Studie belegt Einflussnahmeversuche der Tabakindustrie
[19.08.2004/pk]Dokumente belegen Einflussnahmeversuche der Tabakindustrie auf die
journalistische Berichterstattung über das Passivrauchen
Rochester, Minnesota. -- Eine Studie, die auf Originaldokumenten der
Tabakindustrie beruht, belegt das Ausmaß, in dem die Tabakindustrie
versucht, die Berichterstattung der Printmedien über das Passivrauchen
zu beeinflussen.
Mitverfasser dieser Studie waren die Forscher der Mayo-Klink Dr. med.
Richard Hurt und Monique Muggli, in Zusammenarbeit mit Dr. phil. Lee
Becker der Universität Georgia. Überprüft wurden in diesem Zusammenhang
auch ursprünglich geheime interne Dokumente der Tabakindustrie. Die
Dokumente enthüllten, dass die Tabakindustrie umfassende und
vielfältige Bestrebungen einleitete, die wissenschaftliche Debatte über
die schädlichen Effekte des Passivrauchens zu beeinflussen.
Die Studie ergab, dass die Tabakindustrie versuchte, die öffentliche
Wahrnehmung der von der Umweltschutzbehörde "Environmental Protection
Agency (EPA)" vorgenommenen Risikobewertung des Passivrauchens
entgleisen zu lassen. Dafür rekrutierte sie ein Netzwerk von
Journalisten, die neue Berichte zur Unterstützung der Position der
Tabakindustrie erstellten, und Öffentlichkeitsarbeit über den
Problemkreis des Passivrauchens leisteten.
Die Autoren fanden auch heraus, dass Tabakfirmen versuchen
Journalisten zu beeinflussen indem sie eine US-amerikanische
Journalistenschule finanziell unterstützen. Geplant ist weiterhin, die
Position der Tabakindustrie durch gezielte, auf die Medien
ausgerichtete Bildungsprogramme darzustellen.
Dr. Hurt äußerte, er sei "nicht mehr schockiert über den weit
reichenden Einfluss der Tabakindustrie und ihre Taten, aber ich bin
äußerst überrascht darüber, dass Teile der Institution, die wir
Journalismus nennen, unter ihrer Herrschaft stehen und damit ihre Leser
in einem so wichtigen öffentlichen Gesundheitsthema wie dem
Passivrauchen vorsätzlich fehlleiten."
Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die wichtige, aber auch
prekäre Rolle der Medien bei der Information der Öffentlichkeit über
das Passivrauchen, so Dr. Hurt. Die Autoren empfehlen,
Medieneinrichtungen sollten die Artikel ihrer Reporter genauer unter
die Lupe nehmen, um die korrekte Information der Öffentlichkeit zu
gewährleisten.
Nach Angaben des Zentrums für Krankheitsbekämpfung und Prävention
sterben durch Passivrauch jährlich in den USA etwa 3.000 Menschen an
Lungenkrebs und 35.000 durch Herzkranzgefäßerkrankungen, wohlgemerkt
nur erwachsene Nichtraucher. Jährlich werden schätzungsweise zwischen
8.000 und 26.000 neue Asthmafälle bei Kindern dem Passivrauchen
zugeschrieben, dazu kommen zwischen 150.000 und 300.000 neue Fälle von
Bronchitis und Lungenentzündung bei Kindern unter 18 Monaten, von denen
7.500 bis 15.000 die sofortige Unterbringung in einem Krankenhaus
erfordern.
Die Autoren der Studie sind Dr. med. Richard Hurt und Monique Muggli
vom Zentrum für Nikotinabhängigkeit der Mayo-Klinik ("Mayo Clinic
Nicotine Dependence Center") und Dr. phil. Lee Becker vom Juniorzentrum
für Ausbildung und Erforschung der internationalen Massenkommunikation
am Grady College für Journalismus und Massenkommunikation der
Universität Georgia ("Jr. Center for International Mass Communication
Training and Research in the Grady College of Journalism and Mass
Communication, University of Georgia").
Die Studie wird online in der Woche des 23. August 2004 von "Preventive
Medicine" veröffentlicht. Der vollständige Artikel wird unter
http://sciencedirect.com/ zur Verfügung gestellt. Er wird ebenfalls in
der Septemberausgabe der Journals veröffentlicht.
Anmerkungen: Die Mayo-Klinik in Rochester (US-Bundesstaat Minnesota) veröffentlichte nun das
Ergebnis ihrer Studie über die Beeinflussung des Journalismus durch die
Tabakindustrie. Der Artikel ist die Übersetzung eines Berichts der Forscher
anlässlich der Vorstellung ihrer Studie.