Rauchverbot in der Öffentlichkeit fördert Rücksichtnahme im privaten Bereich
Verhaltensänderung reduziert Zahl passivrauchender Kinder
[17.03.2012/pk]
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat aktuelle Studienergebnisse veröffentlicht, die für Deutschland belastbare Zahlen und Fakten zu den Auswirkungen Rauchverboten auf den Tabakkonsum im häuslichen Bereich liefern. Bislang lagen derartige Aussagen nur aus dem Ausland vor. Nach den neuesten Erkenntnissen des DKFZ vermindern die gesetzlichen Rauchverbote in öffentlich zugänglichen Gebäuden auch in der Bundesrepublik den Tabakkonsum in den eigenen vier Wänden.
Davon profitieren vor allem die Kinder rauchender Eltern, die weniger häufig dem Passivrauchen ausgesetzt werden. Bei Eltern, die gerade Familienzuwachs bekommen haben, ist die Bereitschaft zum Verzicht auf den Glimmstängel am stärksten ausgeprägt. Aufhörwillige, die ihre Nikotinsucht abschütteln möchten, zeigen sich ebenfalls stark motiviert, zu Hause nicht mehr zu qualmen. Auch die Befürworter des Rauchverbots in der Gastronomie verzichten in den eigenen vier Wänden freiwillig auf das Rauchen.
Die Unkenrufe der Tabaklobby von der Verdrängung des Rauchens in den privaten Bereich haben sich demnach nicht bewahrheitet. Insbesondere die Gastronomenverbände, allen voran der DEHOGA, hatten unisono mit der Tabakindustrie eindringlich vor der Gefahr einer Verlagerung in den häuslichen Bereich gewarnt. Angeblich sollten diese Warnungen dem Schutz der Kinder dienen, um ihnen eine höhere Passivrauchbelastung im Elternhaus zu ersparen. Die Realität hat jedoch nicht nur die eigennützigen Fehlannahmen der Tabakverfechter entlarvt, sondern vor allem die Notwendigkeit eines gestärkten Bewusstseins über die Gefahren des Tabakkonsums demonstriert.
Für die repräsentative Studie hatten die Wissenschaftler die Daten von etwa 4600 Rauchern aus vier europäischen Ländern ausgewertet. In allen betrachteten Staaten war nach der Einführung gesetzlicher Regelungen zum Schutz vor Zwangsmitrauchen der Anteil der Raucher deutlich gestiegen, die ein öffentliches Rauchverbot ohne Zwang auf ihr Heim augedehnt hatten. In Frankreich führten immerhin 17 Prozent der Raucher eine solche freiwillige Regelung ein, in Irland 25 Prozent. In den Niederlanden folgten 28 Prozent diesem Vorbild, und in Deutschland waren es ganze 38 Prozent, die den Tabakqualm aus ihrem Zuhause verbannten.
Diese durch gesetzliche Regelungen zum Nichtraucherschutz hervorgerufenen Verhaltensänderung der Raucher bestätigt frühere Untersuchungen aus Schottland, Wales, Irland und Neuseeland. Die Studie ergab noch eine weitere interessante Einsicht: die durchschnittliche Zahl gerauchter Zigaretten sank nach Inkrafttreten des gesetzlichen Rauchverbots in Deutschland um fünf Prozent.
Aus der Studie lässt sich eine weitere Schlussfolgerung ziehen, der von den Forschern jedoch nicht im Detail nachgegangen wurde. Die Rauchverbotsgegner unter den Gastronomen hatten Panik vor einem Kneipensterben durch das Fernbleiben der rauchenden Gäste geschürt. Als Begründung dafür hatten sie angeführt, dass die Raucher zu Hause ungehindert ihre Kippe zum Bier paffen könnten und deswegen die gesetzlich reglementierten Gastronomiebetriebe meiden würden. Laut Studienergebnissen hat diese behauptete Verlagerung des Rauchens in den privaten Bereich jedoch nicht stattgefunden. Die Annahme der Tabaklobbyisten hat sich also nicht erfüllt, so dass es keinen Grund gibt, an das durch Rauchverbote verursachte prognostizierte Kneipensterben zu glauben.
Fazit: Die alten Tabaklobby-Klischees haben ausgedient, die das Rauchen als Synonym für soziale Akzeptanz propagieren sollten. Klare und verbindliche Regeln bezüglich des Gebrauchs der Tabakdroge üben auf viele Raucher eine positive Signalwirkung aus. Sie fördern die Stärkung der Sozialkompetenz und geben den verunsichterten Kunden der Tabakindustrie das Selbstvertrauen, sich zur Freiheit zu bekennen. Denn nur rauchfrei ist wirklich frei. Erwägenswert ist im Zusammenhang mit diesem Studienergebnis sicherlich auch ein gesetzliches Rauchverbot im Auto, um Raucherkinder besser zu schützen.