[13.06.2006/Forum Rauchfrei]
Das Forum Rauchfrei hat heute eine umfangreiche Dokumentation von über 40 Beispielen der Tabakwerbung aus diesem Jahr veröffentlicht. Die Zusammenstellung zeigt, dass die weltgrößten Tabakproduzenten wie Philip Morris, British American Tobacco und Imperial Tobacco Group (Reemtsma) systematisch ihre Produkte verharmlosen und Kinder und Jugendliche gezielt umwerben. Sie verstoßen damit gegen die Selbstverpflichtung, die sie sich selbst auferlegt haben. So führt die Dokumentation beispielhaft eine Reihe von Plakaten auf, die entgegen den Auflagen der Selbstverpflichtungen Modelle zeigen, die jünger als 30 Jahre wirken.
In einer ganzen Serie von Werbeplakaten für die Marke f6 wird das Rauchen mit jugendlich wirkenden Personen propagiert. Weiterhin wird das Risiko des Rauchens verharmlost, da auf Werbetafeln, in Anzeigen und auf zahlreichen Alltagsgegenständen geworben wird, ohne dass auf die Gesundheitsgefahren, die von den beworbenen Tabakprodukten ausgehen, hingewiesen wird. British American Tobacco wirbt mit Zigarettenmarkenlogos auf Zuckerstreuern, Kellnerschürzen und Fahrradständern. Dieser Werbebereich ist größtenteils gar nicht geregelt. Besonders dreist spielt Reemtsma mit einem aktuellen Plakat auf die Fußballweltmeisterschaft an. Ein Plakat zeigt fünf Gesichter, die mit Flaggen von Teilnehmernationen der WM bemalt sind. Sportorientierte Werbung ist nach den Selbstverpflichtungen untersagt.
Johannes Spatz, Autor der Dokumentation, wirft den Tabakkonzernen vor, ohne jegliche Skrupel ihre Geschäfte zu betreiben. Er spricht von einem skandalösen rechtlichen Niemandsland. Der Trick der Tabakkonzerne sei ein Sammelsurium von Selbstverpflichtungen, deren Einhaltung vom Staat nicht wirksam kontrolliert werden kann. Der Staat habe die Kontrolle der Tabakwerbung denen in die Hand gelegt, die mit täglichen Verstößen gegen ihre Selbstverpflichtungen ihren Umsatz machen. Während die Tabakkonzerne in Worten "verantwortungsvolle Werbung", "Jugendschutz" und "höchste ethische Maßstäbe" für sich in Anspruch nehmen, belegen ihre dokumentierten Taten genau das Gegenteil, meint Spatz.
Die einzige konsequente Lösung sei ein umfassendes Tabakwerbeverbot. Das von der EU vorgeschriebene Werbeverbot in den Zeitschriften und im Internet sei wichtig als erster Schritt. Aber gerade Kinder, Jugendliche und Heranwachsende werden durch Plakatwerbung auf den Straßen und durch Kinowerbung zum Rauchen verführt. Er fordert für Außenwerbung und Kinowerbung eine gesetzliche Regelung. Jegliche Tabakwerbung habe aus dem Straßenbild zu verschwinden.
Ulrike Höfken, verbraucherpolitische Sprecherin der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, fordert als Konsequenz der Dokumentation, den Verbraucher- und insbesondere den Kinder- und Jugendschutz endlich ernst zu nehmen. Sie stellt den von der Fraktion eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des Vorläufigen Tabakgesetzes vor, der die sofortige Umsetzung der EU-Richtlinie zur Einschränkung der Tabakwerbung vorsieht und fordert darüber hinaus gehende Werbebeschränkungen sowie gesetzliche Regelungen zum Schutz vor Passivrauchen.
Der stellvertretende Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), Dr. Raphael Gaßmann, bekräftigt die seit Jahren von der DHS aufgestellte Forderung nach einem umfassenden Tabakwerbeverbot.
Weitere Informationen bei: Johannes Spatz; Tel.: (030) 747559 - 22 oder 017624419964