[20.10.2005/pk]
Die Regierung Nordirlands verkündete zu Wochenbeginn den Beschluss, das
Rauchen am Arbeitsplatz und in öffentlichen Gebäuden zu verbieten. Das
Rauchverbot, das April 2007 in Kraft treten soll, wird sich wie beim Vorbild
der Republik Irland auch auf Bars und Restaurants erstrecken. Noch nicht
abschließend geklärt ist, ob diese Regelung auch für Gefängnisse und
psychiatrische Einrichtungen gelten wird.
Der nordirische Gesundheitsminister, Shaun Woodward, bezeichnete den Schutz
der Arbeitnehmer vor Passivrauch als Frage der sozialen Gerechtigkeit. Niemand
hat das Recht, seine Kollegen und Mitarbeitern den Gefahren des Tabakrauchs
auszusetzen. Und niemand hat das Recht, seine nicht rauchenden Mitmenschen
in der Öffentlichkeit den gleichen Gefahren auszusetzen, die er selbst durch
Tabakrauchen in Kauf nimmt.
Bei seiner Entscheidungsfindung orientierte sich Woodward auch an den
Erfahrungen der Republik Irland und New York's, die bereits ähnliche
Rauchverbote erlassen und erfolgreich umgesetzt haben. In beiden Fällen
hatten Rauchverbotsgegner behauptet, dass Einschränkungen des Tabakkonsums
insbesondere in der Gastronomie zu drastischen Umsatzeinbußen und
Arbeitsplatzverlusten führen würden.
In der Republik Irland hatten Tabaklobbyisten einen Verlust für die
Gastronomie von 15 bis 20 Prozent prognostiziert. In Wirklichkeit betrug der
Umsatzrückgang der irischen Wirte seit der Einführung des Rauchverbots nur
0,2 Prozent. Dabei ist noch nicht einmal der Zusammenhang mit dem Rauchverbot
nachgewiesen. Relativiert wird diese Zahl durch einen Vergleich mit dem
Zeitraum vor Einführung des Rauchverbots. Von 2001 bis 2004 sank der Umsatz
der irischen Wirte um 15 Prozent. Seit Einführung des Rauchverbots hat sich
der Markt also besser entwickelt, als in den vorhergegangenen Jahren ohne
Rauchverbot.
In New York schuf die Gastronomie seit Einführung des Rauchverbots mehr als
10.000 neue Arbeitsplätze, der Umsatz stieg um 9 Prozent. Auch aus der
Republik Irland wird eine Zunahme der Beschäftigungszahlen in der Gastronomie
gemeldet. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal unmittelbar vor
Einführung des Rauchverbots stieg die Zahl der Beschäftigten im ersten Quartal
dieses Jahres um 1.400 auf 23.200 an.
Bereits ein Jahr früher als in Nordirland wird ein ähnliches Gesetz in
Schottland zum 26. März 2006 in Kraft treten. Die Einführungsphase will der
nordirische Gesundheitsminister Woodward verfolgen und die gewonnenen
Erfahrungen ebenfalls in seine Politik mit einfließen lassen. Woodward hat
sich durch eine saubere Planung und Vorbereitung eine breite Mehrheit in der
Bevölkerung für seine Pläne gesichert. Laut einer Umfrage signalisierten
91 Prozent von 70.000 befragten Nordiren ihre Zustimmung für ein umfassendes
Rauchverbot.
Die geplante Einführung des Rauchverbots in Schottland übt bereits Druck
auf die englische Regierung aus, ihren Bürgern ebenfalls einen besseren Schutz
vor dem Zwangsmitrauchen am Arbeitsplatz angedeihen zu lassen. Die Forderungen
nach einer entsprechenden Regelung für England erhalten nun durch die
nordirische Entscheidung weiteren Nachdruck. Regierungschef Blair hatte
bereits vor kurzem seinen Widerstand gegen ein Rauchverbot für die gesamte
Gastronomiebranche aufgegeben.