[14.12.2004/pk]
Nach aktuellen Zeitungsberichten nimmt die Zahl der Lungenkrebsfälle und
Herzinfarkte bei Frauen stark zu. Ursache ist die Zunahme des Rauchens
bei Frauen. Erschreckend ist, dass die betroffenen Raucherinnen in
immer früheren Jahren an den Folgen des Rauchens erkranken und zu oft
auch sterben.
Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Tabakprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum
in Heidelberg, findet dazu im Vorfeld der 2. Deutschen Konferenz für
Tabakkontrolle drastische, aber leider äußerst zutreffende Worte: "Wenn
Frauen rauchen wie Männer, sterben sie wie Männer".
Zur beängstigenden Zunahme der Krankheits- und Todesfälle junger Frauen
durch Rauchen stellt Dr. Pötschke-Langer fest: "Die
Lungenkrebstodesfälle sind insbesondere bei jüngeren Frauen im letzten
Jahrzehnt um 60% angestiegen, ebenso hat die Zahl der Herzinfarkte von
jungen Frauen deutlich zugenommen". Diese Zahlen wurden im Zeitraum
zwischen 1990 und 2000 ermittelt, betroffen sind Frauen im Alter
zwischen 35 und 55 Jahren.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine dänische
Studie, die aufzeigte, dass das Rauchen Frauen deutlich mehr schadet
als Männern. Schon drei Zigaretten täglich verdoppeln bei Frauen das
Herzinfarktrisiko. Die gleiche Wirkung wird bei Männern erst bei einem
täglichen Konsum von sechs Zigaretten erreicht. Auch das Risiko eines
vorzeitigen Todes durch andere Krankheiten steigt bereits bei geringem
Tabakkonsum stark an.
Nach den Erkenntnisses des Krebsforschungszentrums fordert das Rauchen
jährlich mehr Todesfälle als Aids, Alkohol, illegale Drogen,
Verkehrsunfälle, Morde und Selbstmorde zusammen genommen. Auch die
Opfer der häufig tödlich verlaufenden Nikotindrogensucht werden immer
jünger. Wer bereits in jüngsten Jahren das Rauchen beginnt, stirbt
häufig bereits in mittleren Jahren. Die durchschnittliche Einbuße der
Lebenserwartung übersteigt hier oft zwanzig Jahre. Beim Einstieg in die
Tabakdrogensucht im Alter von 10 bis 15 Jahren werden bereits
35-Jährige zu den Todesopfern der gefährlichen Glimmstängel.
Auf Grund der hohen Todesrate und der häufig langwierigen und
schmerzhaften Krankheitsverläufe, die von der Tabakdrogensucht
verursacht werden, fordert das Deutsche Krebsforschungszentrum in
Heidelberg weitere drastische Tabaksteuererhöhungen, eine rigide
Bekämpfung des Zigarettenschmuggels und ein umfassendes
Tabakwerbeverbot. Für die Zukunft aller ist die Schaffung einer
rauchfreien Umwelt sehr wichtig, insbesondere rauchfreie Einrichtungen
für Kinder und Jugendliche und rauchfreie Schulen. Alle öffentlichen
Einrichtungen müssen rauchfrei werden, ebenso alle Arbeitsplätze.
Wichtige Aspekte dieser Maßnahmen ist ein Verbot aller
Zigarettenautomaten; Tabakwaren sollten nur noch in ausgewiesenen
lizenzierten Tabakgeschäften verkauft werden dürfen.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum konstatiert, dass viele andere
europäische Staaten derartige Maßnahmen bereits umgesetzt oder in die
Wege geleitet haben. Deutschland rangiert hier abgeschlagen auf dem 21.
Platz von 28 untersuchten Ländern.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum, das zum größten Teil durch das
Bundesforschungsministerium sowie zu zehn Prozent durch das Land
Baden-Württemberg finanziert wird, untersucht systematisch die Abläufe
der Krebsentstehung und ermittelt die Risikofaktoren.