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Irland: Reaktionen auf die Raucher-Pub-Revolte

[13.08.2004/pk] In der letzten Ausgabe unseres Irland-Special berichteten wir ("Irland: Rauchverbot meistert Bewährungsprobe") von der Raucher-Pub-Revolte in Galway. Einige Reaktionen seitens der Irischen Regierung wurden bereits zitiert. Insbesondere Premierminister Ahern und Gesundheitsminister Martin waren zurecht über diesen Gesetzesbruch empört.

Die irische Presse berichtete nicht nur recht umfangreich über die Vorgänge und Reaktionen darauf, sondern auch angenehm neutral. Anders als in der deutschen Berichterstattung kamen nicht nur die "aufständischen" Raucher zu Wort, sondern ebenfalls das ganze Spektrum kritischer Stimmen. Sogar die Hintergrundinformationen und möglichen Konsequenzen für Verstöße gegen das Arbeitsschutzgesetz wurden ausführlich beleuchtet.

Ähnlich wie in Deutschland der DEHOGA eine nicht gerade rühmliche Rolle in dieser Diskussion spielt, zeigt der dominierende irische Gastronomenverband VFI (Vintners Federation of Ireland) kein Verständnis für die Belange der Nichtraucher.

In der Ausgabe der Irish Times vom 14. Juli 2004 wird der VFI zitiert, dass er mit seinen Mitgliedern "zu 100 Prozent hinter den Herausforderern des Rauchverbots steht". Aber wenn man die Zustimmung von 80 Prozent der Bevölkerung für das Rauchverbot betrachtet kommen erste Zweifel an dieser Aussage auf. Die Zweifel erhärten sich, wenn man einige Pubs besucht, und sich mit den Besitzern unterhält. Das muss schon ein "außergewöhnliches Pech" sein, wenn man von der Mehrheit freudige Zustimmung für das Rauchverbot ausgedrückt bekommt...?

Der VFI sieht in seiner vehementen Verteidigung des Kampfes gegen das Rauchverbot auch keinen Widerspruch zur Aussage seines Repräsentaten in Galway, Paul O'Grady: "Der VFI ist weder anti noch pro Rauchen eingestellt, sondern verhält sich in dieser Angelegenheit rein passiv". Und auch der Revoluzzer Ronan Lawless, Besitzer des revoltierenden Pubs in Galway, sieht in seinem Kampf für freien Rauch in der Gastronomie keinen Widerspruch zu seiner Aussage, er stehe "zu 100 Prozent hinter Organisationen wie der Irish Cancer Society, Ash und Cancer Care West".

Bei solchen rhetorischen Kapriolen stehen jedem normal denkendem Menschen die Haare zu Berge. Solche Aussagen sind vergleichbar mit "Ich bin zwar gegen Raserei auf der Autobahn, aber wenn ich einen Menschen auf Grund überhöhter Geschwindigkeit töte, dann möchte ich gefälligst nicht dafür bestraft werden, weil das eine Einschränkung meiner persönlichen Freiheit und meines persönlichen Selbstbestimmungsrechts bedeuten würde". Bemerkenswert ist auf alle Fälle, dass der DEHOGA hier ebenso unsensibel und irrational handelt, wie der irische VFI.

In der zuvor zitierten Ausgabe der Irish Times vom 14. Juli 2004 ist ein weiterer aufschlussreicher Artikel im Wirtschaftsteil zu finden. Es geht um den Verkauf dreier Pubs in Galway, also gerade dort, wo nach Aussage der revoltierenden Pub-Besitzer Lawless und Levanzin das Rauchverbot angeblich die Branche ruiniert.

Immobiliensachverständige widersprechen jedoch dieser These. Nach ihrer Aussage gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass sich das Rauchverbot negativ auf die immer neuen Preisrekorde der jüngsten Vergangenheit für lizenzierte Objekte auswirkt. Auch steigende Zusatzkosten, wie beispielsweise Versicherungen, ließen die Preise genauso wenig einbrechen, wie das Rauchverbot. Astronomische Summen wurden und werden weiterhin für Pubs bezahlt. "The Playwright" in Blackrock wechselte für 8,1 Millionen Euro den Besitzer, die "Yacht" in Clontarf für 8 Millionen Euro. Die "Moran Hotel Group" verkaufte unlängst ihre drei Pubs in Dublin für mindestens 17,5 Millionen Euro.

Nach diesem Exkurs in die Immobilienwelt sollen einige Ausschnitte aus interessanten Leserbriefen zur Verletzung des Rauchverbots im "Fibber Magees" (erschienen in der Irish Times am 9. Juli 2004) den Abschluss bilden.

Rachel Cave aus Knocknacarra, Galway schrieb: "Wie traurig, dass sich die Besitzer des Fibber Magees in Galway zum Bruch des Gesetzes entschlossen haben, indem sie den Gästen das Rauchen in ihren Räumlichkeiten erlaubten. Wenn ich mich entschließen würde, auf der Straße vor ihrem Pub einen Stand mit billigem Bier aufzustellen, dann wären sie sicherlich die ersten, die auf die Einhaltung des Gesetzes pochen würden, mich von der Polizei entfernen ließen und meine Bestrafung für diesen Gesetzesbruch fordern würden.

...

Wie traurig, dass sie nicht die Imagination hatten, sich Wege auszudenken, um ihre Kunden zum Bleiben ermutigen. Sie waren rechtzeitig über die Einführung des Rauchverbots informiert und hatten ausreichend Zeit, sich darauf vorzubereiten.

...

Mr. Levanzin und Mr. Lawless, und alle die sie bei ihrem Gesetzesbruch unterstützten, sollten sich schämen."

Richard Bannister aus Dublin kommentierte kurz und bündig: "Vielleicht zeigen die Gäste des Fibber Magees den gleichen Respekt vor dem Gesetz wie dessen Eigentümer, indem sie die Bezahlung für ihr Bier verweigern?"

Ebenfalls kurze und besonders treffende Worte fand Mick O'Gorman aus Dublin, die einen hervorragenden Abschluss dieses Themas bilden: "Ich höre rebellierende Pub-Besitzer und Kunden argumentieren, dass der blaue Dunst und eine Zigarette ein Teil unserer irischen Tradition sind, und deshalb erlaubt sein sollten.

Schweine in der Küche, Hühner im Wohnzimmer und barfuß zur Schule zu gehen waren ebenfalls Teil unseres Erbes und unserer Tradition. Lasst uns vorwärts schreiten, und nicht zurück."


Quellen und weitere Informationen

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Beschwerde über Verstoß gegen Gleichstellung behinderter Menschen
Petition zum Schutz der Beschäftigten in der Gastronomie vor Zwangsmitrauchen
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