[07.09.2005/pk]
Noch im August waren provokative Töne zu vernehmen, einzelne Formel-1-Teams
wollten das Tabakwerbeverbot austricksen. Über Ferrari wurde berichtet,
beim Großen Preis von Monza würde das Team "höchstwahrscheinlich mit Branding
von Hauptsponsor Marlboro auftreten". Angeblich wolle das Ferrari-Team ein
"Schlupfloch in der Gesetzgebung nutzen", und das Rennen trotz internationaler
Fernsehübertragung einfach als nationales Sportereignis interpretieren, wofür
das Tabakwerbeverbot nicht greifen würde.
Am vergangenen Wochenende war in Monza von dieser möglichen Umgehung des
Werbeverbots keine Rede mehr, das Ferrari-Team war ohne Tabakwerbung auf der
Piste. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo gab zwar eine Verlängerung der
Zusammenarbeit mit dem Tabakmulti Philip Morris bis 2011 bekannt, die
konventionelle Zigarettenwerbung wird jedoch im Wesentlichen von den Boliden
verschwinden. Dazu zitiert F1Total.com die Aussage des Philip-Morris-Sprechers
Tommaso di Giovanni gegenüber Autosport-Atlas, "das Sponsoring wird mit den
Vorschriften in dem jeweiligen Bereich, in dem wir operieren, in Einklang
stehen".
Bei der Formel 1 wird Tabakwerbung langfristig höchstens noch in Australien,
Bahrein, Monaco, Kanada, Brasilien und Japan zulässig sein. Bei China konnte
sich F1Total.com offensichtlich nicht festlegen. Am 1. September wurde von
einem bereits existierenden Tabakwerbeverbot in China gesprochen, der Artikel
vom 4. September sieht China noch als Austragungsort, der Werbung für
Nikotindrogen noch zulassen würde. Malaysia hat inzwischen ebenfalls die
Tabakkonvention der WHO ratifiziert, und auch in der Türkei traten beim
Rennen am 21. August alle Teams ohne Zigarettenwerbung an.
Nicht nur Ferrari beugte sich letztendlich der neuen Gesetzeslage. Am
2. September, nur wenige Tage vor dem Grand Prix von Monza, fiel das Team
Jordan-Toyota als einziges Team mit Aufklebern eines Zigarettensponsors auf.
Kurzfristig wurde jedoch die Lackierung geändert, um noch rechtzeitig zum
großen Rennen den gesetzlichen Bestimmungen zu entsprechen, und Konflikten
mit den Behörden zu entgehen.
Fazit: Allen Unkenrufen der Tabaklobbyisten zum Trotz fährt die Formel 1
weiter auf Wachstumskurs. Das Tabakwerbeverbot hat mit den jüngsten
Formel-1-Rennen seine Feuertaufe bestanden. Und Michael Schumacher, das
Idol (nicht nur) vieler Jugendlicher, wird sich in Zukunft nicht mehr
als Marlboro-Männchen präsentieren - mit Sicherheit auch ein Gewinn für
den Jugendschutz.