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Fotodokumentationen

Tabaklobby will Passivrauchlüge stärker propagieren

Strategiewechsel im Kampf um die Lufthoheit in der Gastronomie

[31.07.2010/pk] Die Tabakzeitung verkündete bereits vor dem Volksentscheid in ihrer Ausgabe 13/10 vom April: "Wenn Bayern fällt, fällt nicht nur ein großer Konsumentenmarkt, sondern es kann Signalwirkung auf das gesamte Bundesgebiet haben." In der Tat wurde nach dem erfolgreichen Ausgang des Volksentscheids in Bayern die Forderung nach einem besseren Nichtraucherschutz in den übrigen Bundesländern mit Nachdruck erhoben. Die Aussichten haben sich nach dem bayerischen Erfolg deutlich verbessert. Doch die Tabakindustrie verteidigt ihre Pfründe mit Zähnen und Klauen, denn kein Geschäftsfeld ist so lukrativ wie der Handel mit Drogen, egal ob legal oder illegal.

Den Kampf gegen den bayerischen Volksentscheid "Für echten Nichtraucherschutz" führte die Tabaklobby hauptsächlich unter dem Motto "Freiheit und Toleranz". Das bayerische Wählervolk ließ sich von diesem plakativen Slogan jedoch nicht blenden und erteilte den Beeinflussungsversuchen der Tabakindustrie eine Abfuhr. Denn jedes Kind weiß inzwischen, dass Tabakprodukte für Abhängigkeit und Sucht stehen, dass Rauchen unfrei macht. Und Toleranz ist bei einer egoistischen Suchtbefriedigung auf Kosten der Gesundheit der Mitmenschen keineswegs angebracht.

So musste die Tabaklobby nun einsehen, dass die breite Bevölkerungsmehrheit (von einigen unbelehrbaren Nikotinsüchtigen einmal abgesehen) auf die Sprüche von "Freiheit und Toleranz" nicht mehr hereinfällt. Dazu die Tabakzeitung (DTZ-Ausgabe 28/10): "MUT-Vorsitzender Oliver Kopp hat völlig Recht, wenn er feststellt, dass die Schlagworte Freiheit und Toleranz in einer auf vielen Feldern verunsicherten Gesellschaft ihre Zugkraft eingebüßt haben." An dieser Stelle sei die Bemerkung erlaubt, dass die Sichtweise des MUT-Vorsitzenden bezüglich der "auf vielen Feldern verunsicherten Gesellschaft" doch recht eigenwillig ist. Die vermeintliche Sicherheit, wie sie die Tabakindustrie bietet, besteht einfach darin, der Bevölkerung die Risiken und Gesundheitsgefahren des Rauchens und des Passivrauchens zu verheimlichen.

Die Tabakzeitung beklagt: "Das Grundproblem ist, dass die öffentliche Debatte absolut emotional geführt wird." Dabei war der Tabaklobby die emotionale Diskussion solange recht, wie sie einen nennenswerten Einfluss darauf ausüben konnte. Damit ist nicht nur die Steuerung der zentralen Diskussionsthemen gemeint, sondern auch ganz wesentlich die Verheimlichung der negativen Fakten über Tabakwaren und deren Konsum. Vor allem durch das Internet, das nicht mehr zentral kontrollierbar ist, hat sich das Informationsmonopol der Tabaklobby weitestgehend verflüchtigt.

So kommt der von der Tabakzeitung zitierte Vorsitzende der Vereinigung Mittelständischer Unternehmen der Tabakwirtschaft (MUT) Oliver Kopp zu dem Schluss, ein neues Motto für den Kampf gegen die Nichtraucher müsse her. Da der Slogan "Freiheit und Toleranz" seine Tauglichkeit für die Zwecke der Tabaklobby eingebüßt habe, sei es wichtiger "die erwiesene wissenschaftliche Fragwürdigkeit von Studien, die überzogene gesundheitlichen Risiken durch Passivrauch behaupten und damit die Basis für totale Gastrorauchverbote bilden, stärker herauszustellen."

Dieses nur auf den ersten Blick recht harmlos erscheinende Zitat hat es in sich. Denn dahinter verbirgt sich nichts anderes als die altbekannte Progaganda von der so genannten Passivrauchlüge. Der Begriff Passivrauchlüge ist ein Mittel zur Verunglimpfung der Passivrauchgeschädigten und zur Diffamierung der Forschungsarbeiten und -ergebnisse, die eine Schädlichkeit des Passivrauchens belegen. Die Passivrauchlüge wird unter anderem auf Raucherlobby-Webseiten propagiert, wie beispielsweise smokersnews.de oder verbotswahn.de.

Die Passivrauchlüge ist ein Instrument der Tabaklobby, mit der sie wissenschaftliche Erkenntnisse nicht etwa mit wissenschaftlichen Methoden widerlegt, sondern durch simple Marketing-Tricks in den Schmutz zieht. Diese Marketing-Tricks haben aus der Sicht der Tabaklobby den unschätzbaren Vorteil, dass sie praktisch verzögerungsfrei und ohne großen Aufwand gegen alle Forschungsergebnisse angewandt werden können, weil sie keine langjährige Forschungstätigkeit auf dem betreffenden Gebiet erfordern. Für diese Verunglimpfung ist nicht einmal eine fachlich qualifizierte Person erforderlich, es genügt einfach ein wortgewandter Verbalakrobat.

Mit der Propagierung der Passivrauchlüge will sich die Tabaklobby mehrerer Probleme entledigen. Seit das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) nachgewiesen hat, dass jährlich in Deutschland mehr als 3.000 Menschen am Passivrauchen versterben, kann sich die Tabakindustrie nicht mehr ausschließlich auf die "Eigenverantwortlichkeit des mündigen Rauchers" berufen. Denn der Tabakkonsum schädigt nicht nur Raucher, sondern auch die Mitmenschen. Der Hinweis auf die angebliche Passivrauchlüge ist also für viele Raucher eine willkommene Ausrede, um keinerlei Rücksicht auf die Mitmenschen nehmen zu müssen.

In Deutschland sind fast 10 Millionen Menschen von Asthma und COPD betroffen. Sie leiden besonders unter den gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Passivrauchen. Indem Raucher und Tabakindustrie das Passivrauchen einfach als unschädlich erklären, stehlen sie sich gegenüber den Betroffenen aus der Verantwortung. Die Diskussion um ein Rauchverbot im Auto zum Schutz der Kinder lässt sich ganz bequem abwürgen, indem Passivrauchen als unschädlich erklärt wird. Ebenso die Frage nach der Verantwortung für Mittelohrentzündungen oder Asthma bei Kindern rauchender Eltern. Auch dem Arbeitsschutz für Gastronomiebeschäftigte wäre jegliche Grundlage entzogen, wenn das Passivrauchen wirklich harmlos wäre.


Quellen und weitere Informationen

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