[03.06.2004/ls]
Vom ersten Tag des Rauchverbots in der norwegischen Gastronomie berichtete
die FAZ gestern in ihrem Artikel "Das große Thema am Tresen".
Die Tageszeitung zitiert die Aussage mehrerer Bartender, die sich zu ihrer
eigenen Überraschung am Dienstag Abend, dem ersten Tag des
Rauchverbots, vor volleren Kneipen als sonst sahen.
Nach dem Zeitungsbericht akzeptierten selbst die Raucher das
Rauchverbot erstaunlich gelassen, da die Norweger, so die FAZ, in der
Regel vernunftgeleitete Wesen sind. Angesichts von Umfrageergebnissen,
nach denen 90 Prozent aller Norweger glauben, Rauchen sei "weder sexy
noch trendy", erscheint diese Aussage tatsächlich zutreffend. Im
direkten Vergleich scheinen die Deutschen insgesamt zu den weniger
"vernunftgeleiteten Wesen" zu gehören.
Die erste Bewährungsprobe war damit positiv verlaufen. Allerdings waren
bei einer 60- bis 80-prozentigen Zustimmung der norwegischen
Bevölkerung, wobei auch Raucher inbegriffen sind, keine ernsthaften
Proteste erwartet worden.
Von der neuen Lebensqualität in der norwegischen Gastronomie
profitieren jedoch nicht nur die Angestellten durch den Schutz ihrer
Gesundheit und ihres Wohlbefindens, sowie die Allgemeinheit durch
geringere Kosten. In Norwegen leben etwa 200000 Asthma- und
Allergieanfällige, die jetzt endlich wieder einen Kneipenbummel
riskieren können.
Die Bedingungen, an denen das Rauchverbot aufgehängt ist, sind leicht
nachvollziehbar: wenn Getränke und Essen angeboten werden darf in
geschlossenen Räumen nicht geraucht werden. Als Konsequenz dürfen Bars
und Restaurants keine Raucherzimmer einrichten. Für Angestellte gibt es
zwar eine Ausnahme. Die berücksichtigt jedoch das jahrelange
Ungleichgewicht zu Gunsten der Raucher und deren ungebremsten
Ausbreitungsdrang, und erlaubt nur dann Raucherzimmer für Angestellte,
wenn sie kleiner sind als die für Nichtraucher.
Ein offenbar selbst rauchender Restaurantbesitzer, der aus Wut über das
neue Gesetz jeglichen Verstand und Anstand verliert, wird von dem
Zeitungsartikel aber auch zitiert: "Ein
Restaurantbesitzer sagt, er werde jedesmal die Polizei rufen, wenn
jemand raucht, und bald werde sich der Irrsinn des "talibanesken"
Gesetzes zeigen."
Wie lange wird es denn noch dauern, bis den militanten Rauchern endlich
klar wird, dass der Schutz der Gesundheit der Mitmenschen ein
Grundrecht ist? Wie lange greifen uneinsichtige Raucher denn noch in
die Trickkiste der Verunglimpfung von gesundheitsbewussten Menschen,
nur weil sie ihre Sucht-Infrastruktur gefährdet sehen? Sind denn
Gesundheitsfreunde, kranke oder atemwegsgeschädigte Menschen von
militanten Rauchern nicht schon zu oft durch Vergleiche mit Nazis
verunglimpft, oder als "EU-Gesundheitsnazis", "Taliban" usw.
abgekanzelt worden?