[23.09.2004/pk]
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk äußerte
gegenüber der NRZ
(Neue Ruhr Zeitung), sie dringe auf eine Ausweitung rauchfreier Zonen
in Restaurants und Gaststätten. Caspers-Merk sprach sich jedoch gegen
gesetzliche Regelungen aus, und möchte gemeinsam mit dem Deutschen
Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) "eine freiwillige Verpflichtung
der Wirte erreichen, die die Lage der Nichtraucher deutlich verbessert".
Der DEHOGA war bereits in der Vergangenheit negativ dadurch
aufgefallen, dass er massiv Stimmung gegen Nichtraucher gemacht hatte.
Vorgeblich richtet sich seine Kritik nur gegen gesetzliche
Einschränkungen. Die aggressive Polemik gegen Nichtraucher und
propagandistische Berichte über Einbußen durch Rauchverbote jedoch sind
trotz gegensätzlicher Beteuerungen nichts als eindeutige Warnungen an
die deutschen Gastronomen, den Rauchern keinerlei Einschränkungen
zuzumuten. Nachweislich falsch sind auch die Behauptungen des DEHOGA,
die deutsche Gastronomie würde bereits umfangreiche rauchfreie Angebote
zur Verfügung stellen. Die Quote hierfür liegt im Bereich von unter
drei Prozent.
Diese verleumderischen Tabaklobbyisten nun ins Boot zu holen nimmt der
Drogenbeauftragten die letzte Glaubwürdigkeit. Die äußerst negativen
Erfahrungen mit der "freiwilligen Selbstverpflichtung" der
Tabakindustrie, über die Caspers-Merk auch vielfach durch unsere
Mitglieder und Redakteure informiert wurde, sind offenbar nur auf taube
Ohren gestoßen.
Caspers-Merk erhält zwar nach eigenen Angaben "viele Klagen von
Bürgern, die sich durch Rauch in Gaststätten gestört fühlten". Dennoch
kommt sie zu der (falschen) Schlussfolgerung, dass ein gesetzliches
Rauchverbot in Gaststätten die "schwierige wirtschaftliche Lage der
Gastronomie" noch verschlechtern würde. Offensichtlich bezog die
Drogenbeauftragte ihre Informationen von den Demagogen des DEHOGA, und
nicht aus erster Hand.
Schon geradezu gebetsmühlenhaft wiederholt der DEHOGA die Lügen von
drastischen Umsatzeinbußen, die die irische Gastronomie angeblich durch
das im März eingeführte Rauchverbot erlitten hätte. Unser
Redaktionsteam und unsere Mitglieder haben sich in vielfachen Anfragen
nach Belegen für diese Behauptungen an den DEHOGA gewandt, wurden
jedoch immer nur mit einem nichts sagenden Standardbrief abgespeist,
der keinerlei Bezug zu den gestellten Fragen aufweist.
Tatsache ist jedoch, dass sich das Rauchverbot nicht nur auf die
irische Gastronomie positiv auswirkt, sondern ebenso in New York oder
Kalifornien zu einem unerwarteten Boom geführt hatte.
Wieder einmal mehr muss sich die Bundesregierung also fragen lassen, ob
sie die Interessen der Tabakindustrie (die auch vom DEHOGA massiv und
aggressiv vertreten werden) über das Leben und die Gesundheit aller
Bürger unseres Landes stellt. Wieder einmal mehr hat die
Bundesregierung die Chance vergeben, unser Land durch mutige Reformen
vorwärts zu bringen. Und wieder einmal mehr hat die Bundesregierung die
Gelegenheit verpasst, durch die Vertretung der Interessen des Volkes
(und nicht der Tabakmafia) etwas an Glaubwürdigkeit zu gewinnen.