[15.12.2004/pk]
Jeder denkende Mensch weiß, dass es kein Zufall sein kann, dass im
vergangenen Jahrzehnt der Anteil von Kindern und Jugendlichen an den
Nikotinsüchtigen dramatisch zugenommen hat, und das Einstiegsalter in
die Tabakdroge bereits unter zwölf Jahren liegt. Profiteur dieser
bedenklichen Entwicklung ist in jedem Fall die Tabakindustrie.
Für eine vernünftige Aufklärungsarbeit - die insbesondere auch so
mancher unsere Politiker dringend benötigt (Beispiel Brigitte Zypries mit
ihrer Behauptung, die Zigarettenautomaten wären doch in Detuschland schon
längst von der Straße verschwunden)
ist natürlich eine gesunde Faktenbasis erforderlich. Hier leistet das Deutsche Krebsforschungszentrum hervorragende Arbeit.
Auf der 2. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle, die heute begann,
kritisierte Dr. Martina Pötschke-Langer, "der Zigarettenmarkt ist zu
einem Kindermarkt geworden". In den Kampagnen der Tabakindustrie würden
gezielt alle Sehnsüchte der Kinder und Jugendlichen angesprochen.
Besonders gefährdet seien junge Mädchen, die durch die Tabakwerbung
manipuliert Rauchen mit Schönheit, Erfolg und Sexualität gleichsetzten.
Bereits jetzt sind die Folgen der überdurchschnittlichen Zunahme des
Tabakdrogenkonsums bei jungen Mädchen und Frauen deutlich wahrnehmbar
(siehe Artikel "Tödliche Emanzipation").
Darum fordern die Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums
in Heidelberg ein umfassendes Tabakwerbeverbot, das auch Kioske und
Medien umfassen soll. Dr. Pötschke-Langer spricht sich zudem klar für
höhere Preise von Tabakprodukten aus. Dadurch würde insbesondere die
Zielgruppe der Jugendliche stärker in ihrem Tabakdrogenkonsum gebremst.
Auf der Konferenz sprach sich Helmut Siekmann von der juristischen
Fakultät der Universität Bochum für ein Bundesgesetz zum Schutz vor dem
Passivrauchen aus. Ein solches Gesetz, das Rauchen in öffentlichen
Räumen verbieten soll und insbesondere auch für Schulen und
Bildungseinrichtungen gelten muss, ist dringend notwendig.
Bisher hätten jedoch der starke Einfluss der Tabaklobby und die hohen
Einnahmen aus der Tabaksteuer jede Gesetzesinitiative gestoppt. Die
Politik müsste alleine schon aus wirtschaftlichen Gründen das Rauchen
intensiv und effektiv bekämpfen. Die Realität sieht jedoch traurig aus.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
gab im Jahr 2002 nur die lächerlich niedrige Summe von einer Million
Euro für Kampagnen gegen das Rauchen aus. Die Einnahmen aus der
Tabaksteuer beliefen sich im gleichen Zeitraum jedoch auf das
14.000-fache dieses Betrags.
Für einen kleinen Einblick in die volkswirtschaftlichen Kosten des Rauchens
sei dem geneigten Leser eine Studie des GSF-Forschungszentrums für Umwelt
und Gesundheit empfohlen.