[29.10.2004/pk]
Die geplanten Erhöhungen der Tabaksteuer zum 1. Dezember 2004 sowie zum
1. September 2005 werden wie geplant erfolgen. Der Sprecher des
Finanzministeriums, Jörg Müller, dementierte heute anders lautende
Pressemeldungen.
Die Tageszeitung "Die Welt" hatte in ihrem heutigen Artikel "Tabaksteuer
wird verändert" unter Berufung auf Fraktionskreise behauptet, das
Bundesfinanzministerium wolle die Tabaksteuer korrigieren. Angeblich
sollte die für September 2005 angesetzte dritte Stufe der
Tabaksteuererhöhung ausgesetzt und nur der Steuersatz für Feinschnitt
erhöht werden. Als Begründung wurden wieder einmal die gesunkenen
Einnahmen angeführt.
Der zitierte Artikel enthält jedoch auch die aufschlussreiche
Information, dass der Verband der Cigarettenindustrie (VdC) die
Einnahmen aus der Tabaksteuer um 1 Milliarde Euro niedriger schätzt,
als vom Bundesfinanzministerium in dessen bereits nach unten
korrigierter Prognose angegeben. Damit liegt der Verdacht nahe, dass
der VdC das Gerücht von der Aussetzung der Tabaksteuererhöhungen
lancierte, um weiteren politischen Druck zu erzeugen. Ähnliche Gerüchte
waren bereits vor einigen Wochen mehrfach verbreitet worden, um eine
Rücknahme der zweiten Stufe zum 1. Dezember 2004 zu erzwingen.
Ein "Bericht der Wirtschaftswoche"
zitiert das Bundesfinanzministerium, das derartige Wunschvorstellungen
der Tabakindustrie als "reine Spekulationen" bezeichnete.
Die Wirtschaftswoche nennt auch einen wichtigen Grund, der gegen eine
Aussetzung der Tabaksteuererhöhungen spricht: die bisherigen Erhöhungen
zeigen bereits Erfolge. Diese Erfolge äußern sich nicht in den
erzielten Tabaksteuereinnahmen, sondern in einem Bereich, den die
Tabaklobby naturgemäß gerne aus der öffentlichen und politischen
Diskussion ausklammert, nämlich der Gesundheit.
Das Magazin zitiert eine bisher unveröffentlichte Studie der
Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk, nach der
immer mehr Raucher in Deutschland das Rauchen aufgeben. Daraus geht
hervor, dass 7,9 Prozent der deutschen Raucher alleine seit der letzten
Steuererhöhung vom 1. März 2004 das Rauchen aufgegeben haben. Der
Anteil der Raucher in der Altergruppe der 12- bis 17-Jährigen ging seit
den letzten Tabaksteuererhöhungen vam Januar 2002 und 2003 von 28 auf
23 Prozent zurück. Die Tendenz ist seit dem 1. März weiter sinkend.
Dieser Erfolg ist ein langfristiger Gewinn, der sich nicht durch
kurzfristige steuerliche Mehreinnahmen aufwiegen lässt.