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British American Tobacco blockiert Malariabekämpfung in Uganda

Jährlich 12 Millionen vermeidbare Malariafälle

[21.11.2006/pk] Nach internationalen Presseberichten führt British American Tobacco (BAT) eine Unternehmenskoalition an, die gegen den Einsatz von DDT zur Malariabekämpfung in Uganda agitiert. Die Weltgesundheitsorganisation WHO und weitere Hilfsorganisationen unterstützen den Einsatz des Pestizids DDT zur Eindämmung der Malaria. Dennoch wehrt sich BAT vehement dagegen und behauptet unzutreffenderweise, die Tabakexporte würden darunter leiden. Die Nöte der Bevölkerung müssen sich dem Profit unterordnen. Die meisten der 110.000 Todesopfer, die in dem afrikanischen Staat jedes Jahr der Malaria erliegen, sind Kleinkinder und Schwangere. In Afrika sterben jedes Jahr mehr als eine Million Kinder durch Malaria, das heisst, alle 30 Sekunden erliegt ein Kind der Krankheit.

Für Richard Tren, Direktor von "Africa Fighting Malaria" (AFM), ist die Reaktion der BAT auf die ugandischen Pläne zur Malariabekämpfung scheinheilig und kaltherzig: "Es ist unglaublich, dass sich eine Firma wie BAT, die Krebs erregende Produkte verkauft, gegen den Einsatz von DDT stellt, das beim Menschen nachweislich keine derartige Wirkung zeigt. Ganz im Gegenteil, Jahrzehnte der Erfahrung haben bewiesen, dass es Millionen Menschenleben retten kann. Dass BAT sich gegen den Einsatz von DDT stellt ist nicht nur töricht, sondern tödlich und stellt eine wahrhaft beschämende Epsiode in der Firmengeschichte dar."

BAT erzielte im Jahr 2005 einen Betriebsgewinn von mehr als 4,7 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von über 18 Milliarden US-Dollar. Alleine in Afrika erzielte der Tabakmulti einen Gewinn von mehr als 780 Millionen US-Dollar. British American Tobacco bekennt sich nach eigenen Angaben, nachzulesen auch in deren Internet-Auftritt, zum "Global Compact" der Vereinten Nationen. Darin hat sich der Tabakkonzern unter anderem dazu verpflichet, die international verkündeten Menschenrechte respektieren und ihre Einhaltung fördern, sowie sicherzustellen, nicht bei Menschenrechtsverletzungen mitzuwirken.

"Ganz offensichtlich", so Richard Tren, "leistet BAT hier nichts als ein einfaches Lippenbekenntnis. BAT missachtet die Empfehlungen der WHO, stellt sich einer sinnvollen Gesundheitspolitik entgegen und ignoriert die UNEP (United Nations Environment Programme) Stockholmer Konvention, die den Einsatz von DDT zur Malariakontrolle ausdrücklich gestattet. BAT verlässt sich auf ungenaue Wissenschaften und die Manipulation der Politik, um ihre eigene Vorstellungen durchzuboxen. Dadurch wird das Leben vieler Einwohner Ugandas gefährdet."

Diese Sichtweise wird von Gesundheitsexperten Professor Amir Attaran bestätigt: "Der Einsatz von DDT zur Malariabekämpfung ist nichts, was eine intelligente oder ethische Firma behindern würde".

Die Organisation "Africa Fighting Malaria" wandte sich an BAT mit der Forderung, konstruktiv zu handeln und die vereinten Bemühungen der Regierung Ugandas, der WHO und USAID zu unterstützen, um das Anti-Malaria-Programm wirkungsvoll und erfolgreich umsetzen zu können. AFM weist darauf hin, dass auch Umweltorganisation wie "Sierra Club" und der "Endangered Wildlife Trust" (EWT) den Einsatz von DDT unterstützen. EWT arbeitete bereits im Malariakontrollprogramm in Südafrika mit und stellte sicher, dass das Pestizid sachgemäß eingesetzt wurde und keine umweltschädliche Verbreitung auftrat. Anstatt einfach den DDT-Einsatz zu bekämpfen, so die AFM, solle BAT seine Expertise nutzen um Menschenleben zu retten, anstatt den Kampf gegen die Malaria zu lähmen.

