[02.08.2004/ls]
Die österreichische Online-Tageszeitung DiePresse.com gibt in ihrem Artikel
"USA: Rauchen wird zum Relikt" einen aktuellen Überblick über die
US-amerikanischen Errungenschaften im Kampf gegen den Tabakdrogenkonsum.
Nicht nur in New York wurde die Öffentlichkeit weitgehend vor dem Qualm
geschützt, auch in Washington wurde vor einem Jahr ein Gesetz erlassen,
nach dem das Rauchen in allen öffentlichen Lokalen untersagt ist. In
Kalifornien ist in Bars und Restaurants ebenfalls das Rauchen seit
langem nicht mehr erlaubt. In Utah wird sogar schon darüber diskutiert,
ob das Rauchen in Mietwohnungen gesetzlich verboten wird.
Die letzte Welle neuer Gesetze wurde durch das so genannte "Master
Settlement Agreement" ausgelöst, das zwischen den Bundesstaaten und den
Tabakkonzernen ausgehandelt wurde. Diese Vereinbarung schützt zwar die
Tabakmultis vor weiteren staatlichen Schadensersatzklagen. Die
US-Bundesstaaten haben sich jedoch nicht so billig verkauft, wie die
deutsche Bundesregierung mit der "Vereinbarung zur freiwilligen
Selbstkontrolle", oder dem (äußerst knickrigen) Sponsoring einer
Werbekampagne, die angeblich Jugendliche vom Rauchen abhalten soll. Die
Amerikaner haben klar gemacht, dass eine Industrie, die jährlich
hunderttausende Menschenleben auf dem Gewissen hat, sich nicht einfach
mit einer unbedeutenden Summe ihre Absolution erkaufen kann.
So blieb den Tabakmultis auf dem amerikanischen Markt nichts anderes
übrig, als ernsthafte Einschnitte und Auflagen zu akzeptieren. Neben
dreistelligen Milliardenzahlungen wurden ihre Geschäfte stark
eingeschränkt, und Werbung in Zeitungen und Zeitschriften, die für
Jugendliche zugänglich sind, wurde durch das Abkommen abgeschafft. Auch
auf Plakatwänden und in Sportstadien darf die Tabakindustrie nicht mehr
werben, und das Sponsoring von Sportanlässen gehört zunehmend der
Vergangenheit an. Tabakwerbung in Radio und Fernsehen gibt es in den
USA bereits seit 1970 nicht mehr.
Der Jugendschutz wird in den USA nicht so fahrlässig gehandhabt, wie
von der deutschen Bundesregierung. Jugendliche haben nur noch wenig
Chancen, sich (illegal) Zigaretten zu besorgen. Die Tabakwarenautomaten
sind weitest gehend aus der Öffentlichkeit verschwunden, und auch im
Laden bekommen unter 18-Jährige keine Tabakdrogen mehr - der
Altersnachweis wird im Zweifelsfall definitiv verlangt. Daneben soll
auch die Erziehungsarbeit der Schulen, hin zum rauchfreien Leben,
inzwischen seine Wirkung zeigen.
Der Erfolg der jahrelangen Bemühungen zeigt immer deutlicher seine
Früchte. Im Jahr 2001 war der Anteil der Raucher an der US-Bevölkerung
auf 22,8 Prozent gesunken, nachdem er gut 20 Jahre zuvor noch bei 33,5
Prozent gelegen hatte.
Aber auch der Gesamtmarkt für Zigaretten schrumpft unaufhörlich weiter.
Im vergangenen Jahr wurden ein Fünftel weniger Zigaretten Zigaretten
verkauft, als im Jahr 1990, wo die Absatzzahlen noch bei 500 Milliarden
Stück gelegen hatten. Nicht nur die Zahl der Raucher sinkt, auch die
Zahl der konsumierten Zigaretten je Raucher geht weiter zurück. Diese
Aussage bestätigt auch Darryl Jayson von der Tobacco Merchants
Association: "Die Zigaretten, die der Angestellte im Büro und im Zug nicht mehr rauchen darf, holt er zu Hause kaum nach".
Einen Wermutstropfen dieser positiven Entwicklung in den USA gibt es
leider: durch den schwindenden Heimatmarkt haben sich viele
amerikanische Tabakkonzerne stark in Osteuropa breit gemacht. Dort
steckt auch der Nichtraucherschutz leider noch in den Kinderschuhen.