[23.05.2005/pk]
Gemäß §5 der Tabakprodukt-Verordnung müssen die Hersteller und Importeure von
Tabakwaren die dem Tabak zugesetzten Substanzen melden. Die Meldung hat
jährlich zum 30. November zu erfolgen. Diese Verordnung trat bereits im
Jahr 2002 in Kraft.
Dennoch musste sich der Verbraucher lange gedulden, bis nun
Verbraucherschutzministerin Renate Künast vor wenigen Tagen erstmals
die Liste der Zusatzstoffe in Tabakwaren auch tatsächlich
veröffentlichte. Einige Tabakdrogenhersteller ließen sich
offensichtlich erst durch ein allerletztes Ultimatum des
Verbraucherschutzministeriums dazu überreden, ihren diesbezüglichen
gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen.
Die 1174 Seiten lange Liste enthält eine obskure Mischung von Stoffen
wie Methanol, Kaffee, Fetten, Aminosäuren, Lakritze, Honig, Stärke,
Glyzerin, Zucker, Pflanzengummi, Wachse, nicht näher bezeichnete Aromen
und hunderte weiterer Substanzen.
Doch was haben Zusatzstoffe wie Lakritze, Honig, Pflanzengummi oder
Glyzerin in Zigaretten zu suchen? Und welche schädlichen Folgen treten
durch das Verbrennen dieser Zusätze beim Rauchen auf? Günther Jauch
ging zusammen mit zwei Fachleuten diesen Fragen in einem Beitrag des
SternTV vom 18. Mai 2005 (RTL, 20:15 Uhr) nach, der kurzentschlossen
aus aktuellem Grund nachträglich ins Programm aufgenommen wurde. Hier
ein kleiner Auszug aus den schockierenden Enthüllungen.
Im Tabak sind etwa 3.000 verschiedene Substanzen enthalten, im Tabakrauch
sogar über 4.800. Das heißt, es werden durch das Verglühen des Tabaks
mindestens 1.800 Stoffe zusätzlich gebildet. Davon sind bereits 69
sicher als Krebs erregend bekannt.
Sicherlich sind viele der zugesetzten Stoffe als Lebensmittel
unbedenklich, wobei aber beispielsweise in Lakritze das als bedenklich
eingestufte Ammoniumchlorid enthalten ist. All diese Stoffe sind jedoch
für den Verzehr gedacht, und nicht dafür, geraucht zu werden. Durch die
in der Zigarette auftretenden Temperaturen von 600 bis 900 Grad Celsius
wird beispielsweise Zucker in ungesunde Substanzen wie Ruß und Teer
umgewandelt. Und es entsteht dabei Acrolein, das die Zellen angreift,
zur Zellzerstörung und zu Krebs führt. Diese Substanz entsteht auch bei
der Zersetzung von Glyzerin bei diesen hohen Temperaturen in der
Zigarette.
Substanzen wie Zucker, Menthol, Honig, Kakao und viele weitere werden
dazu verwendet, die beißende und unangenehme Wirkung des Tabakrauchs zu
übertünchen, und damit insbesondere Kindern den Einstieg in die
Tabakdrogensucht zu erleichtern. Durch Menthol werden die Bronchien
erweitert, und durch die gleichzeitige betäubende Wirkung der ansonsten
unvermeidliche Hustenreiz unterdrückt, sowie tiefere Lungenzüge
ermöglicht. Das bedeutet, die Lunge wird also noch stärker mit giftigen
und Krebs erregenden Stoffen bombardiert. Übrigens, Menthol wird nicht
nur in den danach bezeichneten Zigaretten eingesetzt, sondern in den
allermeisten Tabakprodukten.
Der schlimmste und gemeinste Zusatz in den Zigaretten ist nach den
Worten der Fachleute jedoch Ammoniak, beziehungsweise der Zusatz von
Ammonium. Mit dessen Hilfe wird das Nikotin beim Rauchen äußerst
schnell und in größeren Mengen freigesetzt. Dadurch ergibt sich schon
nach zwei Zügen an der Kippe der gleiche Kick, wie beispielsweise beim
Heroin. Es wurde auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der
Marktführer bei Tabakdrogen seine Marktführerschaft erst dadurch so
plötzlich erreicht hat, dass er als erstes diesen Zusatz in seine
Produkte mischte, und damit seine Kunden gezielt (aber klammheimlich!)
in eine stärkere Nikotinabhängigkeit hineingezogen hat. Inzwischen
haben jedoch auch alle anderen Tabakdrogenhersteller nachgezogen.
Bis die Schädlichkeit oder Ungefährlichkeit jeder einzelnen dieser
Tausende von verschiedenen Stoffen im Tabakrauch vollständig untersucht
ist, werden sicherlich noch Jahre vergehen. Dennoch hat das Deutsche Krebsforschungszentrum
(DKFZ) bereits etliche dieser Substanzen auf deren schädliche Wirkung
untersucht, und sie in Gefahrenklassen eingeordnet. Eine kleine
Übersicht über die wichtigsten finden Sie im Dokument Erhöhte Gesundheitsgefährung durch Zusatzstoffe in Tabakerzeugnissen.