Europäische Studie zum Drogenkonsum am Arbeitsplatz
[26.06.2005/pk]
Die Raucher unter den deutschen Arbeitnehmern nehmen innerhalb Europas
einen traurigen Spitzenplatz ein. Fast ein Viertel der deutschen
Arbeitnehmer gönnt sich während der Arbeitszeit regelmäßig
Zigarettenpausen. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage, die der
Personaldienstleister Kelly World at Work Survey unter 14.000
Angestellten aus acht europäischen Ländern durchgeführt hatte.
Die teilweise recht häufigen Zigarettenpausen führen immer wieder zu
Spannungen am Arbeitsplatz. Mehr als die Hälfte der nicht rauchenden
Kollegen kritisiert die übermäßigen Abwesenheitszeiten vom Arbeitsplatz
und die geringere Produktivität der Raucher.
Die Nikotinsüchtigen unterliegen häufig dem Irrglauben, dass der
Tabakkonsum am Arbeitsplatz ihre Produktivität steigern würde. Als
weiterer Vorwand muss der Ideenaustausch herhalten. Völlig verkannt
wird dabei jedoch, dass die spontanen Rauchpausen nicht durch
Geistesblitze und plötzliche Anfälle von Kommunikationsdrang gefördert
werden, sondern schlicht und einfach von Nikotinentzugserscheinungen
diktiert werden. Also ein rein suchtgetriebenes Verhalten, das mit der
Arbeit nicht das Geringste zu tun hat.
Raucher verbringen nicht nur deutlich weniger Zeit am Arbeitsplatz, auch die
noch verbleibende Arbeitszeit wird weniger effizient genutzt. Die
Konzentrationsfähigkeit ist zunächst durch den erhöhten
Kohlenmonoxidgehalt im Blut meßbar eingeschränkt. Mit zunehmendem
Abstand von der letzten Zigarettenpause drängt sich der Entzug immer
stärker in den Vordergrund. Wo zuerst noch die Minuten bis zur nächsten
Kippe gezählt werden, sind bald die Sekunden kaum noch erträglich, und
für die Arbeit bleibt schließlich kaum noch ein Gedanke übrig. Nicht
zuletzt sind Raucher durchschnittlich häufiger und länger krank als
Nichtraucher.
Nach Angaben des Marketing Coordinator bei Kelly Services in Deutschland,
Michael Kirsten, haben daher bereits etliche Unternehmen Maßnahmen
ergriffen, um der nicht sozialverträglichen und kontraproduktiven
Tabakdrogensucht am Arbeitsplatz entgegen zu wirken. Leider macht es
ihnen die Deutsche Arbeitsstättenverordnung dabei unnötig schwer. Denn
anders als in Irland, wo für alle Arbeitnehmer und Arbeitgeber
eindeutige und unmissverständliche Regelungen existieren, muss sich in
Deutschland jedes Unternehmen einzeln und in mühsamen monatelangen
Verhandlungen erst eine eigene Regelung erarbeiten.
Diese unsinnige Vorgehensweise kommt nur einer Gruppe zu Gute: der
Tabakindustrie. Sie kann sich dabei weiter ins Fäustchen lachen. Nur
sie profitiert weiter von hohen Absatzzahlen ihrer mörderischen
Produkte, während die übrige deutsche Wirtschaft weiter durch die
Rückzugsgefechte uneinsichtiger Nikotinkranker geschwächt wird.