücken über die
Folgen des Nikotinkonsums.
Völlig unterschätzt wird von den Schülern das Risiko, das ihnen von rauchenden
Eltern aufgebürdet wird. Sie kennen auch die häufigste Todesursache
infolge des Tabakdrogenkonsums nicht. Dass es sich hierbei um
Herz-Kreislauf-Erkrankungen handelt, und nicht um Lungenkrebs, ist
weitestgehend unbekannt.
Andererseits überschätzen die meisten, egal ob Nikotiniker oder nicht,
den Anteil der Raucher völlig. Ebenso die Bedeutung einer Marke für die
Wirkung der Nikotindroge. Auch andere Zusammenhänge werden nicht
wahrgenommen. Beispielsweise die Konditionierung durch regelmäßiges
Rauchen in bestimmten Situationen. Die häufige Zigarette zum Kaffee
ruft bereits nach kurzer Zeit einen echten Zwang hervor, zu jeder Tasse
Kaffee auch immer rauchen zu müssen.
Die Schüler wissen auch nicht Bescheid darüber, dass sowohl
Übergewicht, als auch die Anti-Baby-Pille die schädlichen Wirkungen des
Tabakdrogenkonsums noch verstärken. Und die Nikotiniker unter ihnen
glauben sogar an Märchen, wie eine Steigerung der Leistungsfähigkeit
durch Tabakdrogen, dass sie nicht nikotinabhängig seien, oder die
Clique keinen nennenswerten Einfluss auf ihren Nikotindrogenkonsum
hätte.
Nach jüngsten Untersuchungen sind bereits 30 Prozent aller Jugendlichen
zu den regelmäßigen Tabakkonsumenten zu zählen. Von den befragten
Gymnasiasten bezeichneten sich selbst jedoch nur 22 Prozent als
Raucher. Angesichts der eingangs beschriebenen Wahrnehmungsdefizite
stellt sich bei dieser starken Abweichung allerdings die Frage, ob die
befragten Schüler wirklich so viel vernünftiger als der Durchschnitt
sind, oder letztendlich doch nur ein weiterer nikotindrogenbedingter
Selbstbetrug vorliegt.
Informationen zur Studie:
Prof. Dr. Paul Pauli, Tel. 0931/31-2843, Fax: 0931/31-2733, E-Mail: pauli@psychologie.uni-wuerzburg.de