Ethikrat verbannt Tabakindustrie aus norwegischem Pensionsfonds
Konsequente Umsetzung der internationalen Tabakkonvention (FCTC)
[06.02.2010/pk]
Der norwegische staatliche Pensionsfonds hat auf Empfehlung des Ethikrats 17 Tabakdrogenhersteller ausgeschlossen. Wie das norwegische Finanzministerium im Januar bekannt gab, wurde die im April des vergangenen Jahres empfohlene Desinvestition inzwischen abgeschlossen. Finanzminister Johnsen nannte als ausschlaggebende Kriterien das Inkraftreten der internationalen Rahmenkonvention über die Tabakkontrolle der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die damit einhergehende Verschärfung des Norwegischen Tabakgesetzes.
Der norwegische Pensionsfonds zählt mit einem Investitionsvolumen von mehr als 300 Milliarden Euro zu den weltweit größten Staatsfonds. Der Fonds, dessen Einnahmen aus den gesamten Erdöl- und Gaseinnahmen Norwegens und den Investitionserträgen stammen, etablierte bereits 2004 moralische Investitionsleitlinien, die vom Ethikrat des Finanzministeriums erarbeitet wurden. Diese legen unter anderem fest, dass der Pensionsfonds nicht in Unternehmen investiert, die Menschenrechte verletzen, Korruption unterstützen oder der Umwelt schaden.
Da die Tabakindustrie bereits in allen drei Bereichen für negative Schlagzeilen sorgte, äußerten Kritiker seit Jahren ihr Unverständnis darüber, dass Tabakaktien immer noch im norwegischen Staatsfonds vertreten waren. Der Ethikrat, dessen Entscheidung über einen Ausschluss endgültig und unwiderruflich ist, ließ sich für seine Prüfung viel Zeit. Mit dem Ausschluss der 17 Tabakunternehmen, zu denen die weltweit größten Hersteller von Tabakdrogen zählen, ist das Thema jedoch nicht zwangsläufig abgeschlossen. Da die ethische Richtlinie unabhängig vom Grad der Verstrickung eines Unternehmens in Tabakdrogen gilt, können nach eingehender Prüfung weitere ethisch nicht tragbare Firmen aus dem Fonds gestrichen werden.
Die Norwegische Zentralbank, die den Fonds verwaltet, lehnte eine Stellungnahme zum Investitionsvolumen der betroffenen Anteilsscheine vor dem Abverkauf ab. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters befanden sich Ende 2008 Tabakaktien im Wert von etwa 14,6 Milliarden Norwegischen Kronen (umgerechnet etwa 1,8 Milliarden Euro) im Besitz des staatlichen Pensionsfonds. Daten für 2009 wurden nicht veröffentlicht.
Die größten Beteiligungen des norwegischen Staatsfonds beinhalteten Ende 2008 eine 1,3-prozentige Beteiligung an British American Tobacco Plc im Wert von zirka 600 Millionen Euro, 0,5 Prozent der Aktien von Philip Morris International (etwa 400 Millionen Euro) und 1,3 Prozent der Anteilsscheine von Imperial Tobacco (ungefähr 300 Millionen Euro).
Nach Angaben des Ethikrats wird Tabakanbau vorwiegend in den USA, Indien, Brasilien, China und mehreren afrikanischen Staaten betrieben. In einigen dieser Länder ist der Anteil an gesundheitsgefährdender Kinderarbeit im Tabakanbau sehr hoch. Nach Angaben der WHO sterben jährlich weltweit mehr als fünf Millionen Menschen durch Tabakonsum. Eine Reihe von Investmentfonds lehnt Beteiligungen an Tabakfirmen aus ethischen Gründen ab. Noch lässt sich jedoch kein Trend ableiten, ob sich die ablehnende Haltung gegenüber Investitionen in Tabakdrogenhersteller allgemein durchsetzt.
Bislang hat der norwegische Pensionsfonds 29 Firmen aus seinem etwa 8.500 Unternehmensbeteiligungen umfassenden Portfolio ausgeschlossen, darunter auch Wal-Mart Stores Inc. Das norwegische Finanzministerium ist für die Auswahl der Aktien verantwortlich, die an Hand der Empfehlungen des Ethikrats erfolgt. Das Ministerium, das die Richtlinien festlegt, gibt den Ausschluss einzelner Beteiligungen nach deren Veräußerung bekannt.
Die vom norwegischen Pensionsfonds ausgeschlossenen Tabakfirmen sind:
Anmerkungen: Bezeichnend ist, dass "Die Zeit" zwar vor Jahren über den ethischen Anspruch des norwegischen Pensionsfonds berichtet hat, heute aber die Meldung über die Aufnahme der Tabakindustrie in den Katalog ethisch bedenklicher Investitionen einfach unter den Tisch kehrt. Denn Herausgeber der Zeit ist der uneinsichtige Oberqualmer der Nation, Altbundeskanzler Helmut Schmidt.
Immer wieder ist festzustellen, dass die angeblich unabhängige deutsche Presse für die Tabakindustrie unangenehme Fakten und Informationen über diesen mörderischen Industriezweig unterdrückt. Im Gegensatz dazu sind ausländische Publikationen augenscheinlich offener und unabhängiger in ihrer Berichterstattung. Wahrscheinlich ist es für Tabakindustrie auf dem wichtigen deutschen Markt bereits ein großer Erfolg, dass weniger gebildete Menschen ohne nennenswerte Fremdsprachenkenntnisse, die ohnehin den Hauptanteil der Raucher stellen, auf einem der weltweit größten Tabakdrogenmärkte in Unkenntnis gehalten werden. Ein interessantes Beispiel, wie Bildungsstand und Raucherquote miteinander korrelieren.