[27.09.2004/pk]
Unter dem Titel "Gesund.Leben.Bayern." startete heute der bayrische
Gesundheitsminister Werner Schnappauf die neue Gesundheitsvorsorgeinitiative
des Freistaats. Dazu Schnappauf in einem Radio-Interview:
"Die Initiative soll landesweit motivieren, aktiv die Gesundheit zu
erhalten, anstatt darüber zu debattieren, wie man mit den Folgen von
Krankheit umgeht und die Reparatur finanzieren kann. Dabei müssen wir
so früh wie möglich ansetzen: Schon die Gesundheit unserer Kinder ist
erheblichen Risiken durch Nikotin, Alkohol, Bewegungsmangel und
Fehlernährung ausgesetzt. Bereits Fünfjährige erkranken an
Altersdiabetes. Es droht die Gefahr, dass die Kinder von heute die
erste Generation sind, die vor ihren Eltern stirbt. Dieser fatalen
Entwicklung treten wir entschlossen entgegen."
Im Bayernmagazin (erstes Hörfunkprogramm) des Bayrischen Rundfunks
wurde dieses Interview mit einem Kommentar gesendet. Erfreulich war bei
der Vorankündigung des Bayernmagazins
die Themengewichtung. Dass Rauchen die wichtigste vermeidbare Ursache
für viele Krankheits- und Todesfälle in Deutschland, und auch in
Bayern, darstellt ist seit langem bekannt. Es ist jedoch leider noch
nicht selbstverständlich, dass die Medien diese Tatsachen auch
angemessen und sachlich wiedergeben. Entsprechend wurden natürlich auch
die andern Problempunkte (Alkohol, Bewegungsmangel und Fehlernährung)
aufgeführt, aber nicht dazu missbraucht, das Rauchen als Hauptproblem
in den Hintergrund zu stellen.
Nach Angaben des bayrischen Gesundheitsministers leben in
Bayern "mehr als eine halbe Million jugendliche Raucher". 16500
Nikotintote unter 65 Jahren sind jährlich in Bayern zu beklagen. Das
durchschnittliche Einstiegsalter ist bereits auf 13,5 Jahre gesunken.
Bedenklich ist hier insbesondere, dass gerade ein früher Einstieg in
die Tabakdrogenabhängigkeit eine lebenslange Abhängigkeit begünstigt.
Anzumerken ist hierzu, dass Jugendliche deshalb die wichtigste
Zielgruppe für die Tabakindustrie darstellen. Nach diversen
Untersuchungen ist der Einstieg in die Tabakdrogensucht nach dem
zwanzigsten Lebensjahr die absolute Ausnahme.
Eine zentrale Rolle spielt bei den Bemühungen um eine tabakdrogenfreie
Jugend das Projekt "Rauchfreie Schule", das vom bayrischen
Gesundheitsministerium in Kooperation mit dem bayrischen Kultusministerium
ins Leben gerufen wurde. Ziel dieses Projekts ist es, die rauchfreie
Schule in Bayern bis zum Jahr 2008 umzusetzen. Schnappauf wendet sich
hierbei ganz besonders auch an die Lehrer, die sich ihrer
Vorbildsfunktion bewusst werden müssen. Das heißt, es wird in Zukunft
weder Raucherecken für ältere Schüler noch Ausnahmeregelungen für
Lehrerzimmer geben.
Ziel des Ministers ist die Senkung der Raucherquote unter Jugendlichen
um ein Viertel - innerhalb von zehn Jahren. Ein gewisser Realitätssinn
ist zwar sehr erfreulich. Angesichts der Vervielfachung der Anzahl
jungendlicher Raucher innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist diese
Zielsetzung dennoch ein etwas mageres Ansinnen. Lobenswert ist aber die
Orientierung des bayrischen Gesundheitsministers: "Junge Menschen
müssen das Nichtrauchen als die gesellschaftliche Normalität erleben".
Neben der "rauchfreien Schule", die zunächst in einem Modellprojekt an
30 bayrischen Schulen erprobt wird, sollen im Rahmen der
Gesundheitsinitiative weitere Projekte zum Nichtraucherschutz in
Krankenhäusern, Betrieben, Behörden oder Gaststätten folgen. In
Gaststätten will Schnappauf rauchfreie Zonen einrichten, in
Krankenhäusern soll das Rauchen ganz verboten werden.
Zur Realisierung der Vorsorgeinitiative will der Freistaat in den
kommenden zwei Jahren die Summe von sieben Millionen Euro investieren.
Schnappauf verspricht sich jedoch langfristig ein dickes Plus für den
Staat auf Grund von eingesparten Gesundheitsausgaben.
Auf der Website des bayrischen Gesundheitsministerium ist die Broschüre
"Gesund.Leben-Bayern" zum Herunterladen verfügbar.