[27.11.2003/pk]
Die Bad Tölzer Ausgabe der Süddeutschen Zeitung berichtet in einem Artikel
vom 24.11.2003 über die (lokale) Veranstaltung "Kids Talk". Hier kommen
Jugendliche mit Polizei und Jugendamt zusammen und dürfen Fragen stellen.
Unter diversen Themen, die für Teenager wichtig sind, tauchen natürlich auch
Fragen nach dem Rauchen auf.
Dass die bisherige Aufklärungsarbeit in Bezug auf das Rauchen
unzulänglich ist, zeigen so mache Antworten der Jugendlichen.
Beispielsweise kamen folgende Antworten auf die Frage Ab welchem Alter
darf man in der Öffentlichkeit rauchen?: ab 16, oder auch
quatsch, ab zehn bis hin zur "Erkenntnis" zu Hause darf ich
schon mit null Jahren rauchen.
(Anm. d. Red.: dass viele Kinder zu Hause mitrauchen müssen wird ihnen
vielfach gar nicht bewusst, da sie nichts Anderes kennen.)
Dagegen wissen die Jugendlichen aber schon, warum manche Leute rauchen:
Weil man cool sein will, aber auch weil man Liebeskummer hat
oder weil man meint, dass man dann mehr Freunde hat.
Offensichtlich hat die Tabakwerbung ihr Ziel selbst bei Teenagern aller
Altersstufen schon erreicht: bei ihnen wird sich in entsprechenden
(Problem-)Situationen garantiert die Assoziation zum Rauchen und der
Griff zur Zigarette aufdrängen.
Als Fazit dieser ersten Begegnung zum "Kids Talk" lässt sich ableiten,
dass die Aufklärungspolitik der Bundesregierung und auch die Kampagne
des Bundesgesundheitsministeriums (die interessanterweise von der
Tabakindustrie gesponsert wird) dem häufig geäußerten Vorwurf
entsprechen: an Stelle der Aufklärung der Kinder über die bittere
Wahrheit und die tödlichen Folgen des Rauchens wird nur ein Bild als
Problemlöser und der "Coolness-Faktor" vermittelt.
Das Eigenlob der Bundesregierung bezüglich ihrer Erfolge in der
Drogenpolitik ist also keineswegs gerechtfertigt.
Andererseits zeigt aber diese lokale Initiative nicht nur, wie
notwendig ein direktes Gespräch mit den Jugendlichen ist, sondern auch
deren ungestillten Wissensdurst (der vielfach nur einseitig durch die
Werbung manipuliert wird). Dieses lobenswerte Engagement der
Bad Tölzer Jugendförderung in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt sollte
auch von anderen Städten als nachahmenswertes Vorbild betrachtet
und nachvollzogen werden.