Zusatzstoffe verstärken das Gesundheitsrisiko von Zigaretten
EU-Länder klären über Einsatz der wichtigsten Chemikalien in Tabakwaren auf
[15.09.2012/DKFZ/pk]
Die Tabakindustrie verwendet zahlreiche Zusatzstoffe, um die Attraktivität von Zigaretten zu steigern. Welche Substanzen hier zum Einsatz kommen und welche Wirkung sie haben, darüber informiert das Projekt PITOC (Public Information on Tobacco Control), das das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) gemeinsam mit dem niederländischen Nationalen Institut für Öffentliche Gesundheit und Umwelt entwickelt hat. Im Rahmen dieses Projekts schalteten am 13. September 2012 sechzehn europäische Länder Internetseiten frei, die über die vielfältigen Wirkungen von Tabakzusatzstoffen aufklären.
Zusatzstoffe können Zigaretten attraktiver machen, indem sie einige der unerwünschten Wirkungen, zu denen es beim Inhalieren von Tabakrauch kommt, unterdrücken. Einige überdecken den bitteren und scharfen Geruch und Geschmack des inhalierten Rauchs. Andere verringern seine atemwegreizende Wirkung, wodurch das Warnsignal des Körpers, dass der Rauch schädlich ist, beseitigt wird. Wieder andere färben Asche und Rauch weiß oder verbessern das Aussehen der Zigarette.
Die nun frei geschalteten Internetseiten bieten leicht verständliche, objektive Informationen über die Funktionsweise von vierzehn ausgewählten Zusatzstoffen und deren Wirkung auf die Gesundheit. Beschrieben werden unter anderem die Zusatzstoffe Zucker, Lakritz, Kakao, Menthol, Vanille, Zellulose und Glyzerin, welche die Hersteller dem Tabak gezielt zufügen, um die Zigaretten attraktiver zu machen.
So wird beispielsweise Vanille dem Tabak, dem Zigarettenpapier oder dem Filter zugefügt, um den scharfen Geschmack des Tabakrauchs zu überdecken. "Tabakzusatzstoffe erleichtern den Einstieg in das Rauchen und erschweren Rauchern aufgrund der angenehmeren Produkteigenschaften den Rauchstopp", warnt Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im Deutschen Krebsforschungszentrum. "Damit werden bereits gefährliche Produkte noch gefährlicher." Darüber hinaus entstehen beim Verbrennen vieler Zusatzstoffe zahlreiche Chemikalien, unter denen sich auch Substanzen befinden, die die Internationale Agentur für Krebsforschung IARC in Lyon als krebserzeugend eingestuft hat.
Insgesamt haben Tabakzusatzstoffe eine beträchtliche Wirkung auf die öffentliche Gesundheit, denn sie machen gesundheitsgefährdende Produkte attraktiver. Rauchen ist eine wesentliche Ursache für die Entstehung von Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen und Atemwegserkrankungen. In Europa sterben jedes Jahr fast 700.000 Menschen an den Folgen des Rauchens, in Deutschland allein 110.000 Menschen.
Von besonderer Bedeutung ist die Wirkung der Zusatzstoffe auf Jugendliche. Wie eine aktuelle Studie der Universität von San Francisco ermittelte, entwickeln Teenager bereits mit zwei Zigaretten täglich eine Nikotinsucht. Der Einstieg in die Sucht wird durch Zusatzstoffe erleichtert, die den abstoßenden Geschmack des inhalierten Qualms überdecken und Warnsignale sowie Abwehrreaktionen des Körpers außer Gefecht setzen.
Am Projekt PITOC sind folgende Länder beteiligt:
Niederlande, Deutschland, Belgien, Bulgarien, Polen, Rumänien, Estland, Malta, Österreich, Dänemark, Vereinigtes Königreich, Norwegen, Frankreich, Finnland, Türkei und Schweiz.
Das Rahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (WHO Framework Convention on Tobacco Control, FCTC) ist eine Reaktion auf die weltweite Tabakepidemie. Es soll dazu beitragen, die tabakbedingte Morbidität und Mortalität zu reduzieren. Artikel 9 und 10 des Rahmenübereinkommens betreffen die Regulierung der Zusammensetzung von Tabakprodukten. Sie verlangen, dass die Öffentlichkeit über Tabakprodukte informiert wird. In der partiellen Leitlinie zu Artikel 9 FCTC wird festgestellt, dass eine Regulierung der Zusatzstoffe, welche die Attraktivität von Tabakprodukten reduzieren soll, dazu beitragen kann, dass weniger Menschen Tabakprodukte konsumieren und abhängig werden.
Die europäische Tabakprodukt-Richtlinie 2001/37/EG schreibt vor, dass die von den Herstellern zur Verfügung gestellten Angaben zu den Tabakzusatzstoffen den Verbrauchern zugänglich gemacht werden müssen.