Schottland: einziges rauchfreies Pub des Landes voller Erfolg
[24.07.2004/pk]
Bereits im März dieses Jahres eröffnete in Glasgow das erste und bisher einzige
völlig rauchfreie Pub in Schottland. Die Phoenix Bar in der Queen
Street war nach fast 20 Jahren der Beginn einer neuen rauchfreien Ära
in Glasgow, wenn nicht sogar in ganz Schottland. Denn nach dem Verkauf
von "The Maltman" in der Renfield Street, der letzten rauchfreien Bar
in Glasgow, im Jahre 1987 verdunkelten Rauchschwaden alle Pubs und Bars
in Glasgow.
Der Eigentümer, die Firma "Laurel Pub Co." entschloss sich nach
positiven Erfahrungen mit vier rauchfreien Pubs in England (zwei davon
in London), diesen Schritt zu wagen. Nach Aussagen des Geschäftsführers
erzielten diese im Durchschnitt bereits ein Umsatzplus von 50 Prozent
gegenüber ihrer verrauchten Vergangenheit. Nördlich der Grenze, wo es
seit langen Jahren kein einziges rauchfreies Pub mehr gab, wurde also
ein passender Standort gesucht.
Nach Meinung der Journalisten wurde es auch Zeit für diesen Schritt.
Die meisten Schotten rauchen nicht. Und nach Umfrageergebnisse liegen
die Schotten mit 77 Prozent über dem britischen Durchschnitt von 73
Prozent, was den Wunsch nach Rauchfreiheit betrifft. Im ganzen
Vereinigten Königreich gibt es etwa 60.000 Pubs insgesamt, davon sind
aber nur etwa 30 rauchfrei!
Die Umwandlung in ein rauchfreies Pub war strategisch geplant, und nichts
dem Zufall überlassen worden. Warum wurde gerade dieses Pub ausgewählt,
den Vorreiter für eine rauchfreie Pub-Kultur in Schottland zu spielen?
Die Betreibergesellschaft war überzeugt, damit den idealen Kandidaten
für die Umwandlung gefunden zu haben. Zwei Drittel der Sitzplätze waren
bereits zuvor rauchfrei gewesen. Und die Gäste kamen überwiegend wegen
des Essens, und nicht für eine verräucherte Sauftour. Ein bedeutender
Anteil der Klientel bestand aus älteren Paaren, die zu einem
romatischen Dinner ausgingen, der Anteil der Besucher die regelmäßig
rauchten lag bei nur 30 Prozent.
Der Manager der Phoenix Bar, Ross Duncan, sagte über diese Änderung
seiner Geschäftspolitik gegenüber der schottischen Zeitung "Evening
Times" (in Auszügen):
"Es ist eine neue Herausforderung - und es wird wirklich gut werden.
... Die Reaktionen waren überwiegend positiv - ich würde nicht sagen
enthusiastisch, das wäre ein bisschen übertrieben - aber das Interesse
ist groß, zu sehen wie das funktionieren wird. ... Die Standardreaktion
ist 'Ein rauchfreies Pub in Glasgow? Das kann doch nicht Dein ernst
sein', aber insgesamt hat es sich beim Personal und den Kunden bewährt."
Trotz vieler Unkenrufe und ungläubigen Kopfschüttelns bei der
Verkündung der Entscheidung, das "Hogshead" zu renovieren und unter dem
neuen Namen "The Phoenix" als rauchfreies Pub neu zu eröffnen, kann
diese Entscheidung heute als voller Erfolg gefeiert werden. Denn
bereits drei Monate nach der Neueröffnung war der Getränkeumsatz um
sechs Prozent gestiegen, die Umsätze bei Speisen gar um 30 Prozent, und
der Gesamtumsatz des Pubs um zwölf Prozent. Übrigens, der neue Name
wurde gezielt gewählt; welcher wäre passender, als der des Phoenix, der
sich aus der Asche erhebt?
Die in London ansässige Pub-Kette zieht bereits weitere Standorte in
Schottland in Erwägung, einschließlich der Hauptstadt Edinburgh, die
auf den Weg der Rauchfreiheit gebracht werden sollen. Geplant ist
derzeit, zehn Prozent der im Besitz der Kette befindlichen Pubs in
rauchfreie Betriebe umzuwandeln.
Damit stellen sich die Betreiber auf jeden Fall günstig auf. Sollte
tatsächlich ein in Großbritannien derzeitig diskutiertes Rauchverbot
für alle Gastronomiebetriebe kommen, dann wären sie in der
Pole-Position, und hätten sich bereits im Vorfeld ihren Kundenstamm
gesichert. Und selbst wenn es nicht zu einer gesetzlichen Regelung
kommt kann ihnen niemand mehr ihren unternehmerischen Erfolg streitig
machen. Denn erfolgreich sind sie, die rauchfreien Pubs. Das zeigt sich
nicht nur an den Umsatzzahlen, sondern auch an den von weit anreisenden
Gästen, die endlich ihren Pub-Besuch rauchfrei genießen wollen.