[23.10.2004/pk]
Am gestrigen Freitag wurde neben der Vorstellung der neuen Kampagne der EU
(siehe Artikel "EU intensiviert Kampf gegen die Tabakdrogensucht") ein Bericht
unabhängiger Tabakexperten veröffentlicht.
Unter dem Titel "Tobacco or health in the European Union" (Tabak oder
Gesundheit in der Europäischen Union) werden die Fakten über den
Tabakdrogenkonsum präsentiert.
Nach konservativen Schätzungen sterben jährlich mehr als 650.000
Europäer an den Folgen des Rauchens. Die Krankheitsfolgen kosten die
EU-Länder rund 100 Milliarden Euro. Zur Bekämpfung des
Tabakdrogenkonsums empfiehlt der Bericht deshalb weitere Erhöhungen der
Tabaksteuer, eine Anbebung der Budgets für Kampagnen gegen das Rauchen
und die Gründung von Agenturen gegen Tabakdrogenkonsum in den
EU-Ländern.
David Byrne, EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, verfasste das
Vorwort zu diesem Bericht. Er geht kurz auf die Wurzeln des Kampfes der
Europäischen Kommission gegen Tabakdrogen ein, der seit dem Jahr 1985
Priorität für die öffentliche Gesundheit hat. Diesem Kampf werden auch
einige Erfolge zugesprochen; in einigen Ländern konnte der Tabakkonsum
bei Männern um 15 bis 20 Prozent gesenkt werden. In manchen
Mitgliedsstaaten ist jedoch immer noch ein beunruhigender Anstieg des
Rauchens bei der weiblichen Bevölkerung zu verzeichnen, und das
Einstiegsalter liegt teilweise bei 11 Jahren.
Byrne stellt fest, dass die Tabakindustrie in zunehmendem Maß die
Bedeutung von Kindern und jungen Erwachsenen als Zielgruppe entdeckt,
um ihren Markt auch in Zukunft zu sichern. Entsprechend ist trotz
gewisser Erfolge die entschlossene Weiterverfolgung der bisherigen
Anstrengungen erforderlich; die bisherigen Errungenschaften sind noch
kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen.
Der EU-Gesundheitskommissar sieht in diesem Bericht die Schließung
einer wichtigen Lücke im Bereich der Tabakkontrollpolitik in Europa. Er
stellt den ersten Versuch einer umfassenden und verständlichen
Übersicht über die europäische Tabakkontrollpolitik dar. Der Bericht
veranschaulicht das Ausmaß und die wirtschaftlichen Kosten des Rauchens
und der Tabakdrogen. Er enthält einen Rückblick auf die Wirkung
bisheriger Tabakkontrollpolitik, sowie einen Überblick über die
Bemühungen der Tabakindustrie, die politischen Entscheidungen auf allen
Ebenen zu beeinflussen und zu unterlaufen.
Die gelieferten Beweise erstrecken sich von einem aktuellen Überblick
über den Stand der Forschung bis hin zu Expertenanalysen und den
Ergebnissen internationaler Workshops und Kongresse.
Anschließend stellt Byrne den wichtigsten Aspekt dieses Berichts vor,
eine Sammlung von Empfehlungen. Diese werden hoffentlich zu den
politischen Diskussionen beitragen, auf europäischer oder auch
mitgliedsstaatlicher Ebene informieren, und die Tabakkontrollpolitik
für die Zukunft entscheidend prägen.