Kommentar zur öffentlichen Darstellung der EU durch deutsche Politiker
[04.11.2004/pk]
Die EU wird von deutschen Politikern missbraucht, um von den selbst
produzierten Problemen abzulenken. Die EU-Kommission wird bewusst
und fast ausnahmslos als bürokratischer Moloch dargestellt und der
Regulierungswut bezichtigt, damit die Bundesregierung eine
Rechtfertigung dafür hat, sich über die Entscheidungen auf EU-Ebene
einfach hinwegzusetzen.
Die deutschen Medien folgen hier der verantwortungslosen
Meinungsmanipulation deutscher Politiker, die nebensächliche
Regelungen (beispielsweise Pizzagröße oder Bananenkrümmung) ungeheuer
aufbauschen und ins Lächerliche ziehen, andererseits aber große und
wichtige Themen wie den europäischen Gesundheitsschutz nahezu
vollkommen ignorieren.
Bestes Beispiel hierfür ist seit vielen Jahren die
Tabakkontrollpolitik der EU, die von der Bundesregierung
weitestgehend totgeschwiegen und nach Kräften ignoriert wird. Dieser
wichtige Kampf gegen die Tabakdrogensucht dient nicht nur der Rettung
vieler Menschenleben, sondern auch der Erhaltung der Gesundheit und
Lebensqualität der nicht rauchenden Bevölkerung, insbesondere von
Kindern, Schwangeren, Atemwegserkrankten usw.
Das einzige, womit sich Bundesregierung bei diesem Thema in der
Öffentlichkeit profiliert, sind sinnlose Aktionen wie die Klage vor
dem EuGH gegen das Tabakwerbeverbot wegen angeblicher
Kompetenzüberschreitung.
Wir rufen deshalb alle unsere Mitglieder und Freunde auf, von der
Bundesregierung die Erfüllung der Verpflichtungen Deutschlands
innerhalb der EU einzufordern. In erster Linie bedeutet das für uns
natürlich die bedingungslose Umsetzung europäischer Richtlinien zur
Tabakkontrollpolitik und den Verzicht auf Aktionismus zum Schutz
einer mörderischen Tabakindustrie.
Als unterstützende Maßnahme empfehlen wir, regelmäßig die
EU-Kommission über Mängel und Nachlässigkeiten in der Umsetzung der
EU-Politik auf nationaler Ebene zu informieren. Die EU ist nicht so
weit von uns entfernt, wie uns unsere Politiker weismachen wollen.
Insbesondere auf konkrete Verfehlungen reagiert die EU-Kommission
sehr schnell und erfolgreich. Bestes Beispiel hierfür ist die von der
Smokefreeliving-Redaktion initiierte Intervention des
EU-Gesundheitskommissars bei einer großen deutschen Zeitung
anlässlich deren Anfeindungen als "EU-Gesundheitsnazis".
Wer sich weiter über die EU, ihre Institutionen, Aufgaben und
Tätigkeiten informieren möchte, findet auf der Portalseite der EU sicherlich das Gesuchte.