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Psychisch Kranke rauchen mehr

Allgemein zunehmende Motivation zum Ausstieg aus der Tabakdroge

[14.02.2009/pk] Menschen mit psychischen Problemen greifen viermal so häufig wie der Durchschnitt zum Glimmstängel. Psychisch Kranken fällt es zudem noch wesentlich schwerer, sich von der ohnehin recht hartnäckigen Nikotinsucht zu befreien. Zu diesem Ergebnis kommen australische Wissenschaftler der Universität Melbourne, die Schizophrenie-Patienten in psychologischer Betreuung untersucht hatten.

Während sich die Zahl der Raucher in Australien in den letzten zwei Jahrzehnten halbiert hatte, war diese positive Entwicklung an Menschen mit psychischen Problemen praktisch vollkommen vorüber gegangen. Unter ihnen rauchen etwa viermal so viele (62 Prozent) wie der australische Durchschnitt (16 Prozent). Auch ihr Tabakkonsum liegt um die Hälfte höher als beim Durchschnitt, die stärksten psychisch kranken Raucher konsumieren täglich 80 Zigaretten.

Die Befreiung von der Sucht ist nicht nur für das subjektive Wohlbefinden oder den geplagten Geldbeutel von Bedeutung. Nach Aussagen der Wissenschaftler verschärft der Tabakkonsum "viele der Gesundheitsprobleme, an denen psychisch Kranke ohnehin schon litten". Kristen Saxone-Moeller, Leiterin der Studie: "Kombination mit den Medikamenten, die übergewichtig machen, erhöht das Rauchen die Gefahr für Diabetes, Herzinfarkt oder Schlaganfall unter diesen Patienten. Die meisten Menschen mit einem psychischen Leiden enden nicht durch Selbstmord, sondern sie sterben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen." Aus diesen Gründen sei ein spezielles Entwöhnungsprogramm für psychisch Kranke äußerst wichtig.

Diese Erkenntnisse widerlegen die entrüstete Kritik der Tabaklobby über Ärzte an der Klinik für psychisch kranke Straftäter in Haina, die ein allgemeines Rauchverbot erlassen hatten. Mitglieder der militanten Raucher-Lobbyorganisation "Netzwerk Rauchen - Forces Germany" hatten sich gar ereifert, "Ärzte quälen psychisch Kranke mit NR-Schutz" (Anm. d. Red.: Nichtraucherschutz). Auf Druck der Tabaklobby kippte das Landgericht Marburg ein Rauchverbot an der Klinik, interessanter Weise ohne dabei auf die Hauptargumente des Landeswohlfahrtsverbands als Klinikbetreiber einzugehen.

Hierzu nennt der ärztliche Leiter Dr. Rüdiger Müller-Isberner neben dem Nichtraucherschutz vor allem den "eindeutig niedrigeren Aggressionspegel, wenn generell nicht geraucht wird". Ohne Tabakkonsum bräuchten die Patienten nun deutlich weniger Medikamente, weil deren Abbau durch Nikotin beschleunigt wurde. Zudem waren viele Patienten ohnehin jeden Monat spätestens dann auf Entzug, wenn das Taschengeld aufgebraucht war. Die Aggressivität der Patienten auf Entzug habe zu Diebstählen und Schlägerein geführt. Diese Probleme hatten sich mit dem generellen Rauchverbot erledigt.

Unter psychisch Kranken ist nicht nur die Raucherquote deutlich höher, auch ein Ausstieg aus der Tabakdroge ist weniger häufig erfolgreich. Obwohl sich 59 Prozent gerne von ihrer Sucht lösen würden, hatten es gerade einmal zwölf Prozent erfolgreich geschafft.

Aber nicht nur die überdurchschnittlich stark unter der Tabakdroge leidenden psychisch Kranken würden sich gerne aus den Klauen der Nikotinsucht befreien. 54 Prozent der bundesdeutschen Raucher wollen aktuell mit dem Rauchen aufhören. Dies ermittelte eine repräsentative infas-Umfrage, die im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) unter 3.370 Bundesbürgern im Alter von über 16 Jahren durchgeführt wurde.

Insbesondere unter den jüngeren Rauchern wird die Kippe als lästiger Zwang angesehen. Bei den unter 30-Jährigen Rauchern, die 23 Prozent dieser Altersgruppe ausmachen, haben 57 Prozent die Absicht, die lästige Tabakdroge abzuschütteln. In der Altergruppe über 65 beträgt der Raucheranteil gerade einmal fünf Prozent - die meisten Raucher versterben bereits früher. Hier beabsichten immerhin 41 Prozent der überlebenden Raucher, sich der Tabakdrogensucht zu entledigen.

Als wichtigste Motivation zum Ausstieg aus ihrer Nikotinabhängigkeit nennen drei Viertel der Raucher die mit der Tabakdroge verbundenen Gesundheitsschädigungen. Für 16 Prozent stellen die Kosten das Hauptargument für eine rauchfreie Zukunft dar.

Den aufhörwilligen Rauchern wurde auch die Frage gestellt, mit welcher Methode sie die Nikotinsucht übewinden wollten. 71 Prozent gaben an, "einfach nicht mehr rauchen" zu wollen. 13 Prozent sehen Arzneimittel wie Nikotinkaugummis oder -pflaster als wirkungsvolle Unterstützung. 11 Prozent haben andere Pläne, wie beispielsweise den Besuch eines Seminars zur Rauchentwöhnung.


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