Internationale Tabakkonzerne wollen Staaten das Fürchten lehren
Einschüchterungspraktiken und Störmanöver der Tabakindustrie
[31.05.2012/ÄARG]Schluss mit den Einschüchterungspraktiken und Störmanövern der Tabakindustrie! Unter dieses Leitthema hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den diesjährigen Weltnichtrauchertag gestellt. Sie will damit die Weltöffentlichkeit wachrütteln, da die internationalen Tabakkonzerne immer aggressiver die staatlichen Maßnahmen zum Schutz vor den Gefahren des Tabakkonsums angreifen und unterminieren.
Aktueller Anlass für die Warnung der WHO sind die massiven Klagen internationaler Tabakkonzerne gegen Länder, die die Vermarktung von Tabakprodukten stärker einschränken wollen. So überziehen vier der Weltmarkt-beherrschenden Tabakkonzerne, Philip Morris, British American Tobacco, Imperial Tobacco und Japan Tobacco, den Staat Australien mit einer milliardenschweren Klage gegen die Einführung einheitlicher Zigarettenpackungen. In Uruguay strengt Philip Morris ein Verfahren gegen die Aufbringung großer bildlicher Warnhinweise auf Zigarettenpackungen an. Anderen Staaten drohen die Tabakkonzerne schon in der Planungsphase mit Klagen, vor allem Staaten, die ihnen finanziell wenig entgegenzusetzen haben. Ein jüngstes Beispiel: Namibia.
Die attackierten Staaten folgen mit ihren Maßnahmen gegen das Tabakmarketing den Empfehlungen der WHO-Rahmenkonvention zur Tabakprävention. Die WHO sieht daher die Störaktionen der Tabakindustrie als einen Angriff auf die Rahmenkonvention selbst und ist alarmiert. Die Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan, brachte es bei ihrer Eröffnungsrede zur 15. Weltkonferenz Tabak oder Gesundheit im März 2012 auf den Punkt: "Der Tabakkonsum ist die Nummer Eins der vermeidbaren Todesursachen in der Welt." Und zur gegenwärtigen Strategie der Tabakindustrie: "Der Wolf verbirgt sich nicht länger im Schafspelz, er zeigt seine Zähne!"
"In Deutschland hatten die Tabakkonzerne bisher keinen Anlass, die Zähne zu zeigen", stellt Friedrich Wiebel, Vorsitzender des Ärztlichen Arbeitskreises Rauchen und Gesundheit e.V., fest. "Noch agiert die Bundesregierung wie ein Partner, trifft sich mit Tabaklobbyisten hinter verschlossenen Türen und sprechen mit ihnen die Strategie zur Tabakprävention ab. Erst wenn die Regierung einschneidende Maßnahmen gegen die Interessen der Industrie vornimmt, wird sich auch hier das wahre Gesicht der Tabakindustrie zeigen", sagt Wiebel voraus. Er bilanziert: "In den letzten zehn Jahren sind in Deutschland mehr als eine Million Menschen vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums gestorben. Mitverantwortlich dafür sind die Zigarettenkonzerne, die mit ihren suchterzeugenden und gesundheitsschädlichen Produkten die Hälfte ihrer langjährigen Kunden in den Tod schicken. Mitverantwortlich ist aber auch die Bundesregierung, die nicht das ihr Mögliche unternimmt, die Gesundheit der Bürger vor der Manipulation der Zigarettenhersteller zu schützen. Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung der Tabakbranche die Zähne zeigt!"
Weitere Auskunft erteilt: Prof. Dr. Friedrich Wiebel, Bundesvorsitzender des Ärztlichen Arbeitkreises Rauchen und Gesundheit e.V., wiebel@aerztlicher-arbeitskreis.de