[03.06.2004/pk]
Tabakrauch ist alkalisch und löst sich deshalb sehr schnell im Speichel auf.
Dadurch entsteht auch die unmittelbare Wirkung des Nikotins, das über
den Speichel in den Blutkreislauf und damit auch direkt ins Gehirn
gelangt.
Seit längerem ist die destruktive Wirkung des Rauchens auf den Mundraum
bekannt. Die Folgen sind Mundhöhlenkrebs, schädliche Auswirkungen auf
Zähne und Zahnfleisch, aber auch ein Verlust von Geruchs- und
Geschmackssinn (Quelle: Qualimedic.de).
Forscher der medizinischen Fakultät des Technion-Israel Institute of
Technology in Haifa konnten nun diese Zusammenhänge näher beleuchten. In
seiner Studie, die am 25. Mai 2004 im British Journal of Cancer
veröffentlicht wurde, konnte das Forscherteam um Dr. Rafi M. Nagler
nachweisen, dass Speichel in Verbindung mit Tabakrauch nicht nur seine
Schutzwirkung verliert, sondern selbst zur Krebs erregenden Substanz
wird, die Zellen in Mund und Mundhöhle zerstört.
Für den Nachweis hatten die Wissenschaftler aus dem Mund
stammende Krebszellen im Labor vermehrt. Die Zellen setzten sie einem
Gemisch von Zigarettenrauch und Speichel aus. Das Resultat war nicht
wie bei gesundem Speichel eine Bekämpfung der Krebszellen, sondern im
Gegenteil ein beschleunigtes Tumorwachstum. Die Forscher konnten
beobachten, dass umso mehr Zellen geschädigt wurden, je länger sie dem
kontaminierten Speichel ausgesetzt waren.
Speichel enthält normalerweise antioxidativ wirkende Substanzen, die
den Körper vor Infektionen und auch Krebs schützen. Die wichtigen
Enzyme werden durch Tabakrauch zerstört, wodurch freie Radikale, aber
auch die im Rauch (der sich besonders gut im Speichel löst) enthaltenen
Krebs erregenden Substanzen, ihre zerstörerische Wirkung ungehindert
entfalten können.
Nach Angaben der Wissenschaftler sind zwischen zwei und vier Prozent
aller neuen Krebsfälle Krebserkrankungen im Mundraum wie etwa Nase,
Mund, Lippen, Rachen, Kehlkopf, Mandeln und Zahnfleisch. Die
Hauptverursacher dieser Krebserkrankungen, die sehr häufig tödlich
verlaufen, sind Zigaretten-, Zigarren- und Pfeifenrauch, verstärkt
durch erhöhten Alkoholkonsum.
In einem Artikel von Pressetext (Schweiz)
wird Studienleiter Dr. Nagler zitiert, der von der Erkenntnis
schockiert ist, dass die Mischung aus Speichel und Rauch mehr Zellen im
Mundraum tötet als Zigarettenrauch allein: "Erstaunlich war, dass der
schützende Effekt des Speichels sich dazu umkehrt, um noch größere
Zerstörungen anzurichten."