Uganda leidet nach Angaben der WHO unter 12 Millionen Malariafällen jährlich, obwohl die Krankheit vermeidbar ist. Eine der wirksamsten Methoden gegen Malaria ist das Versprühen einer stark verdünnten DDT-Lösung auf die Innenwände der Häuser. Diese Anwendung ist sowohl für den Menschen als auch für die Umwelt ungefährlich, weshalb sie eine starke Unterstützung durch die WHO erfährt.

Der Widerstand gegen den Einsatz von DDT wird damit begründet, dass das Pestizid zweckentfremdet in der Landwirtschaft eingesetzt werden könnte. Derart durch DDT belastete landwirtschaftliche Erzeugnisse würden von der Europäischen Union zurückgewiesen. Allerdings verwenden viele Länder, wie zum Beispiel Mosambik, Sambia, Madagaskar und Südafrika, DDT seit Jahrzehnten erfolgreich zur Malariabekämpfung, und die Produkte dieser Länder wurden niemals von der EU wegen DDT-Kontaminierung zurückgewiesen. In einem Brief an den US-Senator Tom Coburn äußerte EU-Kommissionspräsident Barroso ausdrücklich, dass weder in Lebensmittelimporten aus Uganda, noch aus anderen afrikanischen Staaten die Lebensmittel in die EU exportieren, DDT-Spuren gefunden wurden; entsprechend waren auch keine Beeinträchtigungen des Handels zu verzeichnen.

Die von BAT angeführte Opposition behauptet, Exporte im Wert von 400 Millionen US-Dollar und 600.000 Arbeitsplätze wären gefährdet, wenn DDT die Exporte kontaminieren würde. Die Firmen üben Druck auf die Regierung in Kampala aus, weitere Studien zur DDT-Anwendung durchzuführen und alternative Methoden anzuwenden, obwohl diese nachweislich in anderen afrikanischen Staaten die gewünschte Wirkung verfehlt hatten.

Ein gutes Beispiel für die Wirksamkeit der Behandlung der Häuser mit DDT-Lösung ist Südafrika. Im Jahr 1996 stoppte die südafrikanische Regierung den Einsatz von DDT, und ersetzte es durch synthetische Pyrethroid-Insektizide. Das Land erlitt innerhalb kürzester Zeit eine seiner schlimmsten Malariaepidemien. Die Zahl der Erkrankungen stieg von etwa 6.000 Fällen im Jahr 1995 auf über 60.000 im Jahr 2000. Anfang 2000 führte Südafrika DDT wieder zur Malariabekämpfung ein. Bis Ende 2001 konnte die Zahl der Malariafälle um fast 80 Prozent gesenkt werden.

Catherine Armstrong, BAT-Sprecherin in London, teilte der Zeitung "The Observer" mit: "BAT stellt sich nicht gegen den Einsatz von DDT". Nach ihren Worten wird von der Regierung nur verlangt, dass sie Maßnahmen ergreift, die eine mögliche Kontaminierung der Tabakernte verhindert: "Wenn die Ernte in den Familienhütten gelagert wird könnte sie kontaminiert werden. Sollten landwirtschaftlichec Exporte von der EU, den USA und Australien zurückgewiesen werden, dann wäre das desaströs für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt".

Fazit: Wenn es nach der Tabakindustrie ginge, dann könnte sich der Welt solange mit Studien beschäftigen, bis der letzte Mensch durch Aktiv- oder Passivrauchen von der Erde verschwunden ist. Und dann würde vermutlich Ilona Luttmann (BAT-Lobbyistin) noch mit professionell weinerlicher Stimme und gekonnt traurigem Hundeblick aus dem Grab verkünden: "Es ist noch gar nichts bewiesen. Wir können doch wenigstens noch einmal über alles reden...".


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