[26.05.2005/pk]
Der Hessische Rundfunk (HR) präsentiert auf seinem Internet-Auftritt HR Online
ein abendfüllendes TV-Sonderprogramm zum Weltnichtrauchertag, das auf
arte ausgestrahlt werden soll. Am 31. Mai unternimmt der HR unter dem
Motto "Zug um Zug - Lust und Laster der Zigarette" ab 20:45 Uhr "eine
Reise durch den blauen Dunst".
Diese Reise startet mit der Reportage "Hassgeliebte Zigarette" über
"vier gestandene Raucher bei ihren Bemühungen, sich das Qualmen
abzugewöhnen". Es folgt die Dokumentation "Schattenseiten - Vom Rauchen
und Leiden", über Ärzte, Pfleger und gerade noch einmal dem Tod
entronnene Patienten, die ungehemmt ihrer Sucht frönen. Anschließend
ein filmischer Essay "Rendezvous mit Zigarette", mit dem sich "hr-Autor
Thomas Langhoff ... auf eine Reise durch die Kultur des Rauchens und
der Raucher" begibt. Der folgende Spielfilm "Blue in the face - Alles
blauer Dunst" zeichnet "eine skurril-liebenswerte Geschichte über das
Rauchen". Zum Abschluss ein Kurzfilm über die "letzten Stunden, in
denen in der irischen Hauptstadt das Rauchen noch erlaubt ist".
Doch was haben all diese Reportagen und Filme mit dem Weltnichtrauchertag zu tun?
Sie beschreiben die Wehwehchen und Krankheiten der Raucher, und berichten
selbstverliebt von der "geliebten Zigarette". Sie erzählen possierliche
Anekdoten von Rauchern und Tabakbudenverkäufern in New York, und
wehleidig wird das Schicksal todkranker Nikotinabhängiger thematisiert,
die sich um nichts in der Welt von einer weiteren Selbstzerstörung
durch die Tabakdroge abbringen lassen wollen.
Aber wo bitteschön bleiben in all diesen Beiträgen die Nichtraucher?
Wo bleiben die Dokumentationen über die Leiden und den Tod von
Nichtrauchern, die durch rücksichtslose Mitmenschen zum Passivrauchen
gezwungen werden? Wer berichtet von den armen Kindern, die durch ihre
rücksichtslos qualmenden Mütter bereits als Nikotinsüchtige das Licht
der Welt erblicken, und schon eine qualvolle Krankheitsgeschichte mit
in die Wiege gelegt bekommen?
In seinen Beiträgen zum Weltnichtrauchertag verschweigt der Hessische
Rundfunk schamhaft, mit welch hinterhältigen Methoden bereits
zwölfjährige Kinder zu Nikotindrogen verführt werden. Es ist keine Rede
vom faulen Handel der Bundesdrogenbeauftragten mit der Tabakindustrie,
durch den der Tabakdrogenbande auch weiterhin ihre Pfründe gesichert
werden, anstatt deren schmutzigen Machenschaften ein für allemal das
Handwerk zu legen.
Beim Hessischen Rundfunk hat ganz offensichtlich niemand verstanden, worum es beim Weltnichtrauchertag
geht. Dabei kann das doch gar nicht so schwer sein. Schließlich ist
doch den Männern auch klar, dass sie am Muttertag nicht im Mittelpunkt
stehen. Nur die Raucher und ihre Konsorten sind solche unfassbaren
Egomanen, dass sie sich selbst am Weltnichtrauchertag noch in den
Vordergrund drängen müssen.
Fazit: die Verantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Senders zeigen
sich unfähig, die ihnen vom Gesetzgeber auferlegte Verantwortung zu
tragen. Diese Verpflichtung, die den Öffentlich-Rechtlichen das
Privileg der Einnahmen durch Zwangsgebühren sichert, muss ihnen wieder
in Erinnerung gerufen werden, im Zweifelsfall unter Strafandrohung.