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Gründung der Genießer-Partei aus Wut über Rauchverbot

Zigarrenhändler Poerz will Politik machen

[17.01.2008/pk] Der Verband der Cigarettenindustrie (VdC) hat sich inzwischen nach Bekanntwerden seiner zweifelhaften Geschäftstätigkeit aufgelöst. An seiner Stelle treten nun immer neue Gruppierungen ins Licht der Öffentlichkeit, die eine immer absurdere Polemik gegen die gesetzlichen Rauchverbote verbreiten.

Als eine solche zwielichte Gruppierung muss auch die so genannte "Genießer-Partei in Gründung" angesehen werden. Mit den beliebten Schlagwörtern "Freiheit und Toleranz" versuchen sie, Tabakopfer als Mitglieder zu gewinnen. Es ist inzwischen hinlänglich bekannt, wie diese Begriffe von Tabaklobbyisten missbraucht wurden und auch weiterhin missbraucht werden.

Auf ihrer Webseite schreiben die angeblichen Genießer ehrlicherweise "Das Thema Rauchverbot ist dieser Tage in aller Munde und war auch der Hauptauslöser für die Gründung der Genießer". Aber Rauchen ist schließlich out, und wer möchte schon "out sein" als Hauptziel in seinem Parteiprogramm stehen haben? Darum folgt sofort der missglückte Versuch, dieses Hauptanliegen zu kaschieren: "Grundsätzlich möchten wir hier klarstellen, dass wir keine Raucherpartei sind!".

Weitere Fakten lassen die angeblich hehren Ziele der so genannten "Genießer-Partei in Gründung" nicht in einem so rosigen Licht erscheinen, wie es der Gründer gerne hätte. Bedenklich ist, dass es sich bei diesem um niemand anderen als Heiko Poerz handelt, Geschäftsführer von ClubCigars & SmokerClub Limited. Poerz handelt auch unter der Internet-Adresse clubcigarren.com mit Nikotin-Drogen. Ist es nun deshalb abwegig, bei ihm ein gewisses geschäftliches Interesse unter dem Mantel seiner Parteipolitik zu vermuten?

Wie es tatsächlich darum steht, zeigen die Ausführungen auf dem Internet-Auftritt dieser verschleierten Raucherpartei. Dort ist zu lesen: "Wir sind ausdrücklich für Rauchverbote und auch für eine Ausweitung". Das hört sich ganz wunderbar politisch korrekt an. Jedoch steht nur wenige Sätze später bereits der Widerspruch zu dieser Behauptung: "wir fordern daher die Politiker auf, die Rauchverbote dahingehend zu ändern, dass das Rauchen in ausgewiesenen Raucherlokalen, Raucherclubs und Raucherzimmern erlaubt ist und natürlich auch in Tabakwarengeschäften".

Ein Interview mit "Der Westen" offenbart Poerz als billigen Populisten. Die Wut über das Rauchverbot alleine ist noch zu dürftig, um als Parteiziel viele Wählerstimmen zu gewinnen. Darum müssen noch einige weitere plakative Forderungen her, die möglicherweise auch noch Frustrierte aus anderen Lagern anziehen könnten: "Abschaffung unnötiger Tempolimits ('unser Problem sind Idioten auf der linken Spur') und Autobahngebühren für Durchreisende".

Die so genannte "Genießer-Partei in Gründung" könnte sich letztendlich ebenso als Marketing-Gag von Tabaklobbyisten erweisen. Ähnlich wie Alexander Schoppmanns gescheiterte Raucherfluglinie "Smintair", die sich jahrelang in Gründung befand, in unzähligen Talkshows als Diskussionsanheizer herhalten musste und zu immer neuen Terminen angekündigt wurde. Es wird dieser Splittergruppe wohl kaum gelingen, die wirklichen Genießer für sich zu gewinnen. Vor allem jetzt, wo sich die nicht rauchende Bevölkerungsmehrheit endlich wieder zum Genießen in die Öffentlichkeit begeben kann, wo sie jahrzehntelang vom beißenden Tabakqualm diskriminiert und ausgegrenzt wurde.


Quellen und weitere Informationen

Anmerkungen:

Ergänzung vom 18.02.2008: Herr Poerz fühlte sich von dem Begriff des Drogenhandels im Zusammenhang mit seinem Zigarrenverkauf beleidigt und verleumdet, da er nach Aussage seines Rechtsanwalts Kai Kern nicht mit illegalen Substanzen im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes handelt. Leider unterliegt der Tabakwarenhändler damit dem Irrtum, unter Drogen seien nur die im Betäubungsmittelgesetz genannten Substanzen zu verstehen, im Wesentlichen also illegale Drogen und verschreibungspflichtige Betäubungsmittel. Die Bezeichnung Droge ist jedoch einfach ein Synonym für Rauschmittel, und enthält keinerlei Wertung im juristischen Sinne, weder in Bezug auf Legalität, Illegalität oder gar ein bestimmtes Gesetz, wie beispielsweise das Betäubungsmittelgesetz. Auch die Alltagsdrogen Tabak und Alkohol sind, wie der Begriff bereits beinhaltet, seit langem als Drogen anerkannt.
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