[01.07.2004/pk]
Besonders erfreulich war im vergangenen Monat die Entscheidung des
Berliner Senats zur Einführung eines Rauchverbots an den Schulen.
Damit es jedoch nicht bei einer rauchfreien Insel inmitten einer verqualmten
Schullandschaft bleibt, ist natürlich die tatkräftige Unterstützung
aller verantwortungsbewussten Mitglieder unserer Gesellschaft gefragt.
Ganz besonders sollten sich hier alle Eltern, aber auch die
Lehrerinnen und Lehrer angesprochen fühlen,
in den Schulgremien und Elternbeiräten das Ziel rauchfreier
Schulen voranzutreiben.
Die Tabakindustrie hat schon lange erkannt,
dass Jugendliche in der Entwicklungsphase ein nachhaltiges Ziel für
den Absatz ihrer Suchtmittel darstellen. Aber Jugendliche sind nicht
nur besonders anfällig für die Manipulationen der Tabakmafia, sie
leiden langfristig auch am meisten unter den Folgen der giftigen und
gefährlichen Tabakprodukte. In diesem Zusammenhang äußerten einige
Zeitungen schon die Vermutung, die jetzige Jugend könnte zur ersten
Generation werden, die vor ihren Eltern stirbt. Darum ist eine
effektive und möglichst früh einsetzende Prävention dringend nötig.
Diese Bemühungen um rauchfreie Schulen sind jedoch nur ein Schritt
von vielen auf dem steinigen Weg der
Bekämpfung der häufig tödlich endenden Tabakdrogensucht. So
vielfältig wie die Verführungen der Tabakindustrie sind, so
vielfältig müssen auch die Gegenmaßnahmen sein. Es genügt nicht,
nur an diesem einem Punkt anzusetzen, und zu hoffen, dass der Rest
schon von selbst nachfolgt.
Der Schutz der Jugend ist in vielfacher Weise gefährdet. Nicht ohne
Grund werden in diesem Zusammenhang immer wieder die Hunderttausende
von Zigarettenautomaten genannt, an denen sich in Deutschland -
leider im wörtlichsten Sinne - jedes Kind ungehindert bedienen kann.
Und es ist kein Zufall, dass deutsche Jugendliche beim Qualmen den
traurigen Spitzenplatz in Europa einnehmen.
Diskutiert wird über den Jugendschutz schon lange, besonders auch im
Zusammenhang mit so gennanten legalen Drogen. Doch leider setzt sich
bei unseren (oftmals anscheinend nicht sehr objektiven) Politikern
nur sehr langsam die Erkenntnis durch, dass beispielsweise die
scheinheiligen Aktionen, Versprechungen und
Selbstbeschränkungsvereinbarungen der Tabakindustrie nicht einmal das
Papier Wert sind, auf dem sie geschrieben stehen.
Dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages liegen bereits
einige Petitionen zu diesem Themenbereich vor, an denen sich bisher
schon etliche SmokeFreeLiving-Mitglieder beteiligten. Im Forum und
einigen Artikeln wurde das Thema ebenfalls angesprochen und
diskutiert. Nun erreichte uns vom Petitionsausschuss die Nachricht,
dass hierzu ein Gesetzentwurf der Fraktionen SPD und Bündnis 90/Die
Grünen vorliegt. Das "Gesetz zur Verbesserung des Schutzes junger
Menschen vor Gefahren des Alkohol- und Tabakkonsums"
(Bundestags-Drucksache 15/2587) wird derzeit vom Finanzausschuss des
Deutschen Bundestags beraten.
Das ist zunächst eine sehr erfreuliche Nachricht. Aber getreu der
alten Weisheit "man soll den Tag nicht vor dem Abend loben" ist zu
bedenken, dass bis zur endgültigen Entscheidung die äußerst agile und
finanzstarke Tabaklobby mit Sicherheit alles versuchen wird, die
Jugendlichen auch weiterhin (bestenfalls bis zum Tod) als ihre Kunden
behalten zu können. (Anmerkung: Das Gesetz über die Sondersteuer auf
Alcopops wurde vom Bundesrat bereits blockiert.) Deshalb wäre es
wünschenswert, wenn möglichst viele unserer Leserinnen und Leser bei
diesem "Endspurt" zur Bekämpfung der Tabakdrogensucht bei
Jugendlichen noch einmal käftige Unterstützung leisten würden.
Schicken Sie Ihre Forderungen zum Schutz unserer Jugend vor den
Tabakdrogen als Petition an den Bundestag. Schreiben Sie Ihren
persönlichen Volksvertreter im Bundestag an, und unterstreichen Sie
diese Forderungen.
Schwerpunkte sollten insbesondere ein Verbot aller
Tabakwarenautomaten, ein generelles Rauchverbot an allen Schulen,
sowie die Umsetzung der nächsten Stufen der Tabaksteuererhöhung
(wogegen die Tabaklobby bereits Sturm läuft) sein. Da die
Kultushoheit Ländersache ist, kommt insbesondere der letzte Punkt
auch für eine Petition an das jeweilige Bundesland in Frage. Als
weitere Themen sind aber auch ein absolutes Tabakwerbeverbot
relevant, ein absolutes Rauchverbot für alle Talkshows in
öffentlich-rechtlichen Sendern, sowie ein Verbot der Demonstration
des Tabakkonsums (womit die Tabakindustrie bereits seit geraumer Zeit
bestehende Einschränkungen der Tabakwerbung umgeht) im Fernsehen, wie
auch in allen Filmen, die für Jugendliche unter 18 Jahren zugänglich
sind. Auch das Sponsoring von "Aufklärungskampagnen" durch die
Tabakindustrie ist kontraproduktiv, und muss abgeschafft werden.
Empfindliche Strafen bei Missachtung des Verkaufsverbots von Alkohol
und Tabakwaren an Jugendlichen würden ebenfalls eine beachtliche
Wirkung erzielen.