Wirkungsvolle Präventionskampagnen zum Schutz der Jugend
[24.11.2007/pk]
Die Zahl der Raucher unter den irischen Jugendlichen ist seit 1998 um mehr als ein Viertel gesunken, wie eine Studie des Health Promotion Research Centre der National University of Ireland in Galway ermittelte. Die Erhebung im Auftrag des irischen Gesundheitsministeriums ergab eine deutlich reduzierte Raucherquote unter den Zehn- bis Siebzehnjährigen.
Die HBSC-Studie (Health Behaviour in School aged Children Survey 2006) ergab weiterhin, dass die Zahl der Jugendlichen, die jemals eine Zigarette geraucht hätten, um 13 Prozentpunkte zurück gegangen ist. Nach 49 Prozent im Jahr 1998 lag diese Quote bei 41 Prozent im Jahr 2002 und schließlich 36 Prozent im Jahr 2006. Hinsichtlich des gegenwärtigen Rauchverhaltens bezeichneten sich 15 Prozent der Zehn- bis Siebzehnjährigen als Raucher. Im Jahr 1998 lag diese Quote noch bei 21 Prozent.
Das irische Office of Tobacco Control (OTC) begrüßte diese Entwicklung, warnte jedoch vor verfrühter Euphorie. Der Leiter des OTC, Éamonn Rossi, wies darauf hin, dass interne Forschungsergebnisse bestätigt hätten, dass der Einstieg in die Nikotinsucht überwiegend eine Kindheitserscheinung sei. Über drei Viertel alle irischen Raucher verfielen dem Laster bereits deutlich vor dem 18. Lebensjahr. Herr Rossi erläuterte weiter, die Tabakindustrie müsse täglich aufs Neue unzählige Kinder verführen, um Nachschub für die dahinsterbenden Raucher zu rekrutieren. Nur so lasse sich der Kundenbestand und damit die exorbitanten Gewinne der Tabakindustrie auch weiterhin verteidigen.
Der internationale Tabakexperte Ken Warner warnt ebenfalls, "die Tabakindustrie hat nicht davon Abstand genommen, Irlands Jugendliche als Raucher zu rekrutieren". Professor Warner, Dekan an der Universität Michigan, rechnet vor: "In Irland verliert die Tabakindustrie jährlich 5.700 ihrer Kunden durch tabakbedingten Tod, mehr als 8.000 durch Entwöhnung, und einige Tausend sterben an weiteren Ursachen. Für jeden Raucher der stirbt oder aufhört benötigt die Tabakindustrie einen 'Ersatzraucher', ein Kind das abhängig wird und die Basis der langjährigen Raucher wieder auffüllt."
Die Ergebnisse früherer Analysen internationaler Medienkampagnen zum Schutz der Jugend vor der Tabakdroge zeigt "Gegen-Marketing" und "emotionale" Kampagnen als wirksame Schutzmechanismen auf. Vor allem Kampagnen mit einem starken emotionalen Anreiz und die Enthüllung der Geschäftspraktiken der Tabakindustrie erwiesen sich als besonders wirkungsvoll.
Karen Gutierrez, Direktorin des "Global Dialogue for Effective Stop Smoking Campaigns", präsentierte die Ergebnisse der Analysen auf einer Konferenz über "Kinder, Jugendliche und Tabak" im Frühjahr in Dublin. Sie stützen sich auf einer Auswertung von Massenmedienkampagnen, einschließlich des Fernsehens und der Printmedien.
Laut Karen Gutierrez setzen die wirkungsvollsten Präventionsmaßnahmen zum Schutz der Jugend vor Tabakkonsum eine Kombination mehrerer Schlüsselmechanismen ein:
Werbung mit einem starken emotionalen Anreiz, die beispielsweise ein Gefühl von Verlorenheit, Ekel oder Angst hervorruft
Überzeugende neue Informationen oder neue Perspektiven über die Gesundheitsrisiken von Rauchern und Nichtrauchern
Persönliche Aussagen und grafische Darstellungen, die von Jugendlichen als gefühlsmäßig ansprechend empfunden werden, ohne dabei autoritär zu wirken
Anwendung unterschiedlicher Nachrichtenstrategien, Werbungsformen und Medienkanäle, um unterschiedliche Zielgruppen mit verschiedener Anfälligkeit für das Rauchen zu erreichen und anzusprechen
Angemessene Dosierung der Nachrichten über einen ausreichend großen Zeitraum unter Verwendung verschiedener Strategien und Kommunikationskanäle
Ein weiterer Referent der Konferenz, Danny McGoldrick der US-amerikanischen Kampagne "Tobacco-Free Kids", wies auf die Milliardenbeträge hin, die von der Tabakindustrie und ihren Verbündeten jährlich eingesetzt werden, um das Rauchen nicht nur als normal, sondern auch als cool, glamourös und sogar als gesund darzustellen: "Die Tabakindustrie hat jahrzehntelang daran gearbeitet, den Tabakkonsum in die Alltagskultur einzuflechten. Dadurch erscheint Tabakkonsum als akzeptabel und sogar erstrebenswert für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Um diesen Bemühungen entgegenzutreten und den Tabakkonsum zu 'denormalisieren' müssen die Vertreter der Tabakkontrolle mit allen Bereichen unserer Gesellschaft kooperieren."
"Solche gesellschaftlichen Aktivitäten müssen an der Wurzel ansetzen um den Tabakkonsum einzudämmen, beispielsweise durch höhere Preise für Tabakprodukte und ein verbessertes Angebot von Entwöhnungshilfen. Diese Aktivitäten erfordern auch ein proaktives Engagement mit einer Vielzahl von Gruppen - wie zum Beispiel Wirtschaftsverbände, Jugendgruppen und Bildungswesen, Sportverbände und Glaubensgemeinschaften - in der Entwicklung und der Einführung von Tabakrichtlinien", so Danny McGoldrick.