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Philip Morris sponsert heimlich Studien gegen Rauchverbote

[10.02.2007/pk] Nach einem Bericht der "Las Vegas SUN" beauftragte Philip Morris bereits im Jahr 1996 eine Studie, die massive Arbeitsplatzverluste durch ein Rauchverbot demonstrieren sollte. Zu jener Zeit startete der Tabakkonzern seine Manipulationsversuche, um ein mögliches Rauchverbot in Casinos und Bars im US-Bundesstaat Nevada zu unterwandern.

Offiziell waren die Las Vegas und Reno-Sparks Chamber of Commerce als Sponsoren der Studie aus dem Jahr 1996 genannt, die zu dem Ergebnis kam, ein Rauchverbot würde die Wirtschaft Nevadas nicht weniger als dreieinhalb Milliarden Dollar kosten und sage und schreibe 50.000 Arbeitsplätze vernichten. Vor der Allgemeinheit wurde zu diesem Zeitpunkt geheimgehalten, dass der Urheber dieser Studie der Philip-Morris-Konzern war. Die Unabhängigkeit dieser Studie war nicht gewährleistet, der Tabakmulti gab den erwarteten Ergebnishorizont durch ein gewaltiges finanzielles Interesse vor.

Es sei nebenbei darauf hingewiesen, dass hier wieder einmal die Verdrängungstaktik der Tabakindustrie deutlich wird. Längst hat sie erkannt, dass sie eine Diskussion um die Gesundheitsgefahren des Rauchens und des Passivrauchens nicht gewinnen kann. So wird die Auseinandersetzung auf den Nebenschauplatz der Wirtschaftspolitik gelenkt, und mit frei erfundenen Horrorszenarien den verantwortlichen Politikern und ihren noch leichter zu manipulierenden Wählern gewaltige Angst vor einem Rauchverbot eingejagt.

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie war nicht zufällig gewählt, sondern erfolgte just in dem Moment, als die für den Arbeitsschutz zuständige Administrative an einer entsprechenden Regelung arbeitete. Zu dem Zeitpunkt wurden Bauingenieure von Philip Morris gedrängt, bessere Lüftungsanlagen in den Casinos einzubauen, um den offensichtlichen Anteil des Tabakqualms zu beseitigen. Wohlgemerkt ging es dabei nicht um eine ernsthafte Verbesserung der Atemluftqualität, sondern nur um die Beseitigung allzu offensichtlicher Spuren, um leichteres Spiel gegen das bevorstehende Rauchverbot zu haben.

Mit dem üppigen finanziellen Hintergrund des Tabakmultis war diese Manipulation ein Leichtes. 1995 vertrat der Lobbyist Sam McMullen nicht nur die Las Vegas Chamber of Commerce, sondern auch Philip Morris. Der prominente Casino-Lobbyist Harvey Whittemore vertrat nicht nur die Spielhallen, sondern auch die Nummer Zwei unter den Zigarettenfabrikanten R.J. Reynolds. Beide sorgten mit ihrem Lobbying erfolgreich dafür, dass die Casinos vom Rauchverbot verschont blieben. Während anderweitig im Land die Vernunft siegte und Rauchverbote eingeführt wurden, freute sich die Tabakindustrie hier über eine Verhinderung des Rauchverbots durch die lokalen Behörden.

Im Rahmen der 1998 getroffenen Übereinkunft mit den angeklagten Tabakkonzernen veröffentlichte interne Memos zitieren, dass Philip Morris einem Consultant zu diesem Zweck 25.000 US-Dollar gezahlt hatte. Dafür leierte dieser die Studie an und suchte Sponsoren, die ihren Namen für die Veröffentlichung hergaben.

Weitere interne Memos von Philip Morris offenbaren: "Der Hauptteil des Budgets geht an einen Professor der "University of Nevada" der die Studie durchführt, ein kleinerer Teil wird für deren Veröffentlichung zurückgestellt". Erwähnt wird ebenfalls, dass zwei Philip-Morris-Vertreter "emsig dafür gesorgt hatten, die korrekten Protokolle und passenden Fragen bei den durchgeführten nationalen und staatlichen Meinungsumfragen einzubringen".

Die Philip-Morris-Memos dokumentieren auch konzertierte Lobbying-Aktivitäten mit den Casinos und der American Gaming Association. In einer Nachricht an seine Vorgesetzten berichtet eine Philip-Morris-Lobbyistin von ihrem Treffen mit Frank Fahrenkopf, Chief Executive der Gaming Association, und ihrer "Präsentation vor 20 hochrangigen Führungskräften von etwa 20 Einrichtungen in Las Vegas". Die Tabakindustrie drängte auf die Einführung von Lüftungs- und Filteranlagen, um den Rauchern weiterhin gefällig zu sein. Die PM-Lobbyistin berichtete ihren Chefs, die Präsentation wäre "sehr gut angekommen".

Am Ende setzten sich die Casino-Betreiber für Belüftungssysteme ein, um ein Rauchverbot umgehen zu können. Nach Aussage der Geschäftsführerin der American Gaming Association, Judy Patterson, sei diese Entscheidung jedoch nicht gefallen, um die Tabakindustrie zu unterstützen, sondern angeblich nur um dem hohen Bedürfnis der Casinos nach guter Innenluftqualität nachzukommen: "Unsere Mitglieder müssen sich diese state-of-the-art Lüftungsanlagen für Innenräume ansehen".

Eine US-amerikanische Beratergruppe, die die Standards für Lüftungseinrichtungen in den Bauvorschriften verankerte, hat inzwischen festgestellt, dass es keine Belüftungs- und Filtersystem gibt, das die Gesundheitsrisiken des Passivrauchens wirksam beseitigen könnte.


Quellen und weitere Informationen

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