[25.10.2005/pk]
Als in Schweden am 1. Juni 2005 ein vollständiges Rauchverbot für die
Gastronomie in Kraft trat befürchtete das Hotel- und Gaststättengewerbe
große Einbußen. Augenscheinlich hatte die Tabaklobby wieder einmal ganze
Arbeit geleistet, und es geschafft, trotz der positiven Erfahrungen mit
Rauchverboten in anderen Ländern, wie zum Beispiel Irland oder New York,
große Ängste vor Einschränkungen des Tabakdrogenkonsums zu schüren.
Inzwischen sind drei Monate vergangen, und die schwedischen Gastronomen
zogen eine erste Bilanz. Eine Befragung des Verbandes der Hotel- und
Restaurantbranche SHR ergab selbst bei den Wirten und Rauchern ein
zufriedenes Bild. Negative Stimmen waren nur vereinzelt zu vernehmen.
Trotz aller vorhergegangenen Unkenrufe und Warnungen zeigen sich die
Gastronomen nun zufrieden. In den meisten Betrieben blieb der Umsatz auch
nach der Einführung des Rauchverbots gleich. Etliche konnten sogar einen
Zuwachs bei den Gästezahlen verzeichnen. Auch die Befürchtung, dass die
Gäste durch das Rauchverbot nun kürzer verweilen würden, bestätigte sich
nicht. Der Nikotin-Junkie, der sich nur schnell ein Bier reinschüttet, um
dann gleich wieder nach draußen zum Qualmen zu verschwinden, ist eine
seltene Spezies, die keine ernsthafte Rolle spielt.
Höchst erfreut über die endlich rauchfreien Arbeitsplätze ist das Personal
in der schwedischen Gastronomie. Neben der begrüßenswerten Langzeitwirkung
zur Prävention vor typischen (Passiv-)Raucherkrankheiten sind auch die
unmittelbaren Auswirkungen bereits deutlich spürbar. Der nicht rauchende
Barkeeper muss sich jetzt nicht mehr mit seinem (Passiv-)Raucherhusten
herumschlagen. Und sogar Raucher freuen sich über eine Reduzierung ihres
Tabakkonsums.
Bekanntlich ist eine Sucht selten alleine anzutreffen, viele Raucher sind
auch mehr oder weniger stark dem Alkohol zugetan. Aber auch andere Suchten,
wie beispielsweise die Spielsucht, scheint bei Rauchern überdurchschnittlich
ausgeprägt zu sein. Entsprechend sind die Betreiber der etwa einhundert
schwedischen Bingohallen mit einer fast ausschließlich nikotinsüchtigen
Klientel die einzigen, die tatsächlich einen gewissen Umsatzrückgang zu
beklagen haben. Doch auch sie blicken optimistisch vorwärts, und besinnen
sich wieder darauf, dass auch in einer nicht rauchenden Bevölkerungsmehrheit
- in Schweden liegt der Raucheranteil bei etwa 20 Prozent - ein großes
Kundenpotenzial schlummert.
Anmerkungen: Erfreulich ist, dass die Allgemeine Hotel- und Gaststätten-Zeitung (AHGZ)
von dieser positiven Entwicklung des Rauchverbots in der schwedischen
Gastronomie berichtet. Der Hotel- und Gaststättenverband Interhoga, der die
AHGZ als offizielle Zeitschrift herausgibt, ist damit seinem Konkurrenten
DEHOGA einen wichtigen Schritt voraus. Denn beim DEHOGA werden weiterhin
die Propagandamärchen von gewaltigen Umsatzeinbußen durch die Rauchverbote
in Irland oder New York gepflegt und verbreitet, und derartige
Erfolgsmeldungen am liebsten völlig unter den Teppich gekehrt.