EU-Kommissar übt berechtigte Kritik an deutschen Politikern
[03.11.2004/pk]
Der scheidende EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz David
Byrne beklagte sich in einem Gespräch mit der RHEINPFALZ über die
mangelnde Kooperationsbereitschaft der deutschen Politik. Seine
Kritik richtet sich insbesondere gegen die deutsche Haltung zum
Tabakwerbeverbot.
Trotz der Erfolge seiner Tätigkeit im Bereich des Verbraucherschutzes
ist er vor allem im Bereich der Tabakprodukte und des Tabakkonsums
nicht zufrieden:
"Ich hätte aber gerne noch mehr junge Menschen vor den Folgen des
Rauchens gewarnt. Rauchen tötet - und diese schmerzlichen Todesfälle
und die Folgekosten für das Gesundheitswesen sind absolut
vermeidbar."
Auf die Anmerkung des Interview-Partners der RHEINPFALZ, der
EU-Kommissar hätte sich mit dem Tabakwerbeverbot oder dem Vorstoß zum
Verbot irreführender Lebensmittelwerbung hierzulande den Ruf eines
"regelungssüchtigen Eurokraten" erworben, antwortete Byrne:
"Ich bin weder ein Bürokrat noch regelungssüchtig. Ich habe jedoch
die Erfahunrg gemacht, dass es nicht einfach ist,
verbraucherfreundliche Gesetze in Deutschland durchzusetzen, die
vermeintlich die Interessen von Medienbetrieben verletzen. Tabak ist
ein tödliches Produkt. Gesundheitsversprechungen auf Lebensmitteln,
die nicht stimmen, sind irreführend. Aber Medien verdienen viel Geld
mit dieser Werbung und daher emfpinden sie Gesetze in diesem Bereich
als regelungssüchtig. Viele Verbraucher sehen das nicht so!"
David Byrne scheidet nach fünf Jahren Amtszeit aus der Europäischen
Kommission aus. In Zukunft wird er für die
Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf tätig sein, wo er als Berater
für den Umgang mit übertragbaren Krankheiten fungieren wird.