[30.11.2004/pk]
Die zweite Stufe der Tabaksteuererhöhung kommt nun wie geplant zum 1.
Dezember 2004. Pro Zigarette steigt die Tabaksteuer um 1,2 Cent, die
die Tabakdrogen-Industrie in vollem Umfang an ihre Kunden weitergeben
will. Damit kostet in Zukunft eine Schachtel mit 19 Zigaretten etwa
30 bis 40 Cent mehr, bei einem neuen Ladenpreis von etwa 3,50 bis
4,00 Euro pro Packung.
Die Tabaksteuererhöhung wird von der Drogenbeauftragte der
Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, als gesundheitspolitischer
Erfolg gewertet. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums motivierte
die letzte Erhöhung vom 1. März 2004 immerhin fast acht Prozent der
Raucher in Deutschland zum Aufhören. Ein bisschen bedauerlich bei
diesem Erfolg ist nur, dass dieser in erster Linie der konsequenten
Linie des Finanzministers zu verdanken ist, und nicht dem Engagement
des Gesundheitsministeriums. Es verwundert also nicht, dass die
Drogenbeauftragte mit dem Lob für diesen Erfolg vom Mangel eigener
Erfolge in diesem Bereich abzulenken versucht.
Der Erfolg der Tabaksteuererhöhungen wird auch von der Deutschen
Krebshilfe anerkannt. Denn durch einen sinkenden Raucheranteil wird
die Krabsgefahr langfristig deutlich verringert. Dazu Dagmar
Schipanski, Präsidentin der Deutschen Krebshilfe:
"Für viele Menschen sind die aktuellen Preiserhöhungen ein Anlass,
endlich mit dem Rauchen aufzuhören. In Deutschland sterben nach jedes
Jahr rund 140.000 Menschen an den Auswirkungen des Tabakkonsums. Das
sind mehr Todesfälle als durch Aids, Alkohol, illegale Drogen,
Verkehrsunfälle, Morde und Selbstmorde zusammen."
Trotz der vollzogenen Kehrtwende in der Ausbreitung der "Volksseuche
Tabakdrogen" sieht Dagmar Schipanski das Ziel aber noch lange nicht
erreicht. Denn nach wie vor sterben täglich in Deutschland nach
Angaben der Deutschen Krebshilfe im Schnitt 380 Menschen durch das
Rauchen, das durchschnittliche Einstiegsalter liegt bei 11,6 Jahren,
und fast 40 Prozent aller 12- bis 15-Jährigen rauchen.
Deshalb hält die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe weitere
Maßnahmen für dringend erforderlich:
"Wir wollen, dass das Nichtrauchen zur gesellschaftlichen Norm wird.
Die rauchende Minderheit der Bürger soll das im Grundgesetz
verankerte Recht auf körperliche Unversehrtheit der nicht rauchenden
Menschen respektieren."
Das bedeutet, dass das Rauchen überall dort absolut tabu sein sollte,
wo sich Kinder oder nicht rauchende Erwachsene aufhalten. Das gilt
ganz besonders für Büros, Betriebe, Unternehmen, Schulen,
Kindergärten, Sportvereine und Behörden sowie für die Gastronomie.
Dagmar Schipanski kritisiert, dass sich trotz der längst
wissenschaftlich erforschten Gefahren des Rauchens und des
Passivrauchens die deutsche Politik schwer tue, Gesetze und
Verordnungen zum Schutz der Nichtraucher umzusetzen. Es sei absolut
nicht nachzuvollziehen, warum sinnvolle Maßnahmen wie die Abschaffung
aller Zigarettenautomaten in Deutschland (ca. 800.000) zum Schutz der
Jugend nicht voran getrieben würden, was ebenfalls für ein
Tabakwerbeverbot zuträfe. Deshalb findet die Präsidentin der
Krebshilfe für unsere untätigen Politiker deutliche Worte: "Leider
stellen unsere politischen Vertreter wirtschaftliche Interessen nach
wie vor über die Interessen einer gesunden und rauchfreien
Bevölkerung".
Damit wird auch verständlicher, warum sich die
Bundesdrogenbeauftragte mit den Erfolgen des Finanzminsters schmücken
muss.
Ausblick:
Nach Angaben eines Sprechers des Bundesfinanzministeriums will
Minister Hans Eichel auch die dritte Stufe, wie gesetzlich
vorgesehen, am 1. September 2005 umsetzen. Dann soll die Steuer je
Zigarette um weitere 1,2 Cent steigen.
Anmerkungen: Nur die Quoten-Miesmacher der Republik von der FDP wollen den Erfolg
der Tabaksteuererhöhungen nicht wahrhaben. Unisono mit dem Verband
der Cigarettenindustrie zweifelt FDP-Fraktionsvize Carl-Ludwig Thiele
die Ergebnisse an, und fordert weiterhin die Rücknahme der
Tabaksteuererhöhungen. Bleibt zu hoffen, dass wir zu diesem Thema
bald nur noch bemerken können: "Und wenn sie nicht gestorben sind,
dann unken sie noch heute...".