[18.08.2005/pk]
Auf dem aktuell in Köln stattfindenden Weltjugendtag ist die Hauptzielgruppe der Tabakindustrie präsent: Kinder und Jugendliche. Diese wichtige Erkenntnis nahm ein Künstlertrio aus Bad Wimpfen zum Anlass, ein Zeichen gegen die Instrumentalisierung der Jugend durch die Tabakindustrie zu setzen. Sie konfrontieren die Besucher, erwartet werden bis zu einer Million Jugendliche aus aller Welt, mit ungeschönten Bildern über die schrecklichen Folgen des Tabakkonsums auf und in 999 Toilettenhäuschen.
Für die Gestaltung der nützlichen Kunstobjekte wurden zwölf Motive aus den Vorschlägen der Europäischen Kommission ausgewählt, die eigentlich schon längst alle Zigarettenschachteln in der EU bedecken sollten. Bisher folgte jedoch noch kein EU-Staat freiwillig diesem Vorschlag, obwohl die realistischen Fotos von Kehlkopfkrebs und anderen Raucherleiden deutlich wirksamer sind, als die derzeit vorgeschriebenen Warntexte.
Die Künstler sehen ihr Schaffen einer Tradition verbunden, die Kunst nicht als Selbstzweck versteht, sondern als Transportmittel für gesellschaftliche Botschaften. Sie prangern mit den schockierenden Fotos die unerträgliche Praxis an, Kinder und Jugendliche als wichtigste Zielgruppe der Tabakmultis zu Nikotinsüchtigen zu erziehen, und damit für ihre schmutzigen Profite zu missbrauchen. Den Künstlern geht es nach eigenen Worten darum, das Bewusstsein durch die Konfrontation mit diesen schockierenden Bildern zu verändern.
Recht originell ist der Ansatz der Künstler, ein gängiges Klischee der Tabaklobbyisten aufzugreifen, mit dem derzeit in Baden-Württemberg ein Rauchverbot an Schulen verhindert wird. Man befürchtet durch das Rauchverbot angeblich eine Verlagerung des Problems "vom Schulhof in die Toiletten". Im Gegensatz zu anderen Bundesländern wie Hessen oder Nordrheinwestfalen traut die Landesregierung hier offensichtlich weder den eigenen qualifizierten Lehrkräften, noch ihren Schülern eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit dem größten Drogenproblem der heutigen Jugend zu.
Indem die Künstler diese Ausrede von der "Verlagerung des Problems vom Schulhof in die Toiletten" wörtlich auffassten, waren sie bereits einer passenden Gegenmaßnahme nicht mehr fern. Sie schufen transportable Toilettenhäuschen, die sowohl innen als auch außen auf allen vier Wänden mit den wirkungsvollen Fotos bedeckt sind. Diesen Bildern ist man, so die Künstler, auf der Toilette ausgesetzt und kann sich ihnen nicht entziehen.
Die Toilettenhäuschen sind faltbar, und dadurch auch in ihrer großen Anzahl mit vertretbarem Aufwand transportabel. Dies erleichtert die Nutzung über den Weltjugendtag hinaus. Das erfinderische Künstlertrio plant, die Häuschen als Mahnobjekte auf Schulhöfen und öffentlichen Plätzen in ganz Deutschland aufzustellen. Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg unterstützt diese Aktion.