Rauchverbot in Irland - weltweit positive Resonanz
[05.04.2004/pk]
Das unlängst eingeführte Rauchverbot in weiten Teilen der Öffentlichkeit
Irlands schlägt Wellen. Der erste irische Politiker fiel bereits seiner
Nikotinsucht zum Opfer und kann seine Karriere nun als beendet ansehen.
Ganz Europa diskutiert nun heftig darüber, wie sich entsprechende
Regelungen zum Schutz der Nichtraucher auch in anderen Ländern
einführen und umsetzen lassen. Aber auch in weiter entfernten Regionen
ist Resonanz zu spüren: die kolumbianische El Tiempo berichtete am 30. März 2004 in einem ausführlichen Artikel.
Da bei "El Tiempo" nur die spanische Version des Artikels aufliegt,
möchten wir an dieser Stelle eine Übersetzung anbieten, damit niemandem
diese interessanten Nachrichten verschlossen bleiben.
Irland verbietet das Rauchen an allen öffentlichen Plätzen
Es ist die härteste Entscheidung, die bis jetzt von einem Land aufgrund
eines Anti-Tabakgesetzes getroffen wurde.
Die Maßnahme ist so äußerst hart, dass in Bars und Restaurants nicht
einmal eine Raucherzone eröffnet werden kann, weil - wie der
Gesundheitsminister erklärte - der "Zigarettenrauch keine statische
Sache ist".
Und wer das Gesetz nicht einhält - Bürger oder Lokalbesitzer
- bekommt eine Strafgebühr in Höhe von 3.000 Euro (10 Millionen
kolumbianische Pesos) auferlegt.
Die Maßnahme schützt auch die Arbeitsplätze und die öffentlichen
Verkehrsmittel. Die einzigen Ausnahmen sind Hotelzimmer, geriatrische
Zentren, Gefängnisse und psychiatrische Krankenhäuser.
"Wir tun es für die Gesundheit der Iren", sagte der
Gesundheitsminister, Michael Martin, und fügte hinzu, dass die Maßnahme
nicht versuche, das Recht von irgendjemandem auf das Rauchen
abzuschaffen. Sie setze aber einen Schlusspunkt für den Missbrauch
fest, den die Lage für die "Passivraucher" bedeute, und garantiere
allen Bürgern das Recht, saubere Luft einzuatmen und eine gesunde
Arbeitsumgebung zu haben.
In Irland sterben jährlich 7.000 Menschen an Krankheiten, die durch
Zigaretten verursacht werden. Dazu summiert sich eine Milliarde Euro
jährlich an Kosten für die öffentliche Gesundheit, die diese Gewohnheit
verursacht, in einem Land wo 28% der 3,7 Millionen Einwohner Raucher
sind. Und unter ihnen sind 34% zwischen 18 und 34 Jahren alt: junge
Menschen also, mitten im produktivsten Alter.
Die Entscheidung hat vor allem die Pub-Besitzer - mehr als 10.000 in
ganz Irland - verärgert, die natürlich befürchten, Kunden zu verlieren.
So sehr, dass diejenigen, die dazu in der Lage sind, für ihre
rauchenden Kunden Terrassen mit Heizungen installieren, damit sie ihr
"Bier und Zigaretten"-Ritual beibehalten können, wenn auch jetzt an der
frischen Luft.
Dennoch behauptet die irische Regierung, dass das Ende des Rauchs die
Kundenzahl in den Pubs erhöhen kann, weil viele Menschen diese Orte ja
nur meiden wegen des schlechten Umgebungsgefühls im Rauch und der
unangenehmen Erfahrung, mit Kleidung oder mit Haaren nach Hause zu
kommen, die mit Zigarettengeruch imprägniert sind.
Und die irischen Behörden haben ein starkes Argument auf ihrer Seite:
In New York ließ das Rauchverbot den Umsatz in Kneipen und Restaurants
um ungefähr 9 Prozent steigen.
Eine Rücknahme der Maßnahme ist nicht vorgesehen, denn sie stützt sich
auf die Unterstützung von 70% der irischen Bevölkerung. Und alles
spricht dafür, dass sie von anderen europäischen Ländern nachgeahmt
werden wird. In der Tat, eine Umfrage des britischen Fernsehensenders
Sky enthüllte, dass drei Viertel aller Einwohner Londons eine solche
Maßnahme wünschen.
Vor wenigen Tagen hat die Weltgesundheitsorganisation eine
Veröffentlichung herausgegeben, die Alarm schlägt: Tabak und Alkohol
sind für 12,0% aller Todesfälle auf diesem Planeten verantwortlich. Und
8,8% aller Todesfälle sind dem Tabak anzulasten.
Vergangenheit ist also nun die Postkartenansicht, beim Betreten eines
irischen Pubs und in eine Zigarettenrauchwolke einzutauchen, die in der
Umgebung schwebte, als ein Hauptbestandteil der Dekoration, eine
Postkartenansicht, die tatsächlich eines der Identitätssymbole dieses
Landes war.
Víctor Manuel Vargas
Korrespondent von El Tiempo, Madrid
Für die Übersetzung danken wir Maria Giselly de Albuquerque Leinenbach
und Dr. Ulrich Strunk.