[19.10.2006/pk]
Eine aktuelle Analyse des generellen Rauchverbots in italienischen Restaurants, Bars und anderen öffentlichen Räumen ergab einen spürbaren Rückgang der Zahl von Patienten mit akutem Herzinfarkt. Auf Grund der kurzen Zeitspanne seit Einführung der Regelung liegen zwar noch keine umfangreichen Langzeitstudien vor. Dennoch bestätigt sich damit auch in Italien ein Trend, der sich bereits in Ländern mit einem langjährigen Rauchverbot abzeichnet. Dieser Trend wird untermauert durch einen deutlichen Rückgang des Zigarettenkonsums in Italien. Dies schützt nicht nur Raucher, sondern auch Passivraucher vor den gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen des Tabakrauchs.
Eine Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung durch konsequente Rauchverbote belegen nicht nur die aktuellen Ergebnisse aus Italien, sondern auch aus den USA. Wissenschaftler der Universität Colorado konnten ähnliche Resultate 18 Monate nach Inkrafttreten eines Rauchverbots in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz beobachten. Im Einzugsbereich der Stadt Pueblo gingen die Krankenhausaufnahmen wegen Herzinfarktes um fast ein Drittel zurück.
Auch in Schottland haben die Mitarbeiter in der Gastronomie Grund zur Freude. Für die Kellner der schottischen Pubs, die nun seit zwei Monaten rauchfrei sind, ist die Verbesserung der Arbeitsqualität bereits spürbar. Die Zahl derer, die unter brennenden Augen und Atemwegsproblemen leiden, ist bereits auf die Hälfte zurückgegangen. Von einer derart schnellen Besserung waren sogar die Mediziner überrascht.
Forscher der britischen University of Dundee berichteten in der Fachzeitschrift "Journal of the American Medical Association" (JAMA) von der Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter in der schottischen Gastronomie. Demzufolge litten vor der Einführung der rauchfreien Gastronomie etwa 80 Prozent des untersuchten Personals unter Atemwegsproblemen, brennenden Augen sowie Irritationen in Hals und Nase. Bereits einen Monat nach Inkrafttreten des Rauchverbots war der Anteil auf 53 Prozent gesunken.
Zwei Monate danach litten nur noch 49 Prozent der Mitarbeiter an den Folgen des Tabakrauchs aus der Zeit vor dem Rauchverbot. Die Forscher verzeichneten bei den untersuchten Personen zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich bessere Lungen- und Blutwerte. Der Nikotingehalt im Blut hatte sich deutlich verringert, und die Lungenfunktion hatte sich um fünf bis zehn Prozent verbessert.
Angesichts der deutlichen Sprache der Ergebnisse aus allen Ländern, die bereits weitestgehend rauchfreie Arbeitsplätze eingeführt haben, ist das Zögern der deutschen Regierung in der Frage eines Rauchverbots vollkommen unverständlich. Prof. Helmut Gohlke äußerte auf der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Nürnberg: "öffentliche Gebäude und Gaststätten müssen endlich auch in Deutschland rauchfrei werden".
Gohlke, der als Chefarzt am Herz-Zentrum Bad Krozingen tätig ist, zeigte sich "besorgt darüber, dass der deutsche Gesetzgeber als einer der letzten in Europa die Bevölkerung nicht vor den Gefahren des Passivrauchens schützt". Die Mediziner sehen sich täglich mit den krank machenden Folgen des Rauchens konfrontiert.
In Deutschland sind nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums etwa 35 Millionen Nichtraucher durch Passivrauchen gefährdet. Am Arbeitsplatz sind etwa 8,5 Millionen Nichtraucher dem gesundheitsschädlichen Tabakqualm ausgesetzt. Besonders stark betroffen sind über eine Million Mitarbeiter in der Gastronomie.
Zwischen 25 und 30 Millionen Nichtraucher sind in ihrer Freizeit dem giftigen Qualm ausgesetzt. Vor allem gastronomische Betriebe sind belastet, wobei hier die höchste Gefährdung in den Diskotheken zu verzeichnen ist.
Es ist wissenschaftlich klar nachgewiesen, dass das Passivrauchen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronischen Lungenerkrankungen und plötzlichem Kindstod führt. Dies wurde von der Bundesrepublik Deutschland mit der Ratifizierung der WHO-Tabakrahmenkonvention ausdrücklich anerkannt. Mit der Unterzeichnung hatte sich die Bundesrepublik vertraglich verpflichtet, die Bevölkerung vor den verheerenden Folgen des Rauchens und des Passivrauchens zu schützen.