[02.06.2005/cc]
In Deutschland bewegt sich wenig. Man setzt auf Prävention, lustige
Filmchen, minimale Tabaksteuererhöhungen in kleinen Schrittchen (laut
BILD vom heutigen 1. Juni wird nun doch ab 1. September 2005 die Steuer
um 1,2 Cent pro Zigarette erhöht) und prozessiert sogar gegen sinnvolle
europäische Maßnahmen wie das Tabakwerbeverbot.
Als nächstes und fünftes europäisches Land verbietet jetzt Schweden das Rauchen in Bars
und Restaurants, wobei von den 20 Prozent Rauchern wenig Gegenwind
erwartet wird. Was passiert hierzulande? Die Drogenbeauftragte schließt
tolle Verträge mit Verbänden wie dem DEHOGA, der nicht einmal 30% der
Gastronomie vertritt.
Bereits 2002 deckte Frontal21 / ZDF auf, warum das so sein könnte:
Bundesregierung und Zigarettenindustrie arbeiten bei
Nichtraucher-Kampagnen zusammen. 11,8 Millionen Euro spendeten
Zigarettenhersteller dem Bundesgesundheitsministerium für eine
Anti-Raucher-Kampagne bei Kindern. Eine der Klauseln schreibt vor: "die
Maßnahmen dürfen nicht die Zigarettenindustrie, deren Produkte oder den
Zigarettenhandel diskriminieren".
Ein "Schmusekurs" ist damit vorprogrammiert, drastische Aufklärung
nicht mehr möglich. Frontal21 sprach mit Caspers-Merk über den Vertrag.
Sie meinte dazu: "Zunächst muss man ja mal sehen, dass es nur der Teil
einer Kampagne ist. Es geht nicht darum, dass wir militante
Nichtraucher zufrieden stellen (...)". Militante Nichtraucher - das
gehört also auch zum Wortschatz einer Person, deren Aufgabe es ist, den
Drogenmissbrauch - und hierzu gehören vor allem legale Drogen -
einzudämmen?
Der bekannte Prof. Adams von der Uni Bonn hat damals den Vertrag
geprüft. Seine Meinung dazu: "Dieser Vertrag sieht vor, dass die
Zigarettenindustrie und deren Produkte nicht diskriminiert werden
dürfen. Nun sind Zigaretten ein hochgiftiges Produkt, und wenn ich
dieses nicht schlecht machen darf und sagen darf, dass es giftig ist,
ist jede Maßnahme gegen dieses Produkt sinnlos (...)".