Zunehmende Rückendeckung für Rauchverbot an Schulen
[04.12.2004/pk]
Eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist ganz klar für ein striktes
Rauchverbot an Schulen. Dies ermittelte eine aktuelle Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts TNS-Infratest im Auftrag des
Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". 79 Prozent der Befragten sprachen
sich dafür aus, sowohl Schülern als auch Lehrern das Rauchen auf dem
Schulgelände ausnahmslos zu verbieten.
In Hamburg hatte es indessen beim "Forum zur rauchfreien Schule"
hitzige Debatten um die Entscheidung für rauchfreie Schulen gegeben.
Insbesondere in den Lehrergewerkschaften waren sich offensichtlich
einige Vertreter der Lehrerschaft ihrer Verantwortung und
Vorbildfunktion nicht bewusst, und hatten sich aus eigennützigen
Motiven gegen das geplante Rauchverbot an den Hamburger Schulen
ausgesprochen.
In dem Forum, an dem etwa 150 Lehrerinnen und Lehrer teilnahmen, sprach
sich Reiner Hanewinkel vom Kieler Institut für Therapie- und
Gesundheitsforschung ebenfalls klar für explizite Verbote aus. Aus
seiner Erfahrung funktioniere ein solches Verbot nicht ohne regelmäßige
Kontrolle und Sanktionen. Es sei jedoch nicht nur eine Angelegenheit
der Schule, die gesamte Gesellschaft müsse umdenken, und auch die
Wirtschaft sich ihrer Verantwortung bewusst werden.
Hanewinkel kritisierte, dass die deutsche Tabakindustrie jährlich 314
Millionen Euro für Werbung ausgibt, und im vergangenen Jahr in elf von
zwölf deutschen Spielfilmen geraucht wurde. Jedoch hätten nicht nur
prominente Personen wie Schauspieler eine wichtige Vorbildfunktion:
diese Rolle kommt in ganz besonderem Maße auch den Lehrern zu. Deshalb
sollten sie generell nicht in Gegenwart ihrer Schüler rauchen, und am
besten das Rauchen völlig aufgeben.
Die bayerische Staatsregierung hatte in diesem Jahr ebenfalls beschlossen,
"Bayerns Schulen sollen rauchfrei werden".
Die Ziele waren anfänglich jedoch nicht besonders ehrgeizig, und mit
langwierigen Appellen an die Vernunft sollten die bayerischen Schulen
bis zum Jahr 2008 möglichst freiwillig rauchfrei werden.
Anlässlich des in Hamburg eingeführten Rauchverbots an Schulen
hatte jedoch auch der bayerische Gesundheitsminister einen Zahn
zugelegt. Erstmalig waren aus seinem Munde die Worte vernommen worden,
im Zweifelsfalle auch Verbote in Erwägung ziehen zu wollen, wenn die
auf Freiwilligkeit basierenden Bemühungen nicht den gewünschten Erfolg
brächten.
Nun wurde am Montag von der bayerischen Regierung der Beschluss
gefasst, bis zum Herbst nächsten Jahres den Tabakkonsum an allen
bayerischen Schulen per Gesetz abzuschaffen. Ministerpräsident Edmund
Stoiber sagte am Montag bei der Kabinettssitzung in München, "die
Schule solle Vorbild für ein gesundes Leben und nicht für eine
gesundheitsschädliche Sucht sein. Die Schule müsse die richtigen
Signale geben und die richtigen Werte vermitteln".
Auch Kultusministerin Monika Hohlmeier wird nun in der betreffenden
Mitteilung der bayerischen Staatskanzlei mit den Worten zitiert "Ich
bin der festen Überzeugung, dass wir ein generelles Rauchverbot
dringend brauchen". Sie nannte die rauchfreie Schule "ein
Schlüsselinstrument, um den Einstieg in das Rauchen zu verhindern".
Die Entscheidung wurde auch von Eltern- und Lehrerverbänden begrüßt.