Sponsoring des ZDF-Sommerfests durch Philip Morris
Bundeskanzlerin Merkel wirbt für Zigarettenhersteller
[11.08.2012/pk]
Am 2. Juli 2012 fand der Sommertreff des ZDF statt. Unter den mehr als 2.000 Gästen befanden sich neben den vertretenen Krimikommissaren, Moderatoren und Talkprominenz auch eine Vielzahl Politiker höchsten Ranges. Diese zeigten nicht die geringste Scheu vor der dominanten Präsenz des Sponsors Philip Morris. Was die teilnehmende bundespolitische Führungselite betrifft, stellt das einen klaren Verstoß gegen die von Deutschland ratifizierte WHO-Tabakrahmenkonvention dar, die ihnen eine notwendige Distanz vor diesem mörderischen Industriezweig auferlegt.
Neben Bundeskanzlerin Merkel waren zehn BundesministerInnen anwesend, darunter Steinmeier, Ramsauer, Trittin, Bartsch und Rösler. Auch die Opposition wollte nicht fehlen, verteten unter anderem durch Cem Özdemir vom Bündnis 90/Die Grünen. Bereits im letzten Jahr hatte sich die Bundeskanzlerin mit Außenminister Westerwelle und weiteren Spitzenpolitikern vor dem Logo des Sponsors Philip Morris ablichten lassen. Unsere politische Führungselite muss sich also den Vorwurf gefallen lassen, sie würde einem Tabakkonzern bei der Aufwertung seines angeschlagenen Ansehens behilflich sein, dessen Produkt jedes Jahr unzählige Konsumenten tötet. Das passt überhaupt nicht zu dem von ihnen geschworenen Amtseid, "Schaden vom deutschen Volk abzuwenden".
Entsprechend regte sich heftiger Protest, der sich sowohl gegen die Unverfrorenheit der teilnehmenden Polit-Prominenz, als auch gegen das ZDF als Veranstalter richtete. Denn als öffentlich-rechtliche Sendeanstalt erhält das ZDF jährlich Milliarden aus Zwangsgebühren, und ist somit nicht im Geringsten auf die finanzielle Unterstützung durch eine zwielichte und Tod bringende Industrie angewiesen.
Einzelne Mitarbeiter des ZDF äußerten einem Bericht des Forum Rauchfrei zufolge Sympathien für die Kritik am Sender, konnten dies aus Angst um ihren Arbeitsplatz jedoch nur inoffiziell tun.
Die Aufdringlichkeit des Sponsors Philip Morris ließ die Veranstaltung zu einem plumpen und stinkenden Werbespektakel für Tabakdrogen verkommen. Gäste berichteten dem Forum Rauchfrei, "dass sich das Zelt von Philip Morris direkt vor der Alten Nationalgalerie unmittelbar neben der Hauptbühne im Mittelpunkt der Feier befand und dort reichlich Gratiszigaretten an die Gäste verteilt wurden". Dadurch vergällte der Tabakmulti den nicht rauchenden Besuchern das Vergnügen an dem Spektakel, denn es wurde "extrem viel geraucht [...], deutlich mehr als sonst bei vergleichbaren Veranstaltungen".
Insgesamt hatte sich das ZDF gegenüber Philip Morris äußerst entgegenkommend gezeigt, und ganze vier Zeltzellen zur Verfügung gestellt. Zudem durfte sich der Tabakdrogenproduzent dem Publikum sogar in der ZDF-Lounge mit einem Zigarren-Stand aufdrängen. Mit Recht empört sich das Forum Rauchfrei über diesen "Skandal, dass das kulturelle Ansehen der Alten Nationalgalerie und der gesamten Museumsinsel (UNESCO-Weltkulturerbe) dank ZDF für die Philip-Morris-Promotion missbraucht wurde".
Für Philip Morris hat das ZDF auch seine eigenen Prinzipien über Bord geworfen. Die "Richtlinien für Werbung und Sponsoring" untersagen Tabaksponsoring für Sendungen ausdrücklich. Einen Hinweis darauf seitens von Meedia.net schmetterte das ZDF lapidar mit der Bemerkung ab, der entsprechende Passus der Werberichtlinie würde eben für Veranstaltungen nicht gelten.
Wie das Forum Rauchfrei erläutert, sei kein wesentlicher Unterschied zwischen Sendungen und Veranstaltungen ersichtlich. Untermauert wird diese Sichtweise durch die Tatsache, dass sowohl das ZDF selbst ebenso wie Fotoagenturen für die mediale Verbreitung der Veranstaltung sorgen, und insbesondere die vielen Prominenten werbewirksam vor der Sponsorenwand zeigen.
Die Verantwortlichen des ZDF stehen bei diesem Treiben nicht einfach tatenlos im Hintergrund, sie unterstützen es aktiv. Der Intendant Thomas Bellut, der Programmdirektor Norbert Himmler oder auch der Unterhaltungschef Manfred Teubner des Senders, sie alle posieren mit den anwesenden Promis vor dem Philip-Morris-Logo. Die Boulevard- und Klatschpresse verbreitet dann mit den Fotos von Stars und Sternchen auch die Werbebotschaft von Philip Morris im ganzen Land - ohne dass der Tabakkonzern die sonst dafür übliche Vergütung zahlen müsste. Und unter Umgehung des Werbeverbots für Tabakwaren, das auch Image-Werbung der Tabakindustrie einschließt.