Immer mehr Deutsche wünschen rauchfreie Gastronomie
[10.09.2005/ls]
Das Marktforschungsinstitut TNS Infratest ermittelte im Auftrag des
Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" die Stimmung gegenüber einem Rauchverbot
in der Gastronomie. Die Umfrage ergab einen klaren Trend: immer mehr
Deutsche wünschen sich ein Rauchverbot in der Gastronomie.
47 Prozent der Bevölkerung wünschen sich nun rauchfreie Gaststätten.
Im Jahr 2003 lag der Anteil der Befürworter nur bei 33 Prozent. Dagegen
halten noch 51 Prozent ein Rauchverbot für übertrieben, während es vor
zwei Jahren noch 64 Prozent waren.
Befragt wurden etwa 1.000 Personen im Zeitraum vom 30. August bis
1. September 2005. Die Vergleichsdaten stammen vom August 2003, mit einer
gleichen großen Zahl von Befragten.
Im März dieses Jahres hatte sich der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband
(DEHOGA) in einem Vertrag mit dem Bundesgesundheitsministerium verpflichtet,
rauchfreie Angebote in der Gastronomie zu schaffen. Im Namen seiner
Mitgliedsbetriebe hatte der DEHOGA zugesichert, das Angebot bis zum
Jahr 2008 stufenweise soweit auszubauen, dass wenigstens 90 Prozent
der Gastronomiebetriebe mit 40 Sitzplätzen oder mehr, beziehungsweise
ab 75 Quadratmeter Fläche mindestens die Hälfte ihrer Plätze als so
genannte Nichtraucherplätze anbieten.
In jüngster Zeit häuften sich jedoch Zeitungsberichte über Probleme bei
der Umsetzung der Selbstverpflichtung des DEHOGA, sogar von verbreitetem
Widerstand dagegen ist die Rede. Denn eine Trennung zwischen Raucherzonen
und rauchfreien Bereichen bedeutet für viele Wirte bauliche Veränderungen
und aufwändige Lüftungsanlagen. Das verursacht einerseits Kosten, und
scheitert andererseits angeblich häufig an der fehlenden Zustimmung der
Eigentümer der Betriebe, von denen viele nur gepachtet sind. Andere Wirte
bemühen nicht einmal sachliche Gegenargumente, sondern halten "diese
Initiative für Blödsinn, denn zu einem bayerischen Gasthaus wie unserem
gehören nun einmal Bier und Zigaretten".
An eine völlige Rauchfreiheit scheint kein Wirt auch nur im Traum zu denken,
obwohl dadurch die erwähnten Probleme ohne Mehraufwand entfallen würden.
Diese Haltung dürfte jedoch in den langjährigen Bemühungen des DEHOGA
ihren Ursprung finden, durch die das Propagieren von Horrorszenarien
jegliche rauchfreien Betriebe zu vereiteln. Unerschütterlich verbreitet der
Verband Zahlen von Umsatzeinbußen, die Gastronomen angeblich durch
Rauchverbote hinzunehmen hätten. Und unerschütterlich verbreitet der DEHOGA
das Märchem vom großen Gastronomiesterben in New York durch die Einführung
des Rauchverbots, oder vom Niedergang der irischen Gastronomie wegen des
im März 2004 in Kraft getretenen Rauchverbots.
In vielen Ländern Europas existieren bereits verbindliche gesetzliche
Einschränkungen des Tabakdrogenkonsums in der Gastronomie. In Irland
und Italien kann jeder Gast rauchfrei speisen, ebenso in Norwegen,
Schweden oder Frankreich. Auch Großbritannien plant ein weitgehendes
Rauchverbot in der Gastronomie. Laut einem BBC-Bericht sprach sich bei
einer Umfrage in England und Wales eine deutliche Mehrheit von 73 Prozent
der 1.000 Befragten für ein absolutes Rauchverbot aus